Textatelier
BLOG vom: 12.08.2013

Spams, Junk-Mails: Wie ich die Delete-Taste lieben lernte

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein D
 
Ich rufe meine E-Mails nicht über den Server ab, sondern benutze ein E-Mail-Programm.
Ich habe gute Erfahrungen mit Mozilla Thunderbird. Das Programm sortiert meine E-Mails nach verschiedenen Gesichtspunkten. Ich habe Ordner eingerichtet. Ich teile dem Programm mit, unter welcher Kategorie die Mails einzuordnen sind. Zum Beispiel unter Spam, manchmal auch Junk (Abfall, Plunder) genannt. Manche Spams erkennt das Programm auch automatisch.
 
Spams sind unerwünschte, auf dem elektronischen Wege übertragene Nachrichten, die dem Empfänger unverlangt zugestellt werden und häufig werbenden Inhalt haben. Den Vorgang nennt man Spamming, den Verursacher Spammer.
 
Auf der Website http://www.2andfro.de/anti-spam/wieso_ich.php erfahre ich, wieso ich so viele Spams bekomme und wie die Spammer an meine E-Mail-Adresse kommen.
 
Vermeiden kann ich sie also nicht, denn meine E-Mail-Adresse ist öffentlich. Ich kann auch nicht verhindern, dass meine E-Mails von Unbefugten gelesen oder ausgewertet werden. Ich erfahre aus der Zeitung, dass z. B. Googlemail Metadaten sammelt, also meine Mail-Verbindungen. Die Informationen werden ausgewertet und an Werbeträger verkauft. Unter http://immerson.media.mit.edu kann ich eine Graphik bekommen, an wen ich häufiger E-Mails geschrieben habe und wem seltener. Das Programm sagt mir sogar, über welche Adresse ich an weitere gekommen bin. (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 04.08.2013, Pjotr Heller, Verrrat auf Metaebene, Rubrik Wissenschaft S. 62.)
 
Ich benutze häufig die Suchmaschine von Google. Auch die abgefragten Adressen werden analysiert, und daraufhin erhalte ich Spam-Angebote. Bis vor 1‒2 Jahren erhielt ich öfters Viagra-Angebote, das ist ganz vorbei. Kollegen berichteten mir auch davon. Diese und andere Angebote kann ich mir aufgrund meiner Netzaktivitäten nicht erklären.
 
Dennoch ist interessant, welche Angebote von Spammern gerade ich erhalte. Gestern hat Thunderbird ganze 14 davon aussortiert, heute, an einem Samstag, kamen noch 4 dazu. Nur 4? Scheinbar wird samstags weniger gespammt!
 
Ich bekomme von verschiedenen Seiten Tipps: Auto-Tipp, Investment-Tipp, Internet-Tipp, Fashion-Tipp, Geld-Tipp und Wein-Tipp.
 
Ich stelle fest: die Spammer befleissigen sich der neuen Rechtschreibung, früher wurde Tipp mit einem ‚p’ geschrieben! Die ursprüngliche englische Bedeutung des Wortes war Andeutung, geheime Information, Wink und zwar im Bereich der Börse und – wie könnte es in England anders sein – im Pferdesport. Heutzutage wird Tipp im Sinne von Ratschlag oder nützlichem Hinweis benutzt. (Im Textatelier.com wird auch die herkömmliche Version Tip verwendet, weil das Wort ja nichts mit tippen zu tun hat. Jeder Auto schreibt nach persönlichem Gutdünken.)
 
Was für Ratschläge oder nützliche Hinweise lässt man mir zukommen? Schon in der Betreffzeile werde ich darauf hingewiesen, ich muss die Spam-Mails also gar nicht erst öffnen, sollte ich nicht interessiert sein:
 
Durch Probefahren eines Citroen soll ich mich entfalten und in einem Peugeot Fahrspass erleben! (Ob die Autohersteller dazu für mich die Strassen staufrei machen?)
 
