Schnitze aus dem Baselbiet
Schnitze sind nach dem allwissenden Duden kleinere, geschnittene Stücke von (allenfalls gedörrtem) Obst. Und wer einen Schnitzer macht, hat falsch geschnitten, einen Fehler begangen, gegen Gesetze verstossen.
Die Mundarten haben am Wort Schnitz lustvoll herumgeschnitzt, wie ein Einblick ins „ Baselbieter Wörterbuch“ von Hans Peter Muster und Beatrice Bürkli Flaig (Christoph Merian Verlag, Basel 2001) beweist:
„Schnitz m. (=männlich): 1. abgeschnittenes Stück Obst. ‚Gimmer au e Schnitz vo dym Öpfel.' Biireschnitz. 2. gedörrtes Stück Obst. ‚Doositze wien es Pfund Schnitz', nachlässig, faul dasitzen. - Schnitzdroog m.: grosse Vorratstruhe für Dörrobst. Schnitzdrucke w.(=weiblich): a) Dörrobstschachtel. b) unansehnliche, unfreundliche alte Frau. Schnitzfrässer m. (Pl.) Neckname der Baselbieter durch die Stadtbasler. Schnitzsack m.: bunter Tuchbeutel der Baselbieter Frauen- und Männertracht.
Schnitzunddrunder (kein Artikel): Gericht aus dürren Apfelschnitzen, Kartoffeln und Speck. 3. schnippische Antwort, Vorwurf. 4. Komische und unglaubliche, erfundene Geschichte, lustiger Einfall: ‚Dää bringt wiider Schnitz hindevüre.'“
Soweit der Auszug aus dem „Baselbieter Wörterbuch“, der dem Textatelier von Lislott Pfaff zugestellt worden ist. Es wäre ja wohl ein unverzeihlicher Schnitzer gewesen, wenn dieser sprachkulturelle Einblick nicht Eingang ins Internet gefunden hätte.
Übrigens wird „Schnitzunddrunder“ in der Schweiz auch getrennt geschrieben: „Schnitz und Drunder“. Das urwüchsige Gericht kann aus Apfel- und/oder Birnenschnitzen bestehen, aus frischen oder gedörrten, wobei die gedörrten eingeweicht werden müssen.
Und so geht man vor: Ein Stück geräucherten Speck kocht man im Wasser etwas an. Zugleich wird in einer anderen Pfanne Zucker in Butter goldgelb geröstet. Zwiebelstreifen und die Früchte werden beigegeben und gegebenenfalls mit Einweichwasser abgelöscht. Der Speck wird darauf gelegt. Das darf dann alles während etwa einer halben Stunde in Musse köcheln. Anschliessend kommen Kartoffelwürfeli darauf. Man bestreut sie mit etwas Salz. Alles soll mit Flüssigkeit (eventuell Bouillon) annähernd bedeckt sein. Man deckt die Pfanne jetzt zu und köchelt weitere 30 Minuten. Das Wasser wird nun von den Kartoffeln und den Früchten weitgehend aufgesogen. Am Ende schmeckt man noch mit etwas Salz und Pfeffer ab, damit alles schön rund wird. Der Speck wird in dekorative Tranchen geschnitten.
Vegetarier werden den Speck weglassen und vielleicht etwas mehr Butter zum geschmacklichen Abrunden verwenden. Das Gericht ist variabel – denn hier darf ja ausnahmsweise wirklich alles drunter und drüber gehen.
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