Textatelier
BLOG vom: 11.09.2018

Auf dem Weg zum „Auge des Feldbergs“

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 


Die Ruhe geniessen am Feldsee
 

Bei schönstem Wetter fuhren wir über den Feldbergpass nach Bärental und zum Parkplatz Kunzenmoos. Von dort aus wanderten wir auf gut ausgeschilderten Wegen zum Feldsee und anschliessend zum Raimartihof.
Die Tour plante unser Wanderorganisator Toni von Lörrach in altbewährter Weise. Die Wanderung sollte 2 Stunden 30 Minuten dauern. Dabei musste eine Höhe von 170 Meter überwunden werden. Das war für uns eine moderate Strecke.

Während wir auf dem breiten Weg zum Feldsee, der als das Auge des Feldbergs bezeichnet wird, wanderten, überholten uns einige ältere Fahrer auf ihren E-Bikes. Nur ab und zu fuhren einige Radfahrer ohne diese Hilfe bergwärts hinauf. Die E-Bikes sind derzeit sehr beliebt. Verkauft werden solche Räder nicht nur an ältere, sondern immer an jüngere Leute.

Galloway-Rinder
Bald kamen wir an einer Almwiese vorbei. Dort grasten friedlich Galloway-Rinder. Wir suchten einen Bullen, aber es gab nur einige Kälbchen und weibliche Tiere. Die Galloway-Rinder sind sehr robust, sie eignen sich für die ganzjährige Freilandhaltung. Die Robustrasse stammt aus dem Kreis Galloway im Südwesten Schottlands. Es gibt verschieden gefärbte Rassen. Wir sahen auf der Wiese nur Rinder in Schwarz. John, gebürtiger Schotte in unserer Wandergruppe, weiss viel über diese Rinder zu erzählen. Er klärte uns über die Farbvariationen auf. Schwarz ist Standard, rot, dun (bräunlichrot), sowie belted (oder banded) galloway = schwarz/weiss/schwarz oder rot/weiss/rot oder dun/weiss/dun. „Die Belties wurden ursprünglich nicht als Galloways anerkannt, haben jetzt ihren eigenen Zuchtverband. In der Grösse sind sie meistens vergleichbar mit Highland-, Hinterwälder-Rinder oder Aberdeen Angus. Die Bullen kommen auf ein stolzes Gewicht um 1000 kg, die Kühe sind um die 650 kg schwer. Die Rinder haben ein sehr gutes Fleisch, geben im Vergleich zu den Turbokühen, die heute gezüchtet werden, wenig Milch.“

 


Feldsee
 

Nach knapp einer Stunde frequentierten wir rechter Hand das Hochmoor und gleich darauf kamen wir an den Feldsee. An einer flachen Stelle im Uferbereich hatten wir einen fantastischen Blick über den See, die sich im Wasser spiegelten Bäume und die darüber befindlichen Felswände (s. Foto). Toni war so begeistert, dass er ausrief: „Wenn man das sieht, kann man fromm werden.“

Nach einer kurzen Verweilzeit ging es weiter. Wir begegneten ein Ehepaar mit Hund.  Sie liessen den Hund ins Wasser. Voller Freude plantschte er kurze Zeit herum. „Hier ist das Baden verboten, auch für Hunde“, sagte unser Wanderfreund Bernd. Er hatte Recht. Das Baden ist im See für Mensch und Tier verboten. Zum einen liegt der See im Naturpark Südschwarzwald, dem ältesten Naturschutzgebiet von Baden-Württemberg (seit 1957) und zum anderen gedeiht im See das stachelsporige Brachsenkraut. Der Unterwasserfarn gedeiht in 1 bis 2 m Tiefe. Der Farn wächst ausser im Feldsee nur noch im Titisee.
Auch das Klettern auf den Felswänden um den See ist verboten.
Um den Feldsee herum wachsen seltene Pflanzen wie der violette Alpenmilchlattich, die Türkenbundlilie, das Wolfs-Eisenkraut und der Sonnentau.