Disney will mir ein personalisiertes Buch zu einem Kinofilm zukommen lassen! Bei H&M darf ich mir einen 1000-Euro-Gutschein abholen – mit ein wenig Glück! 5 Vorteile für ein sorgenfreies Investment will man mir mitteilen! Und ich darf bestimmt nicht den vollmundigen Rotwein aus Spanien verpassen, denn er ist ein prämiiertes Meisterstück! (Nimmt der Anbieter damit seinen Mund nicht zu voll? Wer weiss?)
 
Astrokopia will mir für den Sommer 2013 erläutern, was die Sterne sagen, und ein Anbieter namens Sommergeschenk will einen Stern nach meinem Namen benennen. (Muss es nicht ein erhabenes Gefühl sein, zum Himmel zu schauen und sagen zu können, dort der pulsierende Stern inmitten der vielen anderen ist meiner, er heisst so wie ich?)
 
Ein Anbieter mit Namen Frühstücks-Service will, dass ich die BILD am Sonntag teste und offeriert einen 20-Euro-Gutschein, den ich erhalte, wenn ich einen Monat BILDplus Digital gratis lese. (Ich finde, 20 Euro sind viel zu wenig als Kompensation dafür, dass ich mir am Morgen schon die gute Laune durch das Revolverblatt verderben lasse!) Ein weiteres Angebot des gleichen Anbieters schlägt mir vor, statt der BILD die HÖRZU zu lesen. (Wollte der Springer-Konzern das Blatt nicht gerade verhökern?)
 
Muss ich mich nicht schändlich fühlen, alle diese wertvollen Andeutungen zu ignorieren?
 
Es geht weiter mit den Angeboten. Betriebswirtschaftliche Angebote können es nicht sein, denn solche sind Offerten als Antwort auf eine Kundenanfrage. Es wird sich um eine Willenserklärung im rechtlichen Sinne handeln, das Bundesgesetzbuch nennt es Antrag, denn man trägt mir den Abschluss eines Vertrages an.
 
Welche Anträge habe ich erhalten?
 
Ich soll mir eine Kreditkarte kostenlos online bestellen. Ich soll einen kostenlosen City-Eintrag vornehmen(?) Deals des Tages von ab-in-den-Urlaub hat Tiefpreise unter 100 Euro!
 
Ich muss mich beeilen: Ein Angebot gilt nur noch bis zum 15.08.2013: Summer Sale mit bis zu ‒70 %, der Anbieter ist Sail-Countdown!  (Ich frage mich, ob deren Lieblingshit Rod Stewarts I am sailing… ist!). Ein weiteres Angebot dieser Firma nennt es einfach Letzte Chance!
 
Der Anbieter Insel-News will mir eine Auszeit für 2 auf Rügen – ab 1 Euro verschaffen. (Ob man dabei am Strand schlafen muss?)
 
Eine Maria Schmitz will mir einen Kredit bis 100 000 Euro auch ohne Schufa  vermitteln! (Kann das seriös sein? Ich weiss es nicht und – ehrlich gesagt, es ist mir auch egal. Ich brauche keinen Kredit! Die Gebühren würden horrend sein.)
 
Der WWF ruft mich noch dazu auf: Kein Buschfleisch aus Bonobos zu essen!(Ich fühle mich nicht angesprochen, ich esse kein Buschfleisch.) Und die UNITED NATIONS melden im Betreff eine Re, also eine Rückantwort mit dem Hinweis: Approved Compensation award of US$ 2,3 M. (Was ich darüber wissen muss, verstehe ich auch nicht und will es auch nicht!)
 
Thunderbird hat beim Klick auf die rechte Maustaste in der Schublade Spam einen wunderbaren Schalter, genannt Junk löschen. Den klicke ich an und wie durch ein Wunder ist all dieser überflüssige Plunder auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Dieser Klick macht täglich wieder riesigen Spass!
 
Ich habe mir vorgenommen, Google nicht mehr als Suchmaschine zu benutzen. In einer der FAZ habe ich erfahren, dass die Suchmaschine www.duckduckgo.com die Angaben nicht auswertet, speichert oder weiterreicht. Ich bin gespannt, ob sich das langfristig auf die Zahl der Spams auswirkt! Ich habe sie getestet, die Ergebnisse von Anfragen können sich sehen lassen, auch wenn es nicht so viele Seiten wie auf Google sind!
 
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