Textatelier
BLOG vom: 30.10.2012

Deutschland – beliebter Zufluchtsort für Waschbären

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Waschbären (procyon lotor) vermehren sich seit 1934 rasch, auch in Deutschland. Sie besiedeln mehr und mehr Städte. Der buschige Waschbär erreicht eine Länge von 40 bis 70 cm und wiegt zwischen 3.5 bis 9 kg. Dies erfuhr ich am 29.10.2012 aus einem Artikel in der Gratiszeitung „Metro“, die in London u. a. in Bahnhöfen aufliegt. „Raccoons“ werden die Waschbären auf Englisch genannt.
 
Heute soll sich der Waschbären-Bestand in Deutschland bis auf 400 000 Exemplare mit Schwerpunkt in Niedersachsen vermehrt haben. Andere Quellen beziffern den Bestand auf mehrere Millionen (?). Inzwischen siedeln sich die Waschbären auch zunehmend in Süddeutschland an und haben schon längst die Schweizer Grenze überschritten. Im Frühling werfen die Fähen (Weibchen) 2 bis 5 Welpen.
 
Der dicht bepelzte Waschbär mit langem, buschigem Schwanz ist ein wendiger Kletterer. Seine fünfgliederigen Vorderpfoten mit langen Krallen halten Nüsse, Beeren, Obst, Regenwürmer und Schnecken zum Verzehr, gleich geschickt wie die Eichhörnchen ihre Beute. Seine langen, gelenkigen Hinterpfoten erlauben ihm, sich aufzurichten und erst noch an Bäumen mühelos auf- und abzuklettern.
 
Sein Pelz ist grau meliert, mit weissen Haaren oberhalb der Augen und rund um die Schnauze besetzt. Ein schwarzer Streifen Pelz reicht ihm von der Stirne bis zur knolligen Nasenspitze. So maskiert, bietet er einen durchaus niedlichen Anblick, so sehr, dass viele Leute den Waschbären füttern. Wie der Stadtfuchs hat er sich an Menschen gewöhnt. Der Waschbär findet zunehmend tagsüber seine Schlafstätte auf dem Dachboden und im Schuppen. Nachts geht er auf Nahrungssuche. Mitunter klettert er durchs Kamin tief und gewinnt Einlass in die Wohnung – vorzugsweise zur Küche, wo er sich gut verpflegt. Auch zerreisst er gern Kissen, um daraus sein Nest zu bauen. Die Katzenklappe sichert ihm ausserdem erleichterten Zugang ins Haus.
 
Die Flaute im Pelzhandel hat die Aufzucht (um 1920) von Waschbären, ähnlich wie die der Nerze, praktisch ausgemerzt. Das Tragen von Pelzen ist heute verpönt. In England kommt der Dachs, trotz der Proteste, auf die Abschussliste. Die Jagd auf Waschbären ist heute in vielen Teilen von Deutschland erlaubt. Weder Dachs noch Waschbär lassen sich damit ausrotten. Beide lassen sich nicht zu Haustieren abrichten.
 
So gilt es, den Einstieg des Waschbären ins Haus soweit als möglich zu erschweren. In diesem Sinne sollten überhängende Äste gestutzt werden. Ansonsten findet man sich am besten damit ab, dass dem Waschbär das Heimatrecht bei uns nicht abgesprochen werden kann. Das wissen die Stadtfüchse so gut wie die verstädterten Waschbären.
 
 
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