Textatelier
BLOG vom: 26.02.2009

TV DRS live: Von rostigen Sondermüllfässern und Inhalten

Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein CH (Textatelier.com)
 
Am Besten gefalle ich mir, wenn ich mich nicht sehe. Schaue ich in den Spiegel, ist es mit diesem Gefallen vorbei. Sehe ich mich gar von aussen, zum Beispiel auf einer Fotografie oder im Rahmen einer Fernsehaufzeichnung, ist das Wohlgefallen vollends im Eimer. Vielleicht ergeht es den meisten Leuten so: Noch kaum konnte ich jemandem eine Freude machen, indem ich ihn oder sie fotografierte und ihr/ihm das Bild schenkte.
 
In Reinkultur erlebte ich das im Zusammenhang mit einem kurzen Fernsehauftritt in der Sendung „Schweiz aktuell“ von SF DRS vom Dienstag, 24.02.2009, 19.15 Uhr. Als ich nach meiner Heimkehr eine Wiederholung sah, wurden alle meine Befürchtungen bestätigt. Doch ein anderes Erlebnis war eindrücklicher: die Resonanz. Nach meinem 2-Minuten-Auftritt erschallte das Telefon den ganzen Abend lang, E-Mails trafen ein: „Gut gemacht.“ Mein lieber Freund Magnus Würth, immer für ein situationsgerechtes Spässchen zu haben, mailte: Mit grossem Interesse verfolge ich die Sendung ,Spezialwoche Schweiz aktuell ‒ Sondermülldeponie Kölliken’. Und heute bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Freund Walter Hess hätte eigentlich einen Oscar verdient!"
 
Ich schrieb zurück, statt des Oscars wäre eigentlich ein durchgerostetes Sondermüllfass die angemessenere Gabe gewesen.
 
Bemerkenswert: Publiziere ich zum Beispiel im Internet einen 5 A4-Seiten umfassenden, mit wichtigen Informationen und Erkenntnissen gespickten Artikel, in den ich langjähriges Erfahrungswissen und Ergebnisse professioneller Recherchen einfliessen lasse, ist das Echo wesentlich kleiner als wenn ich am Fernsehen ein paar Sätze daherstottere, die keine Tiefe und keinen Sinn haben. Denn dort wird mit Minuten gerechnet, das heisst: Es fehlt immer an Zeit.
 
„Schweiz aktuell“
Reto Holzgang aus Muri AG, der bis im Sommer 2003 bei der Radio- und Fernsehgesellschaft Aargau-Solothurn gearbeitet hatte und seither als Redaktor bei „Schweiz aktuell“ mitwirkt, rief mich vor etwa 2 Monaten an und fragte, ob ich in der Sondermüll-Kölliken-Serie kurz mitwirken könne, zumal ich ja in den 7 Jahren der Öffnung der SMDK (1978 bis 1985) im „Aargauer Tagblatt“ weit über 50 kritische Artikel (Berichte, Reportagen, Kommentare) publiziert hatte. In diesen Arbeiten wies ich auf die Unzulänglichkeiten dieser Deponie im obersten Teil des grössten Grundwasserstroms der Schweiz (Suhren- und Aaretal) hin – vielfach aufgrund von Informationen aus Kölliken; Frau Hertha Schütz-Vogel war die bekannteste Deponie-Gegnerin. Das ganz grosse Problem waren die hochgiftigen Sickerwässer, welche das riesige Trinkwasserreservoir in der Grundmoräne der beiden Aargauer Täler als hervorragender Grundwasserleiter bedrohten. Da war also eine Brunnenvergiftung grossen Stils in Szene gesetzt. Mit einem engagierten, auf Fakten abgestützten und mit chemischem Fachwissen angereicherten Journalismus half ich mit, immer wieder auf diese Gefahren aufmerksam zu machen und die Schliessung zu beschleunigen, die leider erst viel zu spät einsetzte. Auch andere Medien nahmen sich zunehmend des Debakels an, nachdem es skandalöse Dimensionen angenommen hatte.
 
Reto Holzgang sagte, ich müsse einfach erzählen, was ich erlebt habe und was es denn gewesen sei, was mich stutzig gemacht habe. Da mir das Thema tatsächlich geläufig war, sagte ich meinem ehemaligen, netten Berufskollegen zu, nachdem er mich mit psychologischem Geschick und ohne jede Aufdringlichkeit dazu ermuntert hatte.
 
