Textatelier
BLOG vom: 14.01.2007

Tiergeschichten (3): Der Gamsbock, der nur mit Gummi darf

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
 
Menschen im Affengehege
Vor kurzem hatte ich einen sonderbaren Traum. Da wurden missliebige Politiker, raffgierige und korrupte Manager und Verbrecher aller Art in Tierkäfigen eines Zoos ausgestellt. Es gab eine ganze Reihe solcher Unterkünfte. Im 1. Käfig campierten kriegslüsterne Politiker, die unschuldige Menschen in den Krieg geschickt hatten. Als ich mich umsah, erblickte ich im Käfig der unbeliebtesten Politiker den breitbeinig dastehenden George W. Bush (es war nicht etwa der Westerndarsteller John Wayne!) und dahinter Donald Rumsfeld. In der hintersten Ecke des Geheges waren auch Tony Blair und Silvio Berlusconi auszumachen.
 
Im 2. Käfig nebenan waren die korrupten Manager und ein Betriebsrat, der sich einen Sexurlaub hat bezahlen lassen, untergebracht. Dann kamen in weiteren Käfigen Diebe, Brandstifter, Terroristen und Menschenhändler. Welch eine Ansammlung von „ehrenwerten“ Personen – dies waren meine träumerischen Gedanken.
 
Ich konnte meinen Augen nicht trauen, was dann passierte. Die Besucher des Zoos durften mit faulen Eiern nach ihnen werfen. Das hatten bisher die Affen, die das Feld räumen mussten, nicht erlebt. Sie erhielten höchstens Nüsse und Bananen von den Zoobesuchern. Sie wurden von allen Menschen bewundert. Die Affen amüsierten sich und vollführten Freudentänze. Und was machten die Auserwählten im Menschen-Zoo? Sie vollführten ebenfalls Tänze, aber ganz andere. Sie versuchten verzweifelt, den Wurfgeschossen auszuweichen. Nur einer stand wie ein Fels in der Brandung, nämlich George W. Bush. Er schaute zwar griesgrämig drein, liess aber tapfer die Geschosse über sich ergehen. Vielleicht wusste er aber auch nicht, was mit ihm geschah. Er hatte doch alles richtig gemacht.
 
Die Gesichter der anderen wurden immer länger und länger. Die „Bedauernswerten“ mussten nämlich auch Schmährufe über sich ergehen lassen. Eine solche Strafe hatten sie nicht erwartet. Keiner der neuen Insassen wusste, wer ihnen dies eingebrockt hatte. Waren es Angehörige der getöteten Soldaten, arm gewordene Aktionäre, Arbeitslose oder Umweltaktivisten? Die Auflösung bekam ich nicht mehr mit, da ich aus den Träumen gerissen wurde.
 
Wenige Tage später wurde doch einiges Wirklichkeit. Im ehemaligen Orang-Utan-Gehege im Zoo von Adelaide wurden 6 Menschen (im wöchentlichen Wechsel kommen 6 Frauen und 6 Männer zum Zuge) ausgestellt. Es waren jedoch keine missliebigen Personen, sondern ganz normale brave Bürger und Bürgerinnen. Die Gäste des Zoos können ihr Verhalten beobachten und ihren „Lieblingsmenschen“ aussuchen. Der Menschen-Zoo soll laut einer AFP-Meldung vom 12. Januar 2007 neue Erkenntnisse über das Verhalten von Primaten in Gefangenschaft ermöglichen. Die Tierpsychologin Carla Litchfield gehört auch der Versuchsgruppe an. Sie bleibt jedoch im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern, die abends nach Hause gehen dürfen, 4 Wochen durchgängig eingesperrt. „Das wird mir eine genaue Vorstellung darüber vermitteln, wie die Gerüche und Geräusche wirken und wie es ist, täglich von Tausenden Menschen angestarrt zu werden“, sagte die Wissenschaftlerin.
 
