Textatelier
BLOG vom: 19.02.2016

Ein kleiner Ausflug ins „–isch“

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland

 

Aus dem Wort „Grammatik“ kann ich 2 verschiedene „–isch-Adjektive“ bilden:
„grammatisch“ und „grammatikalisch“. In diesem Blog geht es vor allem um den Gebrauch des Suffixes „-isch“, denn die Wortbildung ist grammatisch, das heisst „den Regeln entsprechend“. Es geht nämlich um die Ableitung von Adjektiven und Nomen. „-isch“ bedeutet „gehört zu“.

Der Gegensatz zu grammatisch ist lexikalisch. Wenn wir das Wörtchen „derselbe“ betrachten, dann ist „der“ in diesem Fall ein hinweisendes Pronomen („Der war es!“) und selbstständig einsetzbar, jedoch „selbe“ lässt sich grammatisch den Regeln entsprechend nicht ohne eine Erweiterung (die-, der-, das-) anwenden. Das Phänomen ist übrigens ein grammatikalisches, denn es betrifft die Grammatik!

Kommen wir zurück zum Suffix „-isch“. Die anfänglichen Beispiele zeigen eine Ableitung vom Nomen zu Adjektiv, es gibt sie aber auch von Adjektiv zu Adjektiv vom Verb zum Adjektiv und bei neuen Wortschöpfungen, letztere sind häufig lexikalisch.

Lernende von Deutsch als Fremdsprache haben schon zu Beginn einen Stolperstein zu bewältigen. Es klingt logisch, wenn jemand aus der Türkei kommt, spricht er oder sie türkisch, aus Italien italienisch, aus Polen polnisch, aus den Niederlanden niederländisch, aus Griechenland griechisch, und aus Deutschland? Da bietet sich doch die Ableitung „deutschisch“ geradezu an!
(Mit Sätzen im schweizerdeutschen Dialekt, die unter vielen anderen mit „Dütsch isch…“ beginnen, beschäftigen wir uns später.) Eine Erklärung dafür, dass es kein „deutschisch“ gibt, könnte sein, dass nach dem „tsch“ kein „isch“ folgen kann, weil die Aussprache zu schwierig wird. (Bei Wörtern mit ähnlicher Buchstabenfolge ist das Suffix häufig ein „ig“: „rutschig, matschig“.)
Allerdings ist die Aussprache in dem Dialekt, den die Sachsen oder Niedersachsen sprechen, bestimmt nicht viel einfacher: (nieder-)sächsisch!
Dennoch: wir sprechen „deutsch“ und nicht „deutschisch“, eine germanische Sprache, die in Frankreich „alemannisch“ genannt wird, nach dem Volksstamm, der auf der anderen Seite der Grenze haust.

Die erste Kategorie sind Adjektive, die aus Nomen mit dem Suffix –isch umgebildet werden. Wir leben im Abend- oder im Morgenland im abendländischen oder morgenländischen Kulturkreis.
Wie man sieht, gibt es hier eine weitere Schwierigkeit: aus dem ursprünglichen „a“ im Wort „Land“ wird ein „ä“, wie auch bei „städtisch“. Bei anderen Ableitungen entfällt ein „e“, entweder dasjenige, das am Ende des Nomen steht oder das vorletzte. So wird aus „Schule“ „schulisch“ und aus „Schurke“ „schurkisch“; aus „Bibel“ wird „biblisch“ und aus „Teufel“ wird „teuflisch“. Die beiden letzten Buchstaben können auch ganz entfallen: „Melodie“ wird zu „melodisch“, „Rhythmus“ zu „rhythmisch“ und „Epos“ zu „episch“.

Bei einigen Adjektiven, die in die deutsche Sprache eingewandert sind, lässt sich auch ein „-isch“ anhängen, beispielsweise aus „lexikal“ wird „lexikalisch“ und aus „planetar“ „planetarisch“. Es sind verwandte Formen, meistens wird die „-isch“-Form verwendet.

Verben werden selten zu Adjektiven mit dem Sufix „-isch“, aber es gibt sie:
Wenn ich jemanden misstraue, bin ich misstrauisch; zankende Kinder sind zänkisch.

Kommen wir zu den neuen Wortschöpfungen, wozu unter anderen „elektrisch“ oder „elektronisch“ gehört. „Mystisch“ ist das nicht, aber „grafisch“ und „phonetisch“!

Im schweizerdeutschen Dialekt ist das Lexem „isch“ (hochdeutsch: „ist“) als selbstständiges Wörtchen nicht ungewöhnlich. Ausgerechnet eine Website aus Österreich listet ein paar Aussagen in Hochdeutsch und entsprechendem Schweizerdeutsch auf, zum Beispiel:

Wo ist das? -  Wo isch da?
Jetzt ist genug! – Jetz isch gnue.
Was ist los? -  Was isch los?
Wer ist da? – Wär isch da?
Wo ist er? – Wo isch er?
Ist doch wahr! – Isch doch wohr!
Mir ist langweilig. – Mer isch langwilig.
Das war süss. - Das isch süess gsi.
Mein grösster Wunsch ist – Mi gröscht Wunsch isch.

Ich hoffe, mein kleiner Ausflug ins „isch“ war nicht langweilig und Sie sagen von mir nicht: „Das isch e Schnäderi!“ Das wäre schelmisch!

 

Quellen:
http://www.canoo.net/services/WordformationRules/Derivation/To-A/Suffixe/isch.html?lang=en#Anchor-Nomen-35882
https://www.pauker.at/pauker/DE_DE/SC/wb/?d=isch
https://de.wiktionary.org/wiki/-isch

 


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