Am Feldsee nahmen wir auf 2 Bänken Platz und genossen die Aussicht und die Ruhe. Ich liess meine Augen schweifen und bewunderte die Spiegelungen der Bäume im See, ab und zu waren Kringeln im Wasser, die von Fischen herrührten, zu sehen. In der Nähe des Ufers schwamm ganz allein eine hellbraune Entendame mit orangefarbenen Schnabel. Es war eine Stockente. Sie tauchte mit dem Köpfchen ins Wasser, um Nahrung zu suchen, dann schüttelte sie sich, breitete ihre Flügelchen aus, flog jedoch nicht fort, sondern schwamm weiter. Was mir auffiel, in der Nähe war kein farbenprächtiger Erpel zu sehen.

Ein Gletscherkarsee
Bei dieser ruhigen Phase unserer Wanderung kam mir auch die Entstehungsgeschichte des Sees in den Sinn.

Der 33 m tiefe Feldsee ist ein Gletscherkarstsee. Er ist der Grösste im Schwarzwald. Am Ufer befinden sich Überbleibsel der Eiszeit, eine Moräne und etwas weiter weg das Feldseemoor. In der Würmeiszeit vor 10 000 bis 11 000 Jahren befand sich hier ein Minigletscher.

Schier unglaublich, dass in der Würmeiszeit ein 1000 km2 grosser Gletscher den Schwarzwald bedeckte. Vom Feldberg ausgehend erstreckten sich viele Gletscher in die Täler. Der grösste Gletscher, der 24 km lange Albgletscher, reichte vom Feldbergmassiv über den Feldbergerhof, Menzenschwand bis nach St. Blasien. Der Eisstrom war 350 m mächtig. Zum Glück sind diese Eismassen heute verschwunden, denn sonst könnten wir das Wandern in diesem Gebiet vergessen.
Und wir könnten die Schönheiten des Sees und der Umgebung nicht bewundern.

 


Raimartihof
 

Schmackhaftes im Raimartihof
Nach der Ruhepause auf 2 Bänken wanderten wir entlang des Sees bis zum Ende des Gewässers. Wir genossen nochmals den Blick zurück. In der Ferne sahen wir den Seebuckgipfel (ist ein Gipfel des Feldberges) mit dem Bismarckdenkmal. Dann gingen wir mit schnellem Schritt zum Raimartihof, da wir zur Mittagszeit einen Hunger verspürten.  Der Hof ist ein beliebter Gasthof mit einheimischer Küche. Wir nahmen auf einer Bank unter einem Sonnenschirm Platz. Dann holten wir uns mittels Selbstbedienung die Speisen und Getränke. Da wir schon ganz auf Galloway-Rinder eingestimmt waren, verspeisten 4 aus unserer Gruppe Gulasch vom Galloway-Rind mit Spätzle. Das Fleisch war zart und geschmackvoll. Nur etwas Paprikaschärfe fehlte in der Sosse.

Der Hof wird von Ruth und Bernhard Andris in 6. Generation geführt. Der Hof wurde 1710 erbaut (die Hölzer wurden vor diesem Jahr geschlagen). 2010 fand die 300-Jahrfeier statt. Der Raimartihof wird seit 1825 als Gasthof betrieben.
Der Hof hat eine Feldseestube mit 48 Sitzplätzen, eine Bauernstube für 45 Sitzplätze und eine Schenkstube mit 32 Sitzplätzen. Die Bauernstube in der ursprünglichen Schwarzwaldtube hat eine niedrige Decke und einen grossen Kachelofen.

Nach dem ausgiebigen Mahl gingen wir auf der anderen Talseite wieder zurück. Wir wanderten durch Wälder, dann kamen wir auf freie Wegstellen. Rechts vom Wanderweg weiter abwärts grasten auf grünen Wiesen friedlich Kühe, aber diesmal machte ich keine Galloway-Rinder aus. Als Freund der Schmetterlinge schaute ich immer wieder nach Tagfaltern. Aber ich sah nur 2 Zitronenfalter und ein Landkärtchen. Die flogen wild herum, so dass ich leider keine Fotos machen konnte. Bernd war auch etwas enttäuscht, da er als Freund der Pilze keine Speisepilze fand. 2018 ist leider kein Pilzjahr.
Es war wieder ein sehr gelungene, schöne und nicht zu anstrengende Wandertour.

Internet
www.raimartihof.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Feldsee
www.suedschwarzwald.biz

 


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