Als ich mit einer Nachbarin diese Meldung diskutierte, meinte sie trocken: „Ich wüsste eine ganze Menge Leute, die man in den Zoo stecken könnte.“
 
Kreditkarte für den Kater
Die Australierin Katherine Campbell liess sich eine Kreditkarte für ihren Kater Messiah und eine Zweit-Kreditkarte für ihr eigenes Bankkonto ausstellen. Die Bank adressierte die Karte an Messiah Campbell. Der Kater durfte sogar sein Konto in Höhe von 4200 australischen Dollar überziehen. Der Kater wollte jedoch von diesem grosszügigen Angebot nichts wissen. Er schnurrte weiterhin in der Wohnung herum und hatte keine Lust, den Bankautomaten oder ein Geschäft aufzusuchen.
 
Die Frau wollte mit dieser Aktion das Sicherheitssystem der Bank überprüfen. Eine Sprecherin der Bank of Queensland meinte lapidar, da sei wohl dem Kreditinstitut ein „Fehler“ unterlaufen. Es war jedoch ein so kurioser und peinlicher Fehler, dass die Weltpresse darüber berichtete.
Quelle: „Badische Zeitung“ vom 05.01.2007.
 
Schwarzer Labrador zu fett
2 Brüder aus der englischen Kleinstadt Ely wurden zu 250 Pfund (rund 470 Euro) verurteilt, weil sie ihren 10 Jahre alten Labrador namens Rusty überfüttert hatten. Der arme Hund wog fast 75 Kilogramm, was etwa das Doppelte des Normalgewichts entspricht. Ein Sprecher der Vereinigung britischer Veterinäre betonte, dass 30 bis 40 % der Hunde im Königreich zu fett seien. Die Besitzer müssten jedoch nur eine Strafe befürchten, wenn sie sich nicht an die Empfehlungen der Tierärzte halten würden. Die Brüder warfen die Frage auf, ob nicht auch Eltern, die übergewichtige Kinder haben, auch bestraft werden müssten.
 
Der Hund erhielt noch vor der Verhandlung eine Diätkur. Er nahm dabei 22 kg ab.
 
„Simone“ schrieb dazu im Internet folgenden Kommentar: „Was Menschen Tieren antun grenzt fast ans Unglaubliche. Tiere können sich nicht beschweren, sie sind ihren Besitzern ausgeliefert. Aber das Gleiche sollte auch für Eltern gelten, die durch Faulheit und Nachlässigkeit ihre Kinder verwahrlosen lassen. Dazu gehört auch falsche Ernährung und zu wenig Bewegung.“
 
Laut einer finnischen Studie sind Haustierbesitzer häufig krank, dick und unsportlich. Die Tierhalter rauchen häufig, bewegen sich weniger als Menschen ohne Tier. Bisher glaubte ich immer, dass die Tierbesitzer, die bei jedem Wetter mit ihren Vierbeinern Gassi gehen müssen, schlank und rank seien. Da war ich jedoch auf dem Holzweg. Die meisten laufen nur mit dem Hund um den Häuserblock oder gehen in den nahen Park.
 
Die Tierhalter litten laut der erwähnten Untersuchung vermehrt unter Bluthochdruck, Diabetes, Migräne, Depressionen und Panikattacken. „Auch Hund, Katze und Co. können Herrchen und Frauchen nicht zu einem besseren Lebensstil motivieren“, resümierte die „Welt“ am 05.01.2007.
 
Tierhochzeiten und ein tödliches Haustier
Hundehochzeiten sind in Japan keine Seltenheit. Es gibt dort mehrgängige Hunde-Diners und Hunde-Verkupplungspartys. Frauchen oder Herrchen suchen auf solchen Veranstaltungen den passenden Partner für ihren Liebling aus. Wenn es funkt, können die Hunde gleich heiraten. Es wird ein Altar aufgebaut, die Hunde in festliche Kleider gesteckt, und schon geht es mit der Zeremonie los. Laut „Nikkei Weekly“ werden Halsbänder ausgetauscht und mit den Pfoten die Heiratsurkunde „unterzeichnet“. Die Kosten belaufen sich in der Regel für so eine Hundehochzeit auf 200 000 Yen (1300 Euro).
 
