Viel Wagemut und zu wenig Wagevernunft
Aphorismen von Manfred Schröder
Ich denke, also ich bin.
Ich denke nach und ich zweifle.*
Woher ich komme? Ich weiss es nicht.
Wohin ich gehe? Ich weiss es nicht.
Und was ich hier soll? Auch das weiss ich nicht.*
Ein Mann, ein Wort. Eine Frau, ein Gespräch.*
Boshaftes Grinsen ist die schlechte Laune des freundlichen Lächelns.*
Das Jüngste Gericht ist dann angebrochen, wenn man kein Toilettenpapier mehr braucht.*
Es kommt niemand vor Gericht, weil er gegen das Gesetz verstossen hat, sondern weil er sich hat erwischen lassen.*
Wo Gott das Haus der Freude baut, errichtet gleich nebenan der Teufel das Freudenhaus.*
Nicht ich habe den Mord begangen, Herr Richter. Die Gene waren es. Die Gene!*
Ich habe nie einen Verleger von einem Krokodil unterscheiden können.*
Alle Menschen sind Brüder!?
Das ist etwas fürs Theater.*
Manche Päpste sassen nicht nur auf dem Heiligen Stuhl, sondern schliefen auch in sündigen Betten.*
Wer möchte nicht gerne einen Morgenkater gegen ein Betthäschen eintauschen?*
Es gibt zwar viel Wagemut in der Welt, doch leider zu wenig Wagevernunft.*
Wer genug Schnaps und Bier im Kühlschrank hat, leidet gewiss nicht unter Alkoholproblemen.*
Der Teufel ist das Böse in Gott.*
Hilf deinem Nächsten, seines Glückes Schmied zu sein.*
Hilf deinem Nächsten und beschäme Gott.*
Eine kluge Katze wartet, bis die Maus den Käse gefressen hat.*
Der Teufel und der liebe Gott sollten endlich Frieden miteinander schliessen. Der Erste kann die Welt nicht mehr schlechter machen und der Zweite nicht besser.*
Der Tod holt gerne junge Leute. Die Alten sterben von alleine.*
Ein Langfinger braucht keine eigenen Taschen. Fremde genügen ihm.*
Musik ist keine Kunst, sondern Nervensache.*
Das was wir den Teufel nennen, ist Gottes dunkler Bruder.*
Und dennoch ist der kleine Schmutzfink Mammas Lieblingsvogel.
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Lebenslauf von Manfred Schröder
Am 9. November 1938 erblickte ich in Essen nicht nur das Licht der Welt, sondern auch den Feuerschein einer brennenden Synagoge. Über meine Kindheit weiss ich nichts zu berichten, da es keine gab. Mit 20 Jahren legte ich mein „Vaterland“ wie einen zu engen Mantel ab und verbrannte alle Brücken hinter mir. Jahrelanges unruhiges Wanderleben durch Europa. Machte in Paris Bekanntschaft mit François Villon, mit dem ich oft den geraden Weg verliess, um unbekannte Nebenpfade zu erkunden.
Ende 1972 lernte ich Marjatta, eine finnische katholische Theologin, in einem Emmaus-Mouvement kennen, wo sie für einige Zeit sozial tätig war. Von François Villon musste ich mich trennen. Im daruf folgendem Jahr heirateten Marjatta und ich, und wir zogen nach Finnland, wo wir seither leben. Die grösste Überraschung für mich war, dass die Umstellung von der „absoluten Freiheit“ in ein „bürgerliches Leben“ ohne nennenswerten Bruch, vor sich ging. Vielleicht war ich die ganzen Jahre hindurch nur auf der Suche nach einem sicheren Hafen gewesen, den ich endlich gefunden hatte. Trotzdem treffe ich mich ab und zu mit François Villon – jetzt nur noch auf literarischer Ebene.
Der Anfang war für mich naturgemäss nicht leicht in Finnland. Sprache und meine erste bürgerliche Arbeit und einiges andere mussten zuerst gelernt werden. Ich war Tellerwäscher, Hausreiniger, Postmann und freier Künstler.
Dann hatte ich das Glück, eine Stelle als Bühnenmaler im Finnischen National Theater zu bekommen, wo ich bis zu meinem Rentenalter im Jahre 2003 tätig war. So richtig zu schreiben habe ich vor rund 2 Jahren begonnen. Aphorismen, Gedichte und Anekdoten, auch Kurzgeschichten, mit denen ich mich allerdings noch etwas schwer tue. Mir liegt eigentlich das ganz Kurze. Und ich bewundere Menschen, die sich durch Schweigen mitzuteilen wissen.
Eine Lebensphilosophie habe ich immer noch nicht. Ich denke weniger tief als hoch. Himmel, Sonne, Vogel, Wind und Wolken. Wein statt Bier! Bizet statt Wagner!
Wir haben 2 Söhne, Andrej und Sebastian.
Mit Deutschland bin ich versöhnt. Trotzdem bleibts bei Wein und Bizet!
Manfred Schröder (Mande)
Valtakatu 21 as.10
Valkeakoski 37 600
Finland
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