Auf zur Lourdesgrotte und zur Kleinen Utzenfluh
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim
Vor einiger Zeit wollten wir zur Utzenfelder Weidbuche wandern. Leider schneites es etwas am damaligen Wandertag, so dass wir eine Tour auf dem schneefreien Rad- und Wanderweg nach Todtnau unternahmen. Unser Wanderorganisator Toni hatte schon damals die Wanderstrecke dankenswerter Weise an die Teilnehmer versandt. Nun wurde die etwas abgekürzte Tour am Mittwoch, den 19. März 2025 nachgeholt (ohne den Aufstieg zur Weidbuche).
Einen Tag vor Frühlingsanfang wanderten wir zu fünft an einem sonnigen Tag frohen Mutes vom Utzenfelder Parkplatz an der Wiesenbrücke auf schmalen Waldwegen bergauf zur Lourdesgrotte.
Die Lourdesgrotte
Wir ruhten uns nach dem ersten Anstieg auf einer Bank gegenüber der im Felsen angelegten Lourdesgrotte oberhalb von Utzenfeld aus. Auf einer Tafel wurde die Geschichte der Gotte detailliert dargestellt. Die Grotte wurde auf Anregung der Familie Lais aus Liebe und Dank für die Heilung der Frau Lais erbaut und gestiftet. Der Bau erfolgte zwischen 1910 und 1911. Der Maler und Künstler Konrad Asal sorgte dafür, dass die Gottesmutter heute in frischen Farben bis hinunter ins Tal leuchtet.
Turnunterricht auf einer Wiese
Nach der Rast waren wir wieder etwas ausgeruht und es ging weiter. Wir kamen an der Blockschutthalde vorbei. Diese entstand durch das Abschmelzen der Gletscher. Durch häufigen Temperaturwechsel und Frostsprengung wurde der Felsen zerkleinert, so dass ein großes Areal von zerkleinerten Steinen heute zu sehen ist. Hier leben hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten, so die Schlingnatter, Zauneidechse, die Rotflügelige Ödlandschrecke und die italienische Schönschrecke. Es wachsen hier auch verschiedene Flechten- und Moosarten.
Das anchliessende Glattfeld wird seit Jahrhunderten als Weide genutzt. Nach dem Krieg wurden hier nicht nur Rinder und Ziegen gesehen, sondern auch Zweibeinige. Vor 1963 wurde der Turnunterricht mangels Sportplatz und Turnhalle auf dem abgelegenen Glattfeld in einer Senke abgehalten. Auf einem Bild sah man die Sportler mit langen Hosen herumlaufen. „Oben, dem Himmel näher als der Erde und umgeben von paradiesischer Stille, machte der Sportunterricht Kindern wie Lehrer gleichmassen Spass“, wie der Autor auf einer Tafel beschrieb. Nach dem Bau der Sporthalle hatten Rinder und Ziegen den Platz wieder für sich.
Auf zur Kleinen Utzenfluh
Das Naturschutzgebiet Utzenfluh befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinden Todtnau und Utzenfeld im Landkreis Lörrach. Die Grosse und die Kleine Utzenfluh besteht aus Schiefer- und Silikatfelsen. Die Gegend weist eine Vielfalt von ungewöhnlichen Pflanzen- und Tierarten auf. Leider konnten wir im März noch nicht die Weisse Fetthenne, den Apollo-Falter und die Blühende Felsenbirne entdecken. Den Apollo-Falter hätten wir auch im späten Frühjahr oder Sommer nicht sehen können, da er inzwischen seine Lebensgrundlage verloren hat und kommt hier nicht mehr vor.
Nach einer zweiten Rast ging es steil bergab in Richtung unseres Parkplatzes. Zum Glück hatte Toni Wanderstöcke empfohlen, die wir bei einem fast alpinen Pfad gut gebrauchen konnten.
Es war eine interessante und abwechslungsreiche Wanderung. Leider gab es nur Grün auf den Wiesen, jedoch nicht an den Laubbäumen. Eine Bekannte, die meine Bilder betrachtete schrieb mir auf WhatsApp; „Die Landschaft sieht aber trostlos aus.“ Das sahen wir anders, es gibt auch Freude an einer braunen Landschaft. Alle warten sehnsüchtig auf den Frühling, der bald auch in den Wald einzieht.
Historisches Landgasthaus
Nach Wanderungen kehren wir immer in eine gute Wirtschaft ein. Oft dauert der Aufenthalt schon mal länger als so manche Tour. Diesmal war das Genossenschaftliche Dorfgasthaus Rössle in Geschwend unser Ziel. Wir speisten vorzüglich. Wir fünf entschieden uns zu einem gleichen Gericht, nämlich dem „Dreierlei“. Es bestand aus Wurstsalat, Quark, Salate und Bratkartoffeln für 18,20 Euro. Wir tranken dazu das allseits beliebte Waldhaus-Bier.
Ganz interessant ist die Geschichte des alten Hauses. Die erste urkundliche Erwähnung des Anwesens mit dem Bau als Schwarzwaldhaus erfolgte 1773. 1850 war das Gasthaus zum Rössle Pferdewechselstation mit dem verwandten Gasthaus Rössle in Todtmoos-Strick. Mit den Pferdegespannen wurde das Wiesental über die bekannte Passstrasse „Hochkopf“ mit dem Todtmoosertal verbunden. Nachdem die ehemalige Wirtin und Besitzerin ins Altersheim kam, stand das denkmalgeschützte Schwarzwaldhaus 2008 leer. Vier Geschwender Familien hatten 2011 eine glänzende Idee. Sie wollten das Gebäude wiedereröffnen und gründeten eine Interessengemeinschaft, die bald darauf eine Genossenschaft wurde. Die Restaurierung war mit einer immensen Arbeit verbunden. Die Geschwender und viele ortsfremde Unterstützer schafften etwas ganz Besonderes: Der Erhalt des historischen Gasthauses und die Wiedereröffnung eines Treffpunktes für das Dorf. Die Eröffnung folgte 2013. Die Mühe hat sich gelohnt. Das sieht man auch an den vielen begeisterten Gästen. Auch wir waren höchst zufrieden. Es ist jedoch ratsam, sich anzumelden.
Komoot-Wanderkarte
https://www.komoot.com/de-de/plan/tour/d01AtlpUAB46X8=EvbcBJlDTYGxtWVlvsxOLjbg0TKiacog3SFlyWpHwvLciLr6gd7BfNA=/@47.8041528,7.9238321,15.450z
Infos
https://dasroessle.de/
https://www.waldhaus-bier.de/
de.wikipedia.org/wiki/Utzenfluh
https://www.badische-zeitung.de/sonderthemen/das-roessle-geschwend-35987/uebersicht/gasthaus-roessle-todtnau-genossenschaftliches-gasthaus-als-vorzeigeobjekt-baudenkmal-wiedereroeffnung-badische-speisen-131891
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