Textatelier
BLOG vom: 16.04.2020

Satire – Zähnef(l)etschereien: Quarantamera

Autor: Reinhold Fetscher, Kabarettist, Schopfheim


Die Lage ist ernst. Die Nachrichten erschrecken uns. Aber den Humor nicht zu verlieren, das ist wohl das Wichtigste in dieser Corona-Krise. Eine Aufmunterung tut manchmal gut.

Der Alltag hat sich verändert. Bei manchen Familien liegen auch daheim die Nerven blank. Seit den Schulschliessungen werden die Kinder zu Hause betreut. Einige Eltern stöhnen und melden per WhatsApp: „Jetzt merken wir erst, dass nicht die Lehrer das Problem sind.“

Auch beim Kauf von Toilettenpapier sind einige Kunden völlig von der Rolle.
Bei der Warenbeschränkung auf eine Packung zeigte ein Käufer in einem umliegenden Supermarkt bei uns keine Einsicht. Deshalb wurde von ihm eine Kassiererin mit Lebensmitteln beschmissen.
Früher XXL-Angebote im Supermarkt und jetzt ein FKK-Sortiment: Nackte Regale. Während in Frankreich Rotwein und Kondome fehlen,
wird bei uns das Toilettenpapier knapp: Laut Statistik verbringt der Mensch drei Jahre seines Lebens auf der Toilette, Tendenz steigend. Das bedeutet: Die „Klobalisierung“ in den eigenen vier Wänden schreitet fort. Aber, warum brauchen wir so viel Klopapier?
Noch vor dem Kontakt-Verbot war es so: Wenn einer niest, dann kriegen 33 Durchfall.
Immer noch sind viele Hygiene-Artikel ausverkauft und Mundschutz: „Fehlanzeige!“

Vor den Schulschließungen sangen die Schüler an manchen Bildungseinrichtungen das Lied vom fehlenden Seifenspender: „I can’t get no Desinfection“.

In Köln singen die Narren in der fünften Jahreszeit: „Viva Colonia“. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Dieser Titel wird nicht als Quarantäne-Song „verhöhnert“, sondern das Ausgehverbot heißt jetzt „Quarantamera“: Wir bleiben daheim, das ist prima „Viva ohne Coronia“.

Auch Feste und Feiern finden nicht mehr statt. Geburtstag zu Hause wird dann mehr zu einer Art „Dinner for One“. Bleibt nur zu hoffen, dass wir bald wieder gemeinsam „Happy Birthday“ singen können und Happy und Birthday in Zukunft nicht getrennte Wege gehen.

Es ist ein Gebot der Stunde, dass wir nicht nur den Ärzten, dem Pflegepersonal und allen, die für uns Dienst tun, danken – sondern auch ihrem Aufruf folgen:
„Wir bleiben für euch da. Bleibt ihr bitte für uns daheim!“

 

http://www.fetscher-schopfheim.de/
www.zaehnefletschereien.de

Quelle: Zähnefletschereien (Auszüge aus der Kolumne im Wochenblatt und im
Reblandkurier vom 01.04.2020 und der Glosse in der Badischen Zeitung vom 27.03.2020).

 


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