Bürodrama
Eine Lyr-eske
Das Büro des Direktors prahlt mit Samt und Seide und mit den Teppichen vom Orient
und tut, als ob es den bescheidnen Raum des Prokuristen überhaupt nicht kennt'.
Das Prokuristenbüro denkt bei sich: "Na warte nur!"
und stellt den leider nur mit Wolle rotbezognen Polstersessel stolz in Positur.
Nun widerhallt energisch des Direktors schneller Schritt im leeren Korridor.
Erwartungsvoll streckt der polierte Tisch sein elegantes Louis-quinze-Bein vor,
der Vorhang bläht ergriffen die damastenen Falten auf,
der Zeiger der Pendule hält aus Ehrfurcht zwei Minuten inne in der Stunde Lauf.
Die Schritte nähern sich da sieht das Mahagonipult entsetzt auf seiner blanken Fläche
den müden Widerschein des direktorialen Rückens, der in feiger Schwäche
gebeugt im Raume gegenüber in den Sessel sinkt,
worauf die Tür des Prokuristenbüros rücksichtsvoll-geräuschlos in ihr Schloss einklinkt.
Die prallen Polster sacken stumm zusammen, das Tischbein ist geknickt, erschrocken schweigt die Uhr,
des Persermusters Magik löst sich auf in eine geometrische Figur,
beschämt lässt das Gemälde an der Wand den Rahmen hängen,
und lautlos fällt der Seidenvorhang, dessen Falten schlaff sich über Staub und Stille drängen.
Lislott Pfaff
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