Textatelier
BLOG vom: 28.02.2017

Köstliche und gesunde Rezepte mit Hafer

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 

Die folgenden Zubereitungen mit Hafer werden immer wieder von meinen Familienangehörigen gewünscht. Besonders beliebt sind die Walnuss-Plätzchen, die sehr schmackhaft und gesund sind. Für Schokoladenfreunde ist eine Variante möglich. Ich füge dann 50 g geriebene Schokolade in den Teig. Oft ist es so, dass ich einen Teil ohne und einen Teil mit Schokolade fabriziere. In der Regel verwende ich weniger Zucker und anstelle von Mandel sind Walnüsse (Baumnüsse) eine gute Alternative.
Die selbst hergestellten Plätzchen und Kuchen sind immer ein ganz besonderer Genuss. Sie schmecken auf jeden Fall besser als die gekauften Produkte. Voraussetzung sind jedoch gute Rezepte und ebensolche Hobbybäcker.

Walnuss-Haferflocken-Plätzchen

Zutaten:
125 g Butter, 120 g Vollrohrzucker, 1 Ei (getrennt), 200 g Blütenzarte Köllnflocken, 100 g gemahlene Walnüsse, 1 TL Backpulver, etwas geriebene Zitronenschale, 1 Eigelb.

Zubereitung:
Butter, Zucker und Eigelb schaumig rühren, Haferflocken (Köllnflocken), Walnüsse, Backpulver und abgeriebene Zitronenschale dazugeben und gut verrühren. Dann wird der Eischnee untergemischt. Teig ausrollen und mit einem Glas runde Plätzchen ausstechen, auf ein gefettetes Backblech oder auf Backfolie legen und mit Eigelb bestreichen.
Backzeit: ca. 15 Minuten bei 190 °C, mittlere Einschubleiste.

Anmerkung: Das Originalrezept mit Mandeln stammt aus der Broschüre „Aus Grossmutters Backbuch“ von Kölln. Hier noch ein weiteres Rezept aus dieser Broschüre (für das Textatelier wurde die Genehmigung zum Abdruck eingeholt).

Mexikanische Apfeltorte

Zutaten:
Füllung: 700 g Äpfel, Saft einer Bio-Zitrone, 40 g Butter, 75 g gehackte Mandel, 50 g Zucker.
Teig: 225 g Butter, 150 g Zucker, 5 Eier, 200 g Blütenzarte Köllnflocken, 75 g Weizenmehl (Type 405), 2 gestr. TL Backpulver, abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone, 1 Prise Salz, Fett für die Form.

Zubereitung:
Für die Füllung die Äpfel schälen und zerkleinern und mit dem Saft der Zitrone dünsten. Nach dem Abkühlen Butter, Mandeln und Zucker daruntermischen. Aus den übrigen Zutaten einen Teig rühren, von dem 2/3 in eine gefettete, dick mit Echten Kölln Kernigen ausgestreute Springform (28 cm Durchmesser) gegeben wird. Die Füllung darauf verteilen und mit einem Teelöffel kleine Häufchen des übrigen Teiges darauf geben, bei 190 °C auf mittlerer Einschubleiste 60 Minuten backen.

Anmerkung: Ich verwendete etwas weniger Butter (200 g) und eine geringere Portion Zucker (120 g). Ich schnippelte Jonagold-Äpfel. Diese sind süss-fein-säuerlich mit einem breiten Aroma.

Hafer-Drinks

Pausen-Becher: 200 g Joghurt mit 2 EL Kölln Instant Flocken und 1 EL Ahornsirup oder Honig verrühren und 2 EL Studentenfutter hinzufügen.

Guten Morgen Milch:  ½ Banane in 150 ml Milch oder Haferdrink (Smelk®) pürieren und mit 2 TL löslichem Kakao und 2 EL Kölln Instant Haferflocken mixen.

Guten Appetit!

Frischkornbrei nach Bruker
Walter Hess führte in seinem Glanzpunkte-Artikel „Was kann man gegen Verstopfung tun“ den Frischkornbrei nach Max-Otto Bruker auf. Hier ist das Rezept:
Der Frischkornbrei zur Behandlung der ernährungsbedingten Stuhlverstopfung wird nach Max-Otto Bruker aus einer Mischung von Roggen, Weizen, Gerste, Hafer oder Hirse oder aus einzelnen dieser Getreidearten zubereitet: 3 Esslöffel (EL) Getreidekörner (etwa 50 g) werden durch eine Getreidemühle, in einem Mixapparat oder in einer Kaffeemühle grob geschrotet. Das Mahlen muss jedes Mal frisch vor der Zubereitung vorgenommen werden.
Das gemahlene Getreide wird mit ungekochtem Leitungswasser zu einem Brei gerührt und 5 bis 12 Stunden stehen gelassen. Die Wassermenge wird so berechnet, dass nach der Quellung nichts weggegossen werden muss. Dann wird der Brei durch Zusatz von frischem Obst (nach Jahreszeit), Zitronensaft, 1 EL Rahm, Nüssen usw. tischfertig gemacht. Immer sollte auch ein Apfel hineingerieben und untergemischt werden.
Andere Milchprodukte als Rahm können zu Unverträglichkeiten führen.
Während eines Urlaubs in Ostfriesland wurde uns jeden Tag zum Frühstück ein Frischkornbrei gereicht. Dieser Brei hatte dann eine durchschlagende Wirkung: Man konnte jeden Tag einen zufriedenen Stuhlabgang entgegen sehen. Diesen Brei assen wir später auch ab und zu mit Genuss zu Hause.