Zur SMDK-Geschichte
Ich schaute im Hinblick auf die Sendung noch einmal alle Kölliken-Akten (etwa 8 kg) durch und erlebte die Geschichte im Zeitraffer: Verhandlungen ab 1975 über die Wiederauffüllung der ausgebeuteten Grube der Tonwerke Keller AG; die Eröffnung erfolgte im Mai 1978 auf der Basis krasser Fehleinschätzungen des Gefahrenpotenzials. Der damalige Aargauer Baudirektor Dr. Jörg Ursprung, ein Jurist: „Nach menschlichem Ermessen ist aufgrund unserer Massnahmen eine Gefährdung von Mensch, Tier und Wasser ausgeschlossen.“ Der Chef des Gewässerschutzamts, Dr. Erwin Märki, sprach bei der Eröffnung von „einer seriösen Planung“. Dr. Roland Studer von Ciba: „Das Risiko ist kalkulierbar.“ Die Kölliker Gemeindebehörde ihrerseits war zu gutgläubig, zu nachgiebig.
 
Ans Sickerwasser und die damit verbundenen Grundwassergefährdung dachte fast niemand. Meine leicht nachvollziehbaren Überlegungen: Wäre die Grube wirklich dicht (und das war sie unter den Chemikalieneinwirkungen bald nicht mehr, zudem wird Lehm bei ständigem Wassereinfluss aufgeweicht), würde das Grundwasser durch überlaufendes Sickerwasser verseucht. Die Sache mit der angeblichen Dichtigkeit, von Dichterfürsten vorgetragen, stammte offensichtlich aus dem Reich der Dichtkunst. Wäre die Grube wirklich dicht, würde sie mit der Zeit überlaufen – die Niederschlagsmenge ist in unseren Breitengraden grösser als die Verdunstungsmenge. Wer sein eigenes Weiherchen mit Sarnafilfolie im Garten hat, kann das leicht selber nachprüfen.
 
Allfällig auftauchendes Sickerwasser wollte man einfach in die ehrwürdige Kläranlage Kölliken-Safenwil abführen, obschon diese nur für häusliches Abwasser eingerichtet war und schon damals bekannt sein musste, dass es für die Reinigung von Industrieabwässern ganz andere Methoden als das Belebtschlammverfahren braucht. Denn auch Bakterien sterben den Vergiftungstod, wenn man sie zu harten Torturen mit schweren Giften unterzieht. Es war also vorauszusehen, dass die Sickersäfte bis zur vollständigen Auswaschung der Grube vielleicht in einigen hundert Jahren abgefangen und speziell behandelt werden müssten. Dazu kam, dass wegen der SMDK-Dimensionen ein vollständiges Auffangen der Sickerwässer praktisch unmöglich ist. Wasser findet immer einen Weg, und mag es noch so vergällt sein. Der Standort oben am Trinkwasserreservoir war falsch, ein Blödsinn.
 
Die Behörden steckten den Kopf in den Sand, nicht aber in den Müll. Sie verteidigten den ungeeigneten Standort. Dafür nahmen sie es anderweitig ganz genau: Ein Lehrer, der in Rohr einen Amphibienweiher bauen wollte, musste diesen Tümpel wegen der Ausscheidungen der Molche abdichten …! Das war eine umweltschützerische Grosstat.
 
Demgegenüber wurde Ende 1976 für die SMD Kölliken ein „Pflichtenheft“ ausgearbeitet, das der allgemeinen Beruhigung diente und ein Nonsens im Quadrat war. Darin liest man etwa: „Die Deponie wird ausschliesslich als Sondermülldeponie betrieben“ … und gleich im nächsten Absatz: „Unzulässig ist die Ablagerung von Stoffen, die wegen ihrer Art oder ihrer Menge toxisch wirken und damit geeignet sind, das gesamte Deponiesickerwasser in übermässiger Weise zu belasten.“ Dabei zeichnen sich Sonderabfälle ja gerade dadurch aus, dass sie eine Giftwirkung haben und einer sorgfältigen, ausserordentlichen Behandlung bedürfen.
 
Dieses merkwürdige Pflichtenheft verhinderte nicht, dass etwa die Firma Reinger aus Süddeutschland eine Art Freipass unter der Verschlüsselung „DL 122“ zur beliebigen Einlagerung von Giften erhielt, ein Bombengeschäft. Die entsprechenden Dokumente verschwanden bei einem Brand des Reinger-Bürogebäudes in Horheim, Gemeinde Wutöschingen D, wie es so geht. In Kölliken war die Eingangskontrolle lasch.
 
