Kammermusik
Eine Lyr-eske
"Aach", seufzt die erste Geige
und schmachtet traurig in Moll,
"seine Saiten sind kräftig und doch so leicht,
und er vibriert so männlich-voll,
ich könnte vor Liebe zerspringen."
Und schluchzend beginnt sie zu singen,
als der Bogen sie zärtlich bestreicht."Ooh", jubelt die zweite Geige,
fiedelt selig Johann Sebastian,
"wie edel wirkt seines Halses Schwung,
wie elegant die Gestalt,
was für ein herrlicher Mann!"
Und glücklich jauchzt ihr Alt
mit des Bogens entfesseltem Sprung."Hoho", brummt der Kontrabass heiser
und murmelt hohl vor sich hin,
"da schwärmen zwei magere Wesen
für mich, während ich vom vollschlanken
Cello allein begeistert bin."
Er biegt den Hals, den ranken,
und die Saiten klingen selbstvergessen.Lislott Pfaff
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