Auch in Indien gibt es Tierhochzeiten, aber zwischen Mensch und Tier. So heiratete kürzlich eine Frau aus dem Bundesstaat Orissa eine Kobra. Die Frau hatte sich in die in einem Ameisenhaufen lebende Schlange verliebt und mit ihr kommuniziert. Immer, wenn sie ein Schälchen Milch aufstellte, schlängelte sich das Tier heran und machte sich über das Getränk her.
 
Die Verwandten waren mit der Wahl der 30-Jährigen zufrieden, ein Hindu-Priester vollzog die Trauung. Da der Bräutigam nicht erscheinen konnte, musste eine Nachbildung in Messing herhalten.
 
In Indien gibt es viele Abergläubige, die der Ansicht sind, durch so eine Hochzeit würde Unglück abgewehrt.
 
Eine „unverheiratete“ Boa hatte jedoch etwas gegen die Umarmungen eines Tierhalters in Cincinnati (Ohio). Der Schlangenbesitzer wurde von seiner eigenen Boa Constrictor erwürgt. Tierschützer warnen immer wieder vor den Gefahren mit den Riesenschlangen. „Wir haben schon Bilder von Leuten gesehen, die für den Fotografen mit ihrer Boa um den Hals posiert haben. Diese Menschen scheinen keinen Schimmer zu haben, dass sie innerhalb von nur ein paar Sekunden tot sein könnten“, äusserte ein Sprecher der Tierschutzorganisation von Cincinnati.
Quellen: www.stuttgarter-zeitung.de und www.tierschutz.org; „Tages-Anzeiger“, 7. Juni 2006; www.spiegel.de.
 
Gamsbock – auf den Gummi gekommen
Als ich die Überschrift in „Spiegel online“ am 12.01.2007 las, dachte ich, nun können auch Tiere Pariser benutzen. Es wäre ja schlimm, wenn jeder x-beliebige Hund oder Gamsbock in fremden Gefilden wildert und so manche Holde ungewollt schwängert.
 
Falsch gedacht. Der vom Innsbrucker Zoo ausgeliehene liebestolle Gamsbock erhielt im Salzburger Zoo Präservative aus Stücken eines Gartenschlauchs umgestülpt, aber nicht auf seinen Penis, sondern auf seine spitzen Hörner. In der Vergangenheit hatte er nämlich so manche Auserwählte verletzt. Er war einfach zu wild und ein „rabiater“ Liebhaber. Bei der Gämsen-Damenwelt ist der Gehörnte trotzdem sehr populär. „Er ist sehr umschwärmt, und bis jetzt war er ein Gentleman“, bemerkte die Zoo-Tierärztin Sandra Langguth.
 
Wiederkäuer bekommen Cabernet Sauvignon
Schier Unglaubliches las ich in der „Süddeutschen Zeitung“ (www.sueddeutsche.de) am 6. November 2006: Australische Edelkühe der Rasse „Kobe“ bekommen 60 Tage lang je einen Liter Cabernet Sauvignon ins Korn gemischt. Akio Yamamoto, ein gefeierter japanischer Koch, der sich das Fleisch aus Australien liefern lässt, hat dies veranlasst. Er ist felsenfest überzeugt, dass das Steakfleisch später eine perfekte Marmorierung aufweist und auch besonders mild schmeckt.
 
„Das ist ein guter Tropfen, und die Kühe essen mehr als sonst, sie müssen es also mögen“, bemerkte der verantwortliche Bauer Jon McLead der Zeitung „West Australien“.
 
Andere Landwirte wollen einen so edlen Tropfen nicht ihren Vierbeinern geben. Sie verwöhnen diese lieber mit Bier.
 
Angefahrener Hund nahm Zug nach Zürich
Wie „Blick“ am 28. Oktober 2006 berichtete, verblüffte die aus Fernsehspots bekannte Entlebucher Sennenhündin Lupa die Polizei. Als sie auf einem Spaziergang ein Reh erblickte und davonstürmte, überquerte sie auch eine Strasse. Es kam zu einem Zusammenstoss mit einem Auto. Die wenig verletzte Hündin rannte zum Bahnhof Mellingen-Heitersberg und bestieg dort den Schnellzug nach Zürich. Ein aufmerksamer Fahrgast informierte die Polizei. In Zürich wurde die Hündin dann von einem Bahnpolizisten in Empfang genommen. Lupa verspeiste auf der Station genüsslich ein Gipfeli. Lupa wurde dann von seinem Besitzer abgeholt. Der Hund hatte zum Glück nur Schrammen abbekommen. Kurz darauf stand er wieder vor der Kamera.
 
