Mister Dulac und Tausendundeine Nacht
Illustrierte Märchenbücher des 19. und 20. Jahrhunderts
Autor: Günther Lang, Hobbyarchäologe, Badenweiler
Diese kleine Ausstellung von illustrierten Märchenbüchern macht nicht mal ansatzweise den Versuch eines Überblicks zum Thema „Märchen“, denn viel zu weit ist das Feld, das es zu beackern gibt.
Unzählige Geschichten – Sagen, Legenden, Märchen – gab und gibt es bei allen Völkern, in allen Kulturen. Denn egal wo und wie die Menschen lebten, ob im eisigen Norden mit ihren Rentierherden, jagend und sammelnd in den schwülheißen Urwäldern am Äquator oder ob sie mit ihren Tieren durch die Wüsten und Steppen der Kontinente zogen, man traf sich, setzte sich zusammen und erzählte sich die alten Geschichten die man von den Vorfahren gehört hatte. Erinnerungen und Berichte, die oft in schriftloser, grauer Vorzeit entstanden sind.
In Europa - erst relativ spät - beginnend im Mittelalter, wurden sie schriftlich festgehalten und gesammelt: die Lieder der Kelten, die „Sagas“ der Nordvölker, der „Nibelungen Not“ und anderes, das oft bis in die Völkerwanderungszeit und noch viel weiter zurückreicht.
In Deutschland trugen besonders Musäus, die Romantiker (die selbst auch Märchen schrieben: Kunstmärchen!) und natürlich - vor ca. 200 Jahren – die Brüder Grimm alles zusammen, was sie noch auffinden konnten, was ihnen zugetragen wurde.
Die große Beliebtheit der Märchen- und Sagen-Literatur kommt daher, dass man - mit einer gewissen Übertreibung - schon sagen kann, dass die meisten Märchen eigentlich auch kleine und doch recht spannende Kriminalgeschichten oder Abenteuererzählungen sind, in denen sich zum Schluss, Gottseidank, alles zum Guten wendet.
Immer handeln sie von Dingen, die Kinder schon sehr früh berühren. Beispielsweise: Gerechtigkeit, anfängliches Verlieren und zum Schluss doch der Sieg über die vermeintlich Starken und Unbesiegbaren, aber auch List und schließlich Erfolg – auch durch ehrliche Einfalt, Lob und Anerkennung, u.s.w.
Nun zum Ausgestellten.
1. Die sechs kleinen Bändchen des Verlags Gerlach und Wiedling bieten zum Einstieg einen nicht repräsentativen Querschnitt zum Thema Märchenbuch, es sind aber Klassiker der Märchenliteratur. Ein besonderes Augenmerk legte der Verlag auf die qualitätsvolle Illustration der Bücher durch namhafte Künstler des Jugendstils.
2. Ursprünglich waren nicht alle orientalischen Geschichten aus Tausend und einer Nacht für Kinderohren bestimmt. Die erste wirklich große Übersetzung, „aus dem Urtext, vollständig und treu“, durch den Sulzburger Orientalisten und Übersetzer, Professor Dr. Gustav Weil ( 1808 – 1889) machten sie für die breite Leserschaft zugänglich.
Weil war übrigens der erste Jude der in Baden ordentlicher Professor (in Heidelberg) wurde. Zu seinem Andenken ist in Sulzburg – zurecht - eine Straße benannt. Wir stellen hier den illustrierten Band 1 und 2 in 7. Auflage, aus der Zeit um 1880, vor. Dazu noch ein paar neuere 1001 Nacht Ausgaben verschiedener Herausgeber.
3. Edmund Dulac (1882 – 1953) ist einer der ganz großen Buchillustratoren des beginnenden 20. Jahrhunderts. Franzose von Geburt, wanderte er 1905 nach England aus, übernahm 1912 die englische Staatsbürgerschaft. Er wurde besonders durch seine Buchillustrationen berühmt. Mit sicheren Konturen und herrlichen Farben schmückt er fantasievoll u.a. die Geschichten aus 1001 Nacht. Meines Erachtens gehören sie zum Besten was im Jugendstil in Bezug auf diese wunderbaren Märchengeschichten geschaffen wurde. Viel Spaß beim Betrachten!
Infos
www.muellheim.de
www.muellheim-touristik.de
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