Es ging darum, die Grube, die als Landschaftswunde empfunden wurde, möglichst schnell aufzufüllen. Das war kein Problem: Das SMDK-Fassungsvermögen beträgt 450 000 Kubikmeter, allein die CH-Sondermüll-Produktion im Jahr rund 300 000 Tonnen (1986). Die Entsorgung war billig, zu billig, so dass kein Anlass zur Reduktion der Giftproduktion bestand.
 
Die Konzentration des Giftmülls (anstelle der landesweiten wilden Ablagerung) hatte gewiss ihre Vorteile, auch hinsichtlich der Kontrollierbarkeit. Aber die Lösung war mit grundsätzlichen Fehlern behaftet. Schon im Bericht über die Eröffnungsfeier schrieb ich kritisch über das „undefinierbare Gemisch von grosser Haltbarkeit“ – und prophezeite, dass man sich noch lange mit dem Deponiesaft werde herumschlagen müssen. Denn genau dieser war das zentrale Problem. Besonders über dem Grundwasser-Quellbereich.
 
So standen sich Meinung gegen Meinung gegenüber, verharmlosende Positivdenker gegen unangenehme Kritiker, und nur der weitere Verlauf des Geschehens konnte aufzeigen, welche Seite näher bei der Wahrheit war. Die brave, misshandelte Kläranlage Kölliken war bald einmal durch Ammoniumsalze, einem Fischgift, überfordert. Der über dem Grundwasser dahin fliessende Köllikerbach war stark im alkalischen Bereich – nicht einmal der saure Regen genügte, um das Bachwasser zu neutralisieren. Muhen musste sein Trinkwasser von Fassungen oberhalb der Deponie beziehen, was zwar auf einen Lösungsmittelbetrieb in Schöftland zurückgeführt wurde. Bei der Zentralmolkerei Suhr, wie sie damals hiess, war das Grundwasser vergiftet. Die Abteilung Gewässer hielt wesentliche Analyseresultate zurück. Und ich fiel dort mit meinem ständigen Bohren ohnehin unangenehm auf. Der für Wasseranalysen zuständige Chemiker sagte mir auf mein hartnäckiges Nachfragen, als die Phenole aufgetaucht waren: „Ich will Ihnen nichts sagen, das bringt nichts, wenn man es breitschlägt.“ Und dann schrieb ich halt das, was er mir gesagt hatte.
 
Ich war manchmal nahe daran, ein privates Analysenlabor einzurichten, zumal ich in der analytischen Chemie ausgebildet bin. Die erwähnte Phenol-Belastung des Kläranlageabwassers war mir aufgrund privater Untersuchungen zugetragen worden. Phenole (Carbonsäuren) haben eine ähnliche Giftwirkung wie Cyanide (Blausäure). Es sind starke Nervengifte mit Krebs erzeugendem Potenzial, und sie sind schlecht abbaubar, also stabil. 2 Tage nachdem ich diese Phenolbelastung im „Aargauer Tagblatt“ von 17.04.1985 in einen grossen, 3-spaltigen Kasten breitgeschlagen hatte, wurde die Deponie vom Gemeinderat Kölliken geschlossen (19.04.1985). Und dann ging das Millionendebakel erst richtig los.
 
Doch noch immer ist die Verdrängungsmentalität nicht vollständig überwunden. Obschon es in der Deponie mehrfach zu Selbstentzündungen gekommen war, wurde diese Gefahr beim so genannten Rückbau anfänglich kaum in die Sicherheitsphilosophie einbezogen. Und die Aufsichtsbehörde bezeichnete im Juli 2008 eine Gasexplosion als „kaum vorstellbar“, obschon früher die Deponiegase abgefackelt worden waren und die chemischen Prozesse im Giftcocktail zweifellos noch andauern. Vielleicht ist diese Gefahr lüftungstechnisch tatsächlich gelöst – ich weiss es nicht, hoffe für die tapferen Arbeiter im Deponiekasten aber das Beste.
 