Bircher- Müesli-Rezept
Für eine Portion:

  • 1 gehäufter Esslöffel Haferflocken
  • 3 Esslöffel Joghurt oder Milch
  • ein halber Teelöffel Honig
  • 1 Apfel, eine halbe Orange, eine halbe Banane
  • 1 Esslöffel gemischte Beeren (frisch oder tiefgefroren)
  • 1 Esslöffel gemahlene Nüsse
  • Etwas Zitronensaft, Joghurt und Honig unter die Haferflocken mischen.
  • Den Apfel reiben, Beeren, Orangen- und Bananenstücke unterheben, mit Nüssen bestreuen

Quelle: www.test.de

 

Anhang: Blick in alte Kochbücher
In älteren Kochbüchern gab es Rezepte mit Hafer. So wurden beispielsweise im Buch „Erprobte Kochrezepte“ von 1952  Haferschleimsuppen im Kapitel „Krankenkost“ empfohlen. Im „Appetit-Lexikon“ von 1894 werden die Hafergrütze und das Hafermehl als Kindernährmittel gepriesen. Der Autor bezeichnete die leicht verdaulichen Produkte als der „Gipfel alles Nahrhafte“.

Im „Koch- und Haushaltungsbuch“, das früher an viele  jungen Hausfrauen von ihren Müttern ans Herz gelegt wurde, gab es schon mehrere Hafer-Rezepte wie Haferflockenauflauf, Haferflockenkeks, Haferflockenringchen, Haferflockenspritzgebackenes, Hafergrütz- oder Haferflockensuppe und eine Haferschleimsuppe.

Das Kochen in den Kriegs- und Mangeljahren 1938-1947 war aus Mangel an Nahrungsmitteln nicht immer einfach. Die Fleischkost wurde stark eingeschränkt, dafür wurden vegetarische Gerichte publik. Rudolf Rösch gab 1939 in seinem Buch „Die fleischlose Kost“ diese Empfehlung: „Es ist ein besonderes Augenmerk darauf zu richten, in jeder Mahlzeit irgendein anderes eiweissreiches Nahrungsmittel an Stelle der früher gegebenen Fleischspeise zu haben. Als solche wäre zu nennen: alle Hülsenfrüchte, Pilze, Käse, Quark (Topfen), Eier, Milch, Haferflocken und Nüsse.“
In der damaligen Wiener Küche gab es Rezepte für Haferschnitzel, Graupengulyas und Erbsenlaibchen.

Nahrung von 1860
Die amtliche Beschreibung des Oberamts Calw berichtet 1860: „Die Nahrung der Bezirksbewohner besteht im Allgemeinen in rauhen Speisen, viel Sauerkraut (Sonntag und Donnerstag regelmässig), Kartoffeln, Blätterkohl, Haferbrei, Schweinefleisch, sehr viel Milch etc; besonders gilt den Waldbauern ein Stück geräucherten Specks mit Roggenbrot für ein treffliches Mahl.“
Quelle: „Schwarzwaldleben anno dazumal“ von Bernhard Oeschger und Edmund Weeger, DRW-Verlag Stuttgart 1989.

Schottischer Porridge
In dem Buch „The State of the Poor“ von 1797 ist das folgende Rezept für einen schottischen Porridge („eiliger Pudding“) abgedruckt. Die Zubereitung ging so:

„Er wird bereitet aus Haferschrot, Wasser und Salz in der folgenden Weise: Zu einem Liter Wasser, das in einem offenen Topf kocht, wird eine kleine Menge Salz gegeben und nach und nach fast ein halbes Kilo Haferschrot, wobei mit einem Stock oder Löffel umgerührt wird. Nach 2 oder 3 Minuten wird der kochende Brei recht dick; dann wir er aus dem Topf genommen und ist fertig zum Essen. Ein weiteres Kochen würde die Speise zäh und klebrig machen.“ Die Menge genügt für eine Mahlzeit von 2 Tagelöhnern. Bevor gefuttert wird, kann dieser „eilige Pudding“ noch mit heiser Milch, Bier oder einem Stück Butter oder Sirup verfeinert werden. Dann wird das Gericht als ausserordentlich nahrhaft bezeichnet.

Früher waren Breie für die arme Bevölkerung  die Alltagsnahrung. Es gab Breie aus Gerste, Roggen, Hafer oder Buchweizen und in Südeuropa auch aus Hirse. Nach Einfuhr des Mais gab es auch Maisbrei. Aus Weizen wurde selten ein Brei bereitet. Aus Weizen wurde das Brot der Reichen gemacht.

„Ersatzkaffee“ aus Hafer
„Ersatzkaffee“ aus Hafer bis hin zu Erdnüssen bis zu 80 % dem gemahlenen echten Kaffee hinzugefügt werden, „ohne dass die Verbraucher rebellisch würden.“ Dieser Ersatzkaffe soll besser geschmeckt haben als der, den Europäer zu Kriegszeiten tranken.*
Ich kann mich noch erinnern als meine Mutter Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre Eicheln und Gerstenkörner im Backofen rösteten und dann als Ersatz für Kaffee verwendete. Kurz darauf gab es den Zichorienkaffee im Handel.
  
*Quelle: „Kulturgeschichte des Essens und Trinkens“ von Gert von Paczensky und Anna Dünnbier, Orbis Verlag, München 1999.

 

Internet
www.koelln.de
www.welt-der-rezepte.de
www.chefkoch.de
www.test.de

 


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