Textatelier
BLOG vom: 23.11.2013

London: Radfahrer sind immer wieder in Lebensgefahr

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Innerhalb von knapp 14-Tagen verloren allein im November 2013 nicht weniger als 6 Radfahrer ihr Leben im dichten Londoner Strassenverkehr. Boris Johnson (Mayor of London) hatte sogenannte blau markierte „Cycle Super Highways” (Radfahrstreifen) eingerichtet, die von Autos und Lastautos allerdings weitgehend missachtet werden. So kam es, wie es kommen musste, zu Kollisionen mit tödlichen Folgen, auf schlecht und missverständlich markierten Streifen bei den Kreiseln und Kreuzungen im Londoner Zentrum.
 
Dem Beispiel von Paris folgend, können Fahrräder auch in London gemietet werden (Barclays Cycle Hire). Warte ich auf dem Bus bei der Parkside Durchfahrtstrasse, bemerke ich viele Radfahrer auf ihren tollen und teuren 2-Rädern. Sie werden von gigantischen und immer grösseren und längeren Lastautos, immer häufiger auf 6 Achsen fahrend, überholt. Die Radfahrer werden dabei gegen die Strassenkerben der schlecht gewarteten Strassen voller Schlaglöcher und abgesackten Dohlen gedrängt.
 
Ich selbst bin während 3 Jahren zur Arbeit Richtung Hammersmith geradelt. Seit 30 Jahren fahre ich Velo ausschliesslich auf den Seitenstrassen in Wimbledon. Ja, auch ich verunglückte an einem Sonntagmorgen auf der Fulham Palace Road. Ich wollte in meinem Büro ein Projekt beendigen … Ich schlitterte am Randstein entlang auf der glitschig nassen Strasse, wich im letzten Augenblick der Säule des Strassenlichts aus und stürzte aufs Trottoir. Ich rappelte mich hoch und bat 2 alte Damen, die neugierig aus dem nahen Haus getreten sind, einen Krankenwagen vom nahen Charing Cross Hospital zu bestellen. Die Damen zogen sich wortlos ins Haus zurück. Mein linkes Schlüsselbein war gebrochen. Zum Glück las mich ein Streifenwagen der Polizei auf und brachte mich ins Spital. Nach 2-stündiger Behandlung fuhr ich im Taxi nach Hause zurück. Mein Bruch war schlecht zusammengefügt. Es dauerte einige Monate, bis ich wieder meine Geige spielen konnte. Das ist meine letzte Velofahrt zur Arbeit gewesen. Schon damals verengten rücksichtslose Autofahrer die Fahrbahn der Radler.
 
Jetzt wird langatmig debattiert, wie die Radfahrer besser gegen den Verkehr und seine Todesfallen an Kreiseln und Kreuzungen abgesichert werden könnten. Es liegt doch auf der Hand, dass die riesigen Camions (Lastkraftwagen) während Stosszeiten nichts auf der Strasse verloren haben. So wird es jedenfalls in anderen Städten, wie Paris und Amsterdam, gehalten. Auch die Radfahrwege sollten verbreitert und besser abgesichert werden. Immer wieder ertappe ich Radfahrer dabei, wie sie das Rotlicht missachten. Als angehende Radfahrer in Basel wurden uns die Verkehrsregeln eingepaukt!
 
Immer wieder sehe ich, wie Fahrer ihre Wagentüre weit aufstossen. Dies verursacht Unfälle mit Rad- und Motorradfahrer. Im übersetzten Tempo schlängeln sich die Motorradfahrer wie Cowboys durch den Verkehr und überholen Autos entweder auf der linken oder rechten Strassenseite.
 
Mit heulenden Sirenen rasen Polizeiautos durch die Strasse. Viele Fussgänger werden von ihnen angefahren, selbst auf Fussgängerstreifen. Zunehmend mehr Autofahrer lösen „Road Rage“ aus – wiederum eine Gefahr für ordentliche Strassenbenützer. Und was sagt dazu die Obrigkeit: „Lessons have to learned.“ Eines haben die Lokalbehörden bisher gelernt: Parkierbussen werden erbarmungslos für Bagatellen eingeheimst.
 
Jetzt, wo die Aussentemperatur auf 0° C absackt und das Tageslicht auf sich warten lässt, von Regen und Schneegestöber ganz zu schweigen, werden wohl die meisten Radfahrer ihre Velos im Schuppen überwintern lassen. Sie sind zeitweise der Todesgefahr entronnen.
 
Die nächste Todesgefahr zielt auf alte Leute ab, die sich keine Heizkosten leisten können, wenn die Energiepreise, kurz vor Weihnachten hochschnellen. Der abgedroschene Nachsatz heisst wiederum: „Lessons have to be learned…“
 
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