Der Sondermüll, dem ich einen Teil meiner Berufstätigkeit gewidmet habe, ist alles andere als mein grosses Hobby, die dickflüssigen Saucen in Deponien schon gar nicht, obschon ich sonst ein Saucenliebhaber bin. Ich rutsche einfach in diese Thematik hinein. Als alles begann, Mitte der 1970er-Jahre, war ich beim Aargauer Tagblatt u. a. für Energie- und Umweltfragen zuständig. Es war eine Zeit wilder Kehricht- und Giftmüllablagerungen, wo immer sich eine Vertiefung fand – nach einer 1988 publizierten Untersuchung gibt es im Aargau etwa 3000 Altlasten – in anderen Kantonen dürften die Verhältnisse ähnlich sein. Der Aargau ist nicht schlimmer als andere Gebiete. Ich machte nur, was in einem solchen Fall jeder engagierte Journalist auch getan hätte: Ich gab der SMDK Kölliken publizistisches Gewicht, nicht um der Auflage willen (an so etwas dachte ich damals nie), sondern wegen des Grundwasserschutzes und im Interesse der anständigen, duldsamen Kölliker Bevölkerung, der wie der Biosphäre überhaupt allzu viel zugemutet wurde.
 
Im Studio Infopavillon
Auf Reto Holzgangs Vorschlag hin nahm ich meine SMDK-Akten in den Aufnahmeraum mit: einen vollen Ordner, 2 dicke Archivcouverts und eine lockere Presseausschnittsammlung, alles zur televisionären Dekoration. Gleich auf dem Parkplatz beim Informationspavillon der SMD in Kölliken begegnete ich Hertha Schütz-Vogel in aufgeräumter Laune, und wir verwickelten uns sogleich ins Politisieren über das Geschehen ums Bankgeheimnis. Reto Holzgang empfing uns freundlich im Pavillon, der von einer Gruppe des tpc-Produktionscenters Zürich in ein veritables Fernsehstudio umgewandelt worden war. 2 Kameraleute waren da: gross gewachsene, schwitzende Raphael Gubler (Kameramann) und Jörg Glaser (Livekameramann), dann der Techniker Michael Ryffel und der mit Kabeln beladene Cutter Andy Storchenegger. Der Infopavillon mutete wie eine Intensivstation an.
 
Unaufdringlich näherte sich uns die aus dem Urnerland stammende zierliche Moderatorin Sabine Dahinden mit strahlendem Lächeln, strahlend weissen Zähnen und Wind-und-Wetter-Schutzbekleidung. Sie hat einen natürlichen Liebreiz; ich schätze ihre zurückhaltende Art, bar jeden Star-Getues, auch bei ihren Fernsehauftritten sehr. Sie ist ein telegener Glücksfall.
 
Im improvisierten Studio herrschte eine entspannte Atmosphäre, und Reto Holzgang bat zu einer Hauptprobe im Vorfeld der Live-Übertragung. Ich zog meine mitgeschleppten Akten hervor und schlug vor, ich würde diese zuerst vorlesen, was innerhalb von etwa 5 bis 6 Tagen einigermassen zu machen sein müsste. Reto Holzgang wurde etwas bleich und sagte, dass wir insgesamt nur 4 Minuten zur Verfügung hätten.
 
Wir sollten bloss nicht in die Kamera schauen (und dabei hätte ich doch gern in die Stuben der Zuseher geschaut), es müsse so aussehen, als ob wir ganz unter uns seien, sagte die Moderatorin Dahinden. Also denn, los: Frau Dahinden wies als Einleitung auf einige Ausstellungsexponate wie schönem, farbigem Sondermüll in Gläsern und eine Abbildung von Hertha Schütz-Vogel hin, die sie dann auch gleich ansprach. Frau Schütz, mediengewohnt, antwortete mit grundsätzlichen, philosophischen Gedanken zum Gewässerschutz. Ich musste im Wesentlichen erzählen, weshalb es mir beim freisinnig ausgerichteten Aargauer Tagblatt denn möglich gewesen war, mit solch einer Prägnanz jahrelang auf die Missstände hinzuweisen.
 
Die Frage kam unverhofft, doch war sie leicht zu beantworten, etwa in dem Sinne, dass es trotz aller Industriefreundlichkeit, gegen die ja nichts auszusetzen ist, bei jener durch Fusion hinweggerafften Zeitung möglich war, auch die Schattenseiten der Industrialisierung aufzuzeigen. Die Bedingung war, dass alles fachlich korrekt dargestellt sein musste, für das damalige Medienverständnis eine Selbstverständlichkeit. Wenn die Fakten vor dem Leser klar und umfassend ausgebreitet werden, ist auch ein prägnanter, persönlicher Kommentar gerechtfertigt, wenn immer eine hinreichende Fachkompetenz gegeben ist. Ich hatte für den Einsatz beliebig Platz zur Verfügung, bei besonders brisanten Darstellungen auf der Frontseite, oder aber es wurden ganze Reportageseiten bereitgestellt. So plauderte ich einiges daher.
 
