Ein Naturverständnis, das zum Himmel schreit
Eine kritische Betrachtung zu Religion und Ökologie von Walter Hess
„Je grösser der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel“
Karlheinz Deschner
Natur und Religion: Die infolge Blitzschlags am frühen Morgen des 6. August 2004 abgebrannte paritätische Kirche in Rheinau ZH. Der Turm sowie der Dachstock dieser Kirche brannten damals vollständig aus. Dem Pfarrer gelang es noch, verschiedene sakrale Gegenstände wie Messgewänder, Tabernakel, Heiligenstatuen, Lesepult sowie das Kreuz vom Altar vor den Flammen zu retten. [Foto: Walter Hess]
Das bedeutendste Verkaufsargument aller Religionen ist die Vertröstung aufs Jenseits. Wer möchte nicht ewig weiterleben, besonders unter paradiesischen Zuständen, die weit über die Zustände im irdischen Leben hinausgehen? Im Christentum werden (mit Ausnahme einiger Psalmen und des Hoheliedes) Leben und Tod zu Ereignissen voller Schrecken und Qualen gestempelt – eine ebenso phantasievolle wie zweckgerichtete Theorie. Denn wer unter Existenzängsten leidet und sich anderweitig bedroht fühlt, lässt sich leichter gängeln.
Es gibt in jedem Leben viel Leid, aber auch viel Freude. Das Leben ist normalerweise etwas Angenehmes für alle jene, welche die richtige Einstellung dazu gewonnen haben; es ist voller Schönheiten, Lustgefühle, Spannung und Faszination. Und auch Schicksalsschläge gehören dazu; sie machen die Menschen stärker. Man müsste dieses spannende, gestaltbare Leben aufwerten statt gering schätzen und sich ohne theologische Fesseln zu einer geistig-sittlichen Persönlichkeit entwickeln.
Das Christentum als solches ist eine zweifelhafte moralische Instanz und, wenn man sich die Geschehnisse in den vergangenen Jahrhunderten in Erinnerung ruft, nicht eben der vorbildliche Lehrmeister für ein ethisches Verhalten. Die christliche Kirchengeschichte (wie übrigens auch die Bibel) strotzt vor Grausamkeiten und liefert allzu viele Beispiele dafür, dass dem von ihr überall georteten Lebenselend in einer von den Religionsmachthabern entzauberten Welt tatkräftig nachgeholfen worden ist. Ein paar Stichworte sollen das illustrieren: Belastung der Menschen mit dem Makel der Erbsünde, einer fantasiereichen Erfindung, als deren Folgen Leid, Schmerz, Not und Tod gelten, sodann die Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverbrennungen, die Frauenverachtung, die Unterdrückung von Freiheit und Sexualität, die Straf- und Rache-Androhungen über den Tod hinaus (Jüngstes Gericht), die Erfindung der ewigen Verdammnis (Hölle) als Psycho-Terror, der seinesgleichen sucht, usf.
Johann Wolfgang von Goethe bezeichnete die Kirchengeschichte treffend als „Mischmasch von Irrtum und Gewalt“. Allein schon die abstruse Idee von der Erbsünde ist bezeichnend: Gibt es etwas Groteskeres als eine Lehre, wonach Leute für Sünden büssen müssen, die legendäre Gestalten wie Adam und Eva in Urzeiten begangen haben sollen? Das ist eine übertriebene Ausgeburt von Sippenhaftung, die heute eigentlich nur noch im israelisch-palästinensischen Krieg festzustellen ist.
Die Menschen verlernten ob all der Ängste im Diesseits und der Vertröstung auf ein ewiges Leben bei Wohlverhalten komplett, ihr Heil im irdischen Leben zu suchen und zu finden. Sie verlieren sich seither in jenseitigen Seligkeitshypothesen wie seit je. Ihr Bedürfnis nach Orientierung, Verehrung und Autorität wird missbraucht. Soli Deo Gloria – allein Gott gebührt die Ehre. Doch welchem Gott? Im Christentum wird ein liebender und zugleich strafender, eifer- und rachsüchtiger allmächtiger Gott verehrt, dessen Bild sich an den frühen orientalischen Gewaltherrschaften orientierte – mit den entsprechenden Folgen.
