Spinnennetze – Fallen in der Natur
Autorin: Elisabeth Faber, Hobbyfotografin, Freiburg im Breisgau
Spinnen zählen nicht zu den Insekten, sondern bilden eine eigene Klasse von Tieren, die so genannten Spinnentiere. Viele Leute ekeln sich vor Spinnen, obwohl sie in Häusern nützlich sein können, da sie Mücken, Fruchtfliegen und kleine Motten fangen.
Besonderheiten der Spinnseide
Alle Webspinnen können Spinnenseide herstellen. Der Spinnfaden entsteht aus einer Flüssigkeit, die die Webspinnen in ihren Spinndrüsen im Hinterleib tragen. Sobald die Flüssigkeit an die Luft geschossen wird, wird sie zu reißfesten Fäden.
- Die Spinnseide ist klebrig, Beutetiere verfangen sich darin und können sich nicht mehr befreien.
- Die Spinnseide ist äußerst elastisch. Das gefangene Insekt kann das Netz beim Versuch, sich davon zu befreien, nicht zerstören.
- Die dünnen Netzfäden sind für fliegende Insekten fast unsichtbar.
Aus der Spinndrüse im Hinterleib bildet die Spinne den Spinnfaden, mit dem sie sich abseilen kann. Fädelt sie sich wieder hoch, frisst sie den Faden auf ihrem Weg nach oben auf. Der Spinnfaden ist sehr leicht, etwa 20-mal dünner als ein Haar und reißfest.
Entstehung und Eigenschaften eines Spinnnetzes
Wenn eine Spinne ein Netz bauen möchte, muss sie zunächst einen Faden über einen freien Raum spannen. Dafür läuft sie entweder einen Umweg über den Boden, oder sie lässt den leichten Faden, an dessen Ende so etwas wie ein kleines Segel hängt, in der Luft flattern und hofft, dass das Ende zu einer anderen Stelle geweht wird und dort festklebt. Gelingt dies nicht, zieht sie den Faden wieder ein und frisst ihn auf. Sobald der Faden eine Brücke bildet, kann die Spinne das Netz bauen.
Das klebrige Netz kann nicht nur für Insekten zur Falle werden, sondern auch für die Spinne selbst. Die acht Beine der Spinne sind jedoch mit Öl überzogen, sodass die Klebefäden nicht so gut an ihren Füßen haften bleiben. Die Spinne hat an jedem Fuß drei kleine Haken, mit denen sie den Faden umklammert.
Im Netz gibt es zusätzlich nicht-klebrige Fäden, auf denen die Spinne herumlaufen und zu jeder Stelle im Netz gelangen kann. Über die Bewegung eines Signalfadens spürt die Spinne, dass etwas in ihr Netz geflogen ist. Sofort läuft sie hin, um die Beute aufzufressen.
Die unterschiedlichen Netzformen
Radnetze sind symmetrisch und erinnern an ein Wagenrad. Die Radnetze hängen in der Flugbahn von Insekten, sodass die Beutetiere in das Netz hineinfliegen und an den klebrigen Fäden haften bleiben. Durch die Befreiungsversuche verwickeln sich die Beutetiere immer stärker. Die Spinne selbst bleibt zunächst in Wartestellung am Rande des Netzes, wo sie jede Bewegung im Netz wahrnimmt. Danach umhüllt die Spinne ihre Beute mit einem besonders weichen Faden, um sie aussaugen zu können.
Baldachinnetze oder auch Deckennetze sind häufig in Wiesen und Hecken zu finden. Diese Netze bestehen oft aus zwei verschiedenen Netzen. Ein Netz sieht einem Radnetz ähnlich, erscheint jedoch horizontal (nicht vertikal). Darüber wird ein größeres Netzgewirr gewebt, das aus nicht klebenden Fäden besteht. Fliegt das Insekt in dieses Netzgewirr, fällt es in das darunter liegende klebrige Radnetz. Auch hier ist die Spinne in Wartestellung unterhalb des Netzes mit der Bauchseite nach oben. Daher ist auch bei vielen Spinnen dieser Art oftmals die Bauchseite dunkel, damit sie von oben gesehen vor dem Erdboden dunkel sind und besser getarnt sind.
Trichternetze sind röhrenartig und erinnern an einen Trichter. Sie sind vor allemin Garagen und Kellern oder am Erdboden zu sehen. Aus den Gespinstteppichen bildet die Spinne einen Trichter, der am Ende in eine offene Röhre übergeht. In der Röhre sitzt die Spinne und wartet auf Insekten, die in den weit geöffneten Trichter laufen. Verfängt sich ein Insekt, spürt die Spinne Vibrationen, eilt zurBeute und schleppt sie in das Innere der Röhre, um sie zu verspeisen.
Spinnenseide und Spinnennetz als Vorbild
Schon seit Jahrhunderten knüpfen Fischer Netze für den Fischfang. Beim Sport (Fußball, Tennis…) sind Netze nicht wegzudenken. In der Architektur wird die leichte und dennoch stabile Bauweise des Spinnennetzes bei vielen Gebäuden angewendet wie zum Beispiel beim Dach des Olympiastadions in München.
1884 wurde die Kunstseide erfunden als Weiterentwicklung der Naturseide, die von Schmetterlingsraupen gebildet wird. Seither hat die chemische Industrie immer neue Fasern auf den Markt gebracht. Vom Nylon in den 1930er-Jahren über Gewebe aus Acryl bis hin zu den heute entwickelten Mikrofasern und Spezialgeweben aus Kohlenstoff (Carbon).
Spinnenseide weist eine einmalige Kombination aus relativer Festigkeit und hoher Dehnbarkeit auf. Jetzt ist es Forschern der Technischen Universität München (TUM) gelungen, das Naturprodukt synthetisch herzustellen. Die neue Wissenschaft der „Bionik“ überträgt besondere Eigenschaften der Natur auf die technische Anwendung. Der Name Bionik setzt sich zusammen aus Biologie und Technik.
Anwendungsbereiche für das bionische Hightech-Material sind Hochleistungstextilien, Sportartikel oder Gewebeträgertextilien. Es ist aber auch für die Medizintechnik − vom chirurgischen Nahtmaterial über Wundauflagen bis hin zu Umhüllungen für Implantate − geeignet
https://www.uni-konstanz.de/bionik/Spinnennetz.pdf
https://nrw.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/spinnen/05471.html
https://www.biologie.uni-konstanz.de/botanischer-garten/besucherinformationen/fuehrungen-angebote/angebote/bionik/spinnennetz-und-spinnfaden/
https://www.duda.news/serie/spinnennetze-sind-klebrige-kunstwerke/
https://www.kindernetz.de/wissen/spinnennetz-staerker-als-stahl-100.html
https://www.biokon.de/spinnenseide-staerker-als-stahl-und-elastischer-als-nylon/
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