Schlangen sind gute Seismografen
Chinesische Erdbebenforscher gehen ungewöhnliche Wege bei der Erdbebenvorhersage. Sie installierten kürzlich Video-Überwachungssysteme in Schlangenfarmen. Die Schlangen reagieren nämlich panisch auf seismische Veränderungen und das schon 5 Tage vorher.
 
Auch Hunde, Katzen, Hühner und andere Tiere reagieren auf bevorstehende Erdbeben. Die Schlangen sind jedoch bessere Seismografen. Sie reagieren viel früher und sind sensibler.
 
In der Provinz Guangxi, die häufig von Erdbeben betroffen ist, wurden inzwischen 143 Tierbeobachtungssysteme eingerichtet.
 
In meinem Glanzpunkt-Beitrag „Tierisch klug“ wies ich bereits auf das Tierverhalten vor Erdbeben hin. Inzwischen scheint es so zu sein, dass das Tierverhalten jetzt ernst genommen wird, zumal es auch bei uns diesbezügliche Beobachtungen gibt.
Quelle: „Die Welt“ (www.welt.de), 03.01.2007.
 
Der letzte Weg des Zuchtbullen
Eine Geschichte, die schon mehr als 10 Jahre zurückliegt, möchte ich hier erzählen: Ein Bauer in Illingen hatte einen prächtigen Zuchtbullen namens Seppl. Er wog 700 Kilogramm, errang mehrere Preise und war 5000 D-Mark wert. Regelmässig wurde er zur Samenspende gebeten. Eines Tages fuhr der Fahrer eines Schlachtbetriebes vor und holte Seppl ab. Der Bulle wehrte sich nicht, da er schon des Öfteren transportiert wurde. In der Zwischenzeit bemerkte der Bauer die Abwesenheit seines Seppls. Er war der Meinung, der begehrte Vierbeiner sei ausgebüchst oder gestohlen worden. Nach einigen Tagen klärte sich das Verschwinden des Tieres auf. Der besagte Fahrer hatte die Adresse verwechselt. Dazu kam noch, dass er schon öfters Vieh von diesem Bauernhof abgeholt hatte. Der Fehler fiel ihm nicht auf. Der Anruf beim Schlachthof kam zu spät, der ehemals prächtige Bulle war bereits im Rinderhimmel.
Quelle: „Badische Zeitung“ vom 15.08.1996.
 
Weitere Tiergeschichten
Im letzten Jahr wurde eine Treibjagd in der Nähe von Regensburg (Bayern) veranstaltet. Eine Wildsau entkam jedoch den Jägern. Sie flüchtete durch ein offenes Fenster in eine Souterrainwohnung. Dort liess sie sich auf einem Sofa nieder und erholte sich von den Strapazen. Nach der Verschnaufpause verwüstete sie die Wohnung. Dies bekam ihr jedoch nicht gut. Ein herbeigerufener Jäger erlegte die Sau mit einem Schuss.
Quelle: „Tages-Anzeiger“, 09.01.2006
 
Die Bürgermeisterin Ellen van Hoogdalem-Arkema fand in der holländischen Kleinstadt Spaarnwoude ein probates Mittel, um Paare, die sich im Stadtpark der körperlichen Liebe hingaben, zu verscheuchen. Sie liess schottische Hochlandrinder im Park grasen. Diese beobachten nun die Liebespaare mit ihren Glotzaugen und nehmen ihnen die Lust zum Sex.
Quelle: „20 Minuten“, 23.09.2004
 
Weitere Tiergeschichten sind unter www.tierschutz.org/unterhaltung/kuriosa/index.php nachzulesen.
 
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