Ich hatte gedacht, das sei nun die Einleitung gewesen und das wesentliche Gespräch beginne jetzt. Doch das war’s. Reto Holzgang tauchte aus dem Hintergrund auf – lobende Worte mitbringend. Das sei jetzt wirklich gut gewesen; wir hätten es glänzend gemacht. Ich begriff das mitnichten und neffen. War das gut? Auch Sabine Dahinden strahlte über ihr ganzes schönes Gesicht, versprühte so viel Charme, dass all der Sondermüll vergessen war.
 
Sie telefonierte mit dem Handy und hatte noch ein unsichtbares Mikrofon aus durchsichtigem Plastik im Ohr, telefonierte und kommunizierte mit der Zürcher DRS-Zentrale in aller Seelenruhe. Als Hertha Schütz darum bat, dass auch ihr Nachname „Vogel“ in der Untertitelung erscheine, gewissermassen als Firmenzeichen, gab sie das durch – und es klappte. Dann waren es noch 2 Minuten bis zur Livesendung. Der besondere Kick sei das Schöne an einer solchen Direktübertragung, sagte die Moderatorin noch, obschon sie mit ihrer Erfahrung nicht besonders gekickt zu sein schien. Alltag.
 
Da bei der Ausstrahlung die Fragen gegenüber des vorangegangenen Probelaufs wieder etwas anders gestellt wurden, hatte ich mich darauf zu konzentrieren – bis alles, kaum hatte es begonnen, zu Ende war. Zuerst herrschte eine Aufregung darüber, ob wir denn die 4 Minuten überhaupt eingehalten hätten, zumal keine Zeitangaben in den Kopfhörer ins Ohr der Moderatorin erfolgt waren. Dann brachte Reto Holzgang die Erlösung: „Perfekt.“ Es herrschte eine derart frohe Stimmung, als ob wir einen neuen Fasstyp zur Sondermülleinlagerung mit enormem Vermarktungspotenzial erfunden hätten.
 
Aufwand und Ertrag
Das Fernsehen ist eine grossartige Erfindung und hat phänomenale Möglichkeiten – ich erinnere etwa an Natursendungen, die Einblick in Dinge geben, die ein normaler Mensch nicht zu Gesichte bekäme. So bin ich beispielsweise noch nie in einem Korallenriff einer Muräne begegnet. Oder an Dokumentationen zur Geschichte. Dieses Medium hat seine besten Stunden immer dann, wenn ausreichend Zeit zur Verfügung steht. Hauptsächlich zu den wichtigsten Sendezeiten wird für quotenträchtige Spiele jede Menge Zeit eingeräumt, und bei Berichterstattungen übers aktuelle Geschehen fehlt diese meistens. In kürzester Zeit muss dann eine ungeheure Menge von Themen angesprochen werden, und so reicht es für viele vor die Kamera gerufene Menschen, auch wenn sie Wesentliches zu sagen hätten, gerade noch für 1 bis 2 Sätze. Es sind Kurzinformationen, Informationshäppchen, die wie Konfetti in die virtuelle Landschaft gestreut werden und sich zu keinem Puzzle vereinigen lassen. Selbst die Presse ist diesem verhängnisvollen Hang zur Kürze verfallen, als ob es keinen Markt für Überblicke und Hintergründe geben würde.
 
Was Reto Holzgang und Sabine Dahinden alles in die 4 Minuten hineinzupressen verstanden, ist erstaunlich. Es sind Profis, die gelernt haben, die sehr beschränkte Zeit bestmöglich zu nutzen. Doch die Uhr, die auch hier wie eine Guillotine wirkte, beschneidet ihre Möglichkeiten sehr. Zu sehr.
 
Wieder einmal habe ich eine Bestätigung gefunden, weshalb mir das Internet so gut gefällt: Hier gibt es keine Zeit- oder Zeilenfallbeile. Ich kann hier schreiben, bis ein Thema erschöpfend behandelt ist, brauche keine Zeichen zu zählen. Meine erneute TV-Eskapade, dieser so sehr beachtete Seitensprung, hat mir aktuelle Einblicke ins neue Medienzeitalter gebracht. Doch wie bei der Auffüllung der Tongrube in Kölliken habe ich in Bezug auf den Inhalt der Fässer bzw. virtuellen Gefässe etwelche Bedenken anzubringen, ohne meine Mitwirkung auszunehmen.
 
Hinweis auf die Beschreibung der SMDK im Textatelier.com
 
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