Textatelier
BLOG vom: 28.01.2013

Senioren (1): Trotz (zu) viel Medizin immer mehr kranke Alte

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Immer wieder höre ich von Freunden und Bekannten, wie sehr ihnen das Alter zusetzt. So gibt es fast keine Menschen über 70 Jahre, bei denen sich nicht die morschen Knochen, die zurückbildenden Muskeln und so manches Organ fast schlapp machen. „Es zwickt und zwackt, meine Gelenke knirschen“, höre ich oft, nicht nur bei meinen Wanderfreunden. Oder man äussert den allseits bekannten Spruch (den sagte schon meine Schwiegermutter): „Alt ist man, wenn man Silber im Haar, Gold im Mund und Blei in den Knochen hat.“
 
Das Alter hat laut Georg Bernhard Shaw auch 2 grosse Vorteile: „Die Zähne tun nicht mehr weh, und man hört nicht mehr das dumme Zeug, das ringsum gesagt wird.“
 
So mancher Ältere hat schon eine Augen-, Prostata-, Leistenbruch-, Darm- oder Kniegelenk-Operation hinter sich gebracht. Ich kenne einige ältere Knaben, die mit einem künstlichen Hüftgelenk ganz gut herumlaufen, und andere führen ein normales Leben, obwohl sie einen Stent oder Bypass haben. Viele leiden unter Muskelschwund, Erkrankungen der Hirngefässe, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Atemsystems, rheumatischen Krankheiten, Osteoporose, Diabetes mellitus (Typ 2), Krebserkrankungen. Grosse Verdiener sind die Ärzte, Krankenhäuser, Kurbetriebe und die Pharmaindustrie. Stellt euch einmal vor, es gäbe nur wenige Kranke – dann würden einige Institutionen und Pharmafirmen pleite machen.
 
Ich frage mich immer wieder: Gibt es eigentlich noch gesunde Senioren? Das kritische Jahrzehnt dürfte das Alter zwischen 80 und 90 sein. In dieser Zeitspanne häufen sich die Krankheiten. Laut Berichten soll jeder 3. über 80 unter einer Demenz wie unter der Alzheimer-Krankheit leiden. Die Zahl scheint mir etwas hoch gegriffen zu sein (in der Vergangenheit gab es auch falsche Diagnosen). Aber es gibt auch „Jüngere“ (unter 70 Jahren), die trotz moderner Medizin kaum noch gesund sind. Aldous Huxley stellte dies fest: „Die moderne Medizin hat derart grosse Fortschritte gemacht, dass es kaum noch gesunde Menschen gibt.“ Was können wir tun, um gesund alt zu werden? Die besten Tipps werden im 2. Teil aufs Tapet gebracht.
 
Ich gebe meinen Führerschein nicht ab!
Zunächst einige Bemerkungen über den Fahrstil so mancher Senioren: Es gibt unter den Menschen über 80 noch viele Autofahrer, die nicht mehr gut sehen, nicht gut hören, die Bremse nach dem Halt nicht anziehen, beim Abbiegen nicht blinken, sehr langsam herumfahren und auch vermehrt Unfälle bauen. Viele sehen nicht ein, dass die Reaktionsfähigkeit im Alter nachlässt. Es gibt kaum einen älteren Fahrer, der den Führerschein freiwillig abgibt. Er müsste dann auf ein Stück Freiheit verzichten. Dazu ein Beispiel: So fuhr ein mir bekannter Mann bis kurz nach seinem 91. Geburtstag noch mit dem Pkw im Stadtgebiet und der näheren Umgebung von Schopfheim herum. Nach langem Zögern gab er seinen Führerschein ab. Er sagte zu mir: „Das ist mir verdammt schwer gefallen.“
 
Als ich das Thema kürzlich mit einem Bekannten diskutierte, erzählte er mir einen Vorfall. Ein Polizist, der öfters sehr alte Autofahrer ermunterte, doch den Führerschein abzugeben, tat dies kund: „Die Burschen würden lieber Haus und Hof verscherbeln, als den Führerschein abzugeben.“ Man kann auch Senioren verstehen, wenn sie auf dem Land wohnen und mobil bleiben wollen. So kenne ich einen über 80-Jährigen aus Tegernau (13 km von Schopfheim), der mit seinem Mercedes regelmässig zum Einkaufen nach Schopfheim fährt. In seinem Ort gibt es ja kein Lebensmittelgeschäft mehr, ausserdem ist die Busverbindung nicht optimal. 
 
Es geht auch anders: Wie mir Prof. Dr. Dietrich Schwägerl (78), Mitarbeiter der Homepage der Ottobrunner Senioren (http://senotto.de, Initiator ist Peter Danninger), in einem E-Mail am 23.01.2013 mitteilte, fahren in seiner Gruppe die Älteren immer weniger Auto. Bei Ausflügen werden Fahrgemeinschaften gebildet. Sie nutzen öfters auch öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad. D. Schwägerl ist ein leidenschaftlicher Fahrradfahrer.
 
Mir ist es unbegreiflich, warum der Gesetzgeber in Deutschland nicht durchgesetzt hat, dass Autofahrer ab einem gewissen Alter nicht zumindest einen Sehtest und Hörtest machen müssen.
 
