Textatelier
BLOG vom: 21.08.2014

Recherchen (14): Sind die rohen Holunderbeeren giftig?

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D 
 
„Wir sind mit unsren Kindern in ein Haus gezügelt, in dessen Garten ein Holunderstrauch steht.
Stimmt es, dass man die rohen Holunderbeeren nicht essen sollte?“
Frau B. aus Liestal (Schweiz)
 
Die rohen Holunderbeeren sollte man nicht essen, da diese das giftige Sambunigrin enthalten. Das Sambunigrin kommt in den Blättern, Stielen, unreifen Beeren sowie in den Samen von reifen Beeren vor. Es handelt sich um ein cyanogenes Glykosid, das in wässriger Lösung Blausäure abspaltet und somit seine toxische Wirkung verliert. In den Pflanzenteilen des Holunders ist das Glykosid in einer Menge von 0,1 % vorhanden.
 
Ich hörte mich bei Experten um, diese Angaben überprüfend. Im Internet und anderswo gibt es nämlich widersprüchliche Angaben.
 
Frank Hiepe/Heinz Scholz: In unserem Heilpflanzenbuch „Arnika und Frauenwohl“ wiesen wir auf Nebenwirkungen hin. Es gibt keine Nebenwirkungen bei Verwendung von Blüten und Holunderblütentee in normalen Dosen. Bei einer Überdosierung mit Beeren und Blättern kann es zu Übelkeit, Brechreiz, Magenkrämpfen und Durchfall kommen. Die schwach giftigen unreifen Beeren sollte man nicht verzehren und die Beeren bei der Saftgewinnung kurz erhitzen. Frank Hiepe teilte mir noch mit, dass man den Saft 15 Minuten lang auf 80°C erhitzen sollte.
 
Maria Finsterlin, Kräuterfrau aus Holzinshaus (bei Schönau): Sie trennt die Kerne ab und kocht dann bei der Herstellung des Saftes diesen mit Zucker kurz auf (siehe Rezept im Anhang).
 
Bruno Vonarburg aus Teufen (Schweiz): „Die Beeren dürfen allerdings nur ohne die Kerne (brechreizerregend!) für die Küche verwendet werden. Dazu presst man sie durch ein Sieb.“
 
Dietrich Frohne, Hans Jürgen Pfänder: „Die Beeren sind brechreizerregend und abführend. Der Genuss roher Beeren sollte wegen der häufig auftretenden gesundheitlichen Störungen vermieden werden. Je nach individueller Disposition können bereits wenige Früchte heftiges Erbrechen bei Kindern auslösen. Die dafür verantwortlichen Stoffe sind überwiegend im Samen – weniger im Fruchtfleisch – enthalten und lassen sich durch Hitzeeinwirkung entgiften.”
 
Dr. Lutz Roth, Dr. Max Daunderer, Kurt Kormann: „Bei Aufnahme grösserer Mengen (Früchte) kann Erbrechen und Diarrhöe auftreten. Der Genuss roher Früchte sollte vermieden werden. Frische Rinde kann zu Brechdurchfall führen.“
Die Angaben beziehen sich auf den Schwarzen Holunder (Sambucus nigra L.) und den Trauben-Holunder bzw. Bergholunder (Sambucus racemosa L.).
 
Anhang 1: Hollerküchle (Holderle)
Hollerküchle sind in unserer Gegend sehr beliebt. Hier ein gutes Rezept von Hans-Jürgen Kropf, Gasthaus „Zum Adler“, Ried (Landkreis Lörrach):
 
Zutaten: 4 Holunderblütendolden, 150 g Mehl, 50 ml Milch, 50 ml Bier, 2 Eigelb, 2 Eiweisse, Salz, Butterschmalz zum Ausbacken, Vanilleeis.
 
Zubereitung: Die Holunderblütendolden waschen, trocken tupfen. Teig aus 150 g Mehl, 50 ml Milch, 50 ml Bier, 2 Eigelb und etwas Salz zubereiten. 2 Eiweisse zu Schnee schlagen und darunter ziehen. Holunderblüten in den Teig tauchen und in heissem Butterschmalz goldgelb ausbacken. Mit Vanilleeis servieren.
 
Anhang 2: Schwarzer Holunderenbeersaft
Holunderbeeren waschen, zerdrücken und ohne Wasserzusatz kurz aufkochen, durch ein Sieb pressen (man kann auch eine „Flotte Lotte“ verwenden!). Die Kerne wegwerfen. Den Saft mit Zucker kurz aufkochen und heiss in Flaschen füllen.
 
Der Saft eignet sich hervorragend bei chronischen Katarrhen der Luftwege.
 
Maria Finsterlin empfahl einer Bauersfrau, die unter einer verschleppten Bronchitis litt, diesen Saft. Nach 2 Wochen hatte sie keine Beschwerden mehr.
 
Die erwähnte Kräuterfrau empfiehlt auch den Saft des roten Holunders (Traubenholunder) bei Keuchhusten. Gemischt mit Himbeersaft schmeckt dieser besonders gut.
 
 
Literatur
Frohne, Dietrich; Pfänder, Hans Jürgen: „Giftpflanzen“, wvg, Stuttgart 1987.
Roth, Lutz; Daunderer Max; Kormann, Kurt: „Giftpflanzen, Pflanzengifte“, Nikol Verlag, Hamburg 2008.
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, Ipa Verlag, Vaihingen 2013.
Vonarburg, Bruno: „Energetisierte Heilpflanzen“, AT Verlag, Baden und München 2010.
 
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