Mullah Nasredin
Dem legendären Mullah Nasredin wird nachgesagt, dass er zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert in Persien gelebt habe. Er kann als Bruder von Till Eulenspiegel gelten.
Mullahs Sohn sagte zu seinem Vater, dass er geträumt habe, von ihm ein Goldstück erhalten zu haben. Worauf Mullah antwortete: „Da du so ein guter Sohn bist, darfst du es behalten.“
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Eines Tages beschloss Mullah, das Flötenspiel zu erlernen. „Wie viel kostet der Unterricht?“ fragte er den Musiker.
„3 Silberlinge im ersten Monat“, bekam er zur Antwort, „und nachher 2.“
„Ausgezeichnet“, sagte Mullah, „also beginnen wir mit dem zweiten Monat.“
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„Ich habe ein entzündetes Auge“, klagte jemand, als er Mullah begegnete . „Wie hast du gestern deinen entzündeten Zahn kuriert?“ wollte er wissen.
„Ich habe ihn herausgezogen“, antwortete er und riet ihm: „Das solltest du auch mit deinem entzündeten Auge tun!“
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In der Wüste stiess Mullah auf eine Gruppe, die Lamm und Reis ass. Hungrig, wie er war, gesellte er sich zu ihnen und ass tüchtig mit. „Wie kommt es, dass du hier mithältst? Kennst du jemand von uns?“
Mullah wies gegen Lamm und Reis: „Ja, diese beiden kenne ich sehr gut.“
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„Wie alt bist du eigentlich?“ fragte ihn einst ein Freund.
„40 Jahre“, antwortete Mullah.
„Aber, das hast du mir schon vor 10 Jahren gesagt“, bemerkte sein Freund erstaunt.
„Wenn du mir in 50 Jahren diese Frage stellst, gebe ich dir die gleiche Antwort. Ein Gentleman muss schliesslich zu seinem Wort stehen.“
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Ein reicher Magistrat tischte Mullah einen Schafskopf auf und bemerkte dabei, dass er Schafsköpfe oft und gerne esse. „Mein Doktor sagt, bei solcher Kost werden Kopf und Hirn grösser.“
„Dann solltest du eigentlich den Kopf und das Hirn eines Elefanten haben“, meinte Mullah.
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Eines Morgens wollte Mullah den angeschwollenen Fluss überqueren. „Wie komme ich zur anderen Seite?“ rief ihm eine Gestalt über den Fluss hinweg zu.
„Da bist ja schon auf der anderen Seite!“ schrie Mullah zurück.
Gekeltert von Emil Baschnonga
(11. 2. 2005)
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