Textatelier
BLOG vom: 24.11.2014

Rheinische Post: Ukraine und ein kritischer Zeitungsleser

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
 
 
Ich hatte mich wieder einmal über die Tageszeitung, die allmorgendlich in meinem Briefkasten liegt, geärgert. Die Rheinische Post hat mit etwa 300 000 täglich verkauften Exemplaren hier in Nordrhein Westfalen und als Mehrheitseigentümerin weiterer Zeitungen am Niederrhein D ein Monopol wegen ihres ausführlichen Regionalteils. Schliesslich will „man“ doch wissen, wer am Ort verstorben ist und was die Kommunalpolitiker so beschliessen.
 
Ich habe eine andere Sicht auf die Ereignisse in der Ukraine als es uns die Rheinische Post und weitere Medien weismachen wollen. Das wollte ich mitteilen. Daraus entspann sich ein kleiner Dialog. Mehr aber auch nicht. Eine Antwort des Ressortleiters auf mein letztes Schreiben darf ich nicht erwarten. Ob ich jetzt bei ihm als „Putin-Versteher“, als aus seiner Sicht „naiv“, eingestuft werde? Möglich, bin ich doch auch kein „ausgewiesener Völkerrechtler“!
 
An den Leserservice der Rheinischen Post
Leserbrief zu Ihrem Artikel vom 19.11.2014 „Steinmeier überraschend bei Putin...“
 
Wenn Sie schreiben, „seit Annexion der Krim”, ist das eine propagandistische, falsche Behauptung.
 
Nach Prof. Reinhard Merkel, Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie, Universität Hamburg, veröffentlicht in der FAZ: 
 
Merkel: „Hat Russland die Krim annektiert? Nein. Waren das Referendum auf der Krim und deren Abspaltung von der Ukraine völkerrechtswidrig? Nein. Waren sie also rechtens? Nein; sie verstiessen gegen die ukrainische Verfassung (aber das ist keine Frage des Völkerrechts)..“
 
Richard Gerd Bernardy
 
Antwort von Matthias Beermann
Gesendet:Donnerstag, 20. November‎‎ 2014, 19:45 Uhr
 
Sehr geehrter Herr Bernardy,
 
Danke für Ihre Zuschrift. Ihren Vorwurf der „Propaganda“ kann ich nicht nachvollziehen.
 
Laut Duden ist eine Annexion eine „ gewaltsame und widerrechtliche Aneignung fremden Gebiets“. Die handstreichartige Übernahme der Halbinsel durch russische Truppen kann man sicherlich als „gewaltsam“ bezeichnen. Auch die Widerrechtlichkeit der einseitigen Eingliederung der Krim in die Russische Föderation wird m. W. von allen Völkerrechtlern, die sich seither öffentlich dazu geäussert haben, grundsätzlich bejaht.
 
Reinhard Merkel, der im Übrigen (wie Sie ja auch schreiben) kein ausgewiesener Völkerrechtler ist, vertritt hier eine krasse Aussenseitermeinung. Der kann man sich natürlich trotzdem anschliessen. Muss man aber nicht.
 
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Matthias Beermann

Entgegnung an die Rheinische Post, Verlagsgesellschaft mbH
Ressortleiter Aussenpolitik / Foreign Editor
Zülpicher Strasse 10, D-40196 Düsseldorf
 
 
Sehr geehrter Herr Dr. Beermann,
danke für Ihre Antwort.
 
Ich sehe es nicht so wie Sie, dass Reinhard Merkel „eine krasse Aussenseitermeinung” vertritt. Wahrscheinlich kennen Sie die Stellungnahme von Prof. Karl Albrecht Schachtschneider http://www.wissensmanufaktur.net/krim-Zeitfragen und anderen.
 
Leider reicht es heutzutage nicht mehr aus, wenn der Politikinteressierte von heute sich informieren will, dass er nur die Mainstream-Medien, unter die ich auch Ihre Zeitung zähle, liest.
 
Mir fällt schon lange eine Einseitigkeit auf, die weit von einer nicht tendenziellen Information entfernt ist. Dass die USA überall auf der Welt ihre Militärpräsenz hat, zeigt sowie ihren Einfluss geltend macht, wird als natürlich, selbstverständlich und kritiklos hingenommen. Die USA ist schliesslich nach dem Zerfall des Warschauer Paktes ihrer Meinung nach  die einzige übrig gebliebene Weltmacht. Dass es Mächte in der Welt gibt, die das nicht akzeptieren, kann ich durchaus nachvollziehen.
 
Ich hätte auch lieber ein Deutschland ohne militärische Präsenz der USA und ohne den Einfluss, denn sie bei uns ausüben.
 
Leider kann Deutschland nicht neutral werden, und ich beneide die Schweiz um diesen Status.
 
Aber ausgewogenere Darstellungen des Weltgeschehens müssten auch in Deutschland möglich sein, trotz AP und anderen amerikanischen Presseagenturen, die auch bei uns meinungsbildend sein wollen!
 
Übrigens: Im „philosophie MAGAZIN“ der Ausgabe Juni/Juli 2014 („Im Kopf von Putin: Über die geistigen Quellen der russischen Offensive“) wird sehr sachlich dargestellt, wie  vermutlich der russische Präsident denkt. Davon habe ich mehr gelernt als je in der Rheinischen Post kommentiert oder berichtet worden ist!
 
Es wird in letzter Zeit immer mehr angezweifelt, dass die USA wirklich noch eine Demokratie ist! Auch Regierungsformen, die eine andere demokratische Ausrichtung haben, sind durchaus bedenkenswert!
 
Unter den täglich wechselnden Blogs der Website www.textatelier.com (die, wie Ihre Zeitung, vielfältige Themenangebote bringt) finden Sie weitere Stellungnahmen und Meinungen zu einer kritischeren Sicht auf die politischen Geschehnisse!
 
Mit freundlichen Grüßen
Richard Gerd Bernardy 
 
Übrigens: Im Leserbriefteil der Zeitung werde ich weder meine Zuschrift, noch die Antwort des Ressortleiters wiederfinden!
 
 
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