In Deutschland haben die ab Januar 2013 neu ausgestellten Führerscheine eine befristete Gültigkeit von 15 Jahren (die alten „Lappen“, wie ich einen habe, sind bis 2030 gültig). Nach Ablauf dieser Frist müssen die Bürger einen neuen beantragen, aber keine neue Fahrprüfung absolvieren.
 
Die EU hat angeregt, einen Gesundheitscheck alle 15 Jahre im Zuge des Austausches vorzunehmen. Den soll es in Deutschland nicht geben. „Der Umtausch wird mit keiner ärztlichen oder sonstigen Untersuchung verbunden“, so das Bundesverkehrsministerium (Infos unter www.adac.de). Kein Politiker möchte am „Goldenen Kalb“ Auto rütteln und die manchmal am Steuer sitzenden „Ochsen“ aus dem Verkehr ziehen. Warum die Geschwindigkeitsgrenze auf Autobahnen noch nicht eingeführt wurde, ist mir ein weiteres Rätsel. Die Schweiz ist hier Vorbild. Auf dortigen Autobahnen gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.
 
Wie sieht es mit einem Gesundheitscheck in der Schweiz aus? Walter Hess antwortete mir in einer E-Mail vom 23.01.2013: „Wer einen Führerschein hat, muss ab dem 70. Altersjahr alle 2 Jahre zu einer ärztlichen Untersuchung antreten. Es wird getestet, was für die Fahrtauglichkeit bedeutungsvoll ist. Das ärztliche Attest muss dann dem Strassenverkehrsamt eingereicht werden; die Gültigkeit des Fahrausweises wird verlängert, gegebenenfalls auch nicht. ‒ Im Übrigen gibt es hierzulande zum guten Glück keine vorgeschriebenen Gesundheitschecks. Es ist jedermann unbenommen, sich vom Arzt untersuchen zu lassen. Ich verzichte darauf, kann meinen Gesundheitszustand ja selber beurteilen. Solche Checks bergen die Gefahr in sich, in die Gesundheitsmühle zu geraten.“
 
Einige Senioren sind erpicht auf das Velofahren. So sehe ich immer wieder in Schopfheim ältere Radfahrer, die ganz langsam und wackelig in die Pedale treten. Die meisten haben auch keinen Helm auf. Die Langsamen sind oft ein Verkehrshindernis. Wenn kein Gegenverkehr mehr ist, fahre ich mit grossem Sicherheitsabstand an so einem Velofahrer vorbei. Er könnte ja einen Schwenk nach links machen und mit meinem Auto kollidieren.
 
Als ich am 24.01.2013 zu Fuss in Schopfheim unterwegs war, traf ich einen 81-Jährigen, der mir erzählte, er fühle sich noch fit, brauche keine Brille und fahre mit seinem Auto noch weite Strecken auf der Autobahn. Zurzeit habe er allerdings keinen Führerschein, dieser wurde „amtlich eingezogen und verwahrt“. Er fuhr mit seinem Auto nicht zu langsam, sondern erheblich zu schnell. Er wurde in letzter Zeit zweimal beim Schnellfahren auf einer 120-km/h-Strecke erwischt. Nach 2 Monaten bekommt er den Führerschein wieder zurück. Das war, wie er betonte, für ihn eine schlimmere Strafe als das zu entrichtende Bussgeld.
 
Das war für mich neu, dass Ältere auch rasen können. Laut einer Rundfunkmeldung wurde kürzlich bekannt, dass die meisten Raser zwischen 30 und 50 Jahren alt sind. Als Ursache wird das Dominanzverhalten der Fahrer gesehen (dominant in Firmenpositionen und anderswo).
 
Noch eine Bemerkung zum Schluss: Als ich Walter den Link zur Homepage der Ottobrunner Senioren mit deren vielen Aktivitäten übersandt hatte, schrieb er zurück: „Dieser Auftritt ist tatsächlich sehr anregend, gut für Gruftis wie unsereiner.“
 
Das Wort „Gruftis“ gab mir zu denken. Dabei wurde mir brutal mein Dasein auf dieser Welt, dessen Dauer bald 71 Jahre erreicht haben wird, in Erinnerung gerufen. In einer 2. E-Mail milderte Walter den Ausdruck ab und schrieb „an einen Jung-Grufti von einem Alt-Grufti“. Das empfand ich als Aufsteller.
 
Wir können uns allerdings trösten. Von Jugendlichen hörte ich diese Bezeichnung schon für 50-Jährige oder für noch jüngere Leute. Eines Tages werden auch die Jugendlichen „Gruftis“ sein, falls sie ihren Lebensstil überstehen.
 
Internet
 
Literatur
Busse, W.; Scholz, H.: „Das ABC der Vitalstoffe“, Haug Verlag, Heidelberg 2001.
Scholz, Heinz: „Vitamine – Ihre grosse Bedeutung für den menschlichen Organismus“, Kneipp-Verlag GmbH, Bad Wörishofen 1988.
Scholz, Heinz: „Richtig gut einkaufen“ (Die moderne Lebensmittelkunde für den Alltag), Verlag Textatelier.com, Biberstein 2005.
Ernährungsgesellschaften in A, D und CH: „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“, Umschau Braus GmbH, Frankfurt a. M. 2001.
 
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