Auf dem Friedhof
Ist nicht vor kurzem ein Buch über Friedhöfe erschienen, das den Titel trägt: "Wo Zürich zur Ruhe kommt"? Daran denke ich augenblicklich, als ich nach einem Besuch am Grab der Eltern wieder heimwärts gehe.
Wie vordem sehe ich nochmals 2 Jogger, die auf dem Friedhof herumspringen. Muss das sein, denke ich? Bin ich hier nicht an einem Ort, zu dem Ruhe, Frieden und Innerlichkeit gehören? Gibt es nicht einmal mehr hier die richtige Stille für eine Einkehr bei sich selbst?
Ich muss wohl wieder einmal meinen kritischen Blick aufgesetzt haben, als mir einer der Jogger entgegenkommt. Wir schauen uns in die Augen und er sieht dort gewiss meine Frage. Dann hebt er die Hand zum Gruss, will wohl eine freundliche Geste einbringen, mich besänftigen. Er keucht und hält sein Tempo. Für ein Wort hat die Kraft nicht gereicht.
Auch mir sind die Worte im Hals stecken geblieben. Aber aus einem anderen Grund. Ich bin entsetzt.
Rita Lorenzetti
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