Die Natur als Feindin
In den Offenbarungs- oder Buchreligionen, deren Blick allein ihrem Einheitsgott gilt, fehlt die auf Naturerhaltung ausgerichtete Ethik vollständig. Alles ist ausschliesslich auf den Menschen hin konzipiert, allein ihm unterstellt. Was als Pflanze oder Tier lebt und wächst, wird übersehen und missachtet, verachtet, inklusive natürliche Lebensräume. Diese Religionen stellten sich in einen krassen Gegensatz zu den Naturvölkern und deren religiöser Verehrung von Erde, Pflanzen und Tieren. Der Mensch fühlt sich dort als Bestandteil des Ganzen, des Zusammenhängenden, und er ist ohne Herrscherauftrag. Dafür konnten die Christen nie Verständnis aufbringen. Die Naturvölker durften als so genannte Heiden, denen man voller Verachtung begegnete, nach Belieben abgeschlachtet werden.
Den Tieren, denen ebenfalls keine Seele zugestanden wurde, erging es nicht besser. Als bezeichnendes Beispiel für die Tierverachtung mag die Schlange dienen. Sie galt in Ägypten, Babylonien und Kanaan als göttliches Tier. Vermutlich rebellierte die biblische Paradieserzählung im Mythos vom Sündenfall bewusst gegen diesen Tierkult, indem die Schlange, zwar auch ein Produkt der Schöpfung, zum Widersacher Gottes gestempelt und vom Herrn verflucht und zum Kriechen verurteilt wurde (1. Mose 3, 14). Den Schlangen ist im Rahmen der selektiven Verteufelung der (beinlosen) Kriechtiere viel Unrecht geschehen; in frommen Gegenden wurde dem biblischen Aufruf bei jeder Gelegenheit Folge geleistet, ihr den Kopf zu zertreten.
Wie kann man nur unschuldige Tiere, welche die Menschen höchstens in Notsituationen behelligen, so abschätzig und vernichtend behandeln! Mahatma Gandhi sagte einmal: „Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt.“ Und das gilt wohl nicht nur für Nationen, sondern gerade auch für Religionen.
Bereits im 14. Hauptstück der Johannes-Offenbarung wird mit der Tier-Verehrung gründlich aufgeräumt: „Und ein 3. Engel folgte ihnen und sprach mit grosser Stimme: Wenn jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Zeichen an seine Stirn oder seine Hand, der wird von dem Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in den Kelch seines Zorns, und er wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm.“
Es fehlt in der Bibel nicht nur an Naturethik, worunter Tiere und Pflanzen noch heute zu leiden haben, sondern die Beeinflussung in Richtung Naturfeindlichkeit reicht wesentlich tiefer: Der Christ muss sich für den Bibelgott und gegen die Natur entscheiden. Im Wunderglauben, einem wichtigen Bestandteil des Christentums, werden sogar Naturgesetzmässigkeiten ausser Kraft gesetzt, wofür die Bibel viele Beispiele bringt.
Naturbezug verboten
Als sich das Machtstreben des Christentums und seiner Mandatare auf die so genannten heidnischen Völker auszudehnen begann, mussten naturreligiöse Vorstellungen weitgehend abgebaut werden; dafür wurde der Weg für den Monotheismus geebnet. Die Schutzgeister der Quellen, Bäume, Berge und anderer Naturausbildungen wurden radikal ausgemerzt. Folgerichtig lehrten auch die klösterlichen Orden die Verachtung der diesseitigen Welt, wenngleich sie im eigenen Bereich den irdischen Genüssen durchaus nicht abhold waren und beispielsweise das Naturprodukt Wein nicht allein aus dem Messkelch tranken.
Die naturbezogene Religiosität wurde zur Sünde erklärt. Franz von Assisi war eine einsame Ausnahme, indem er das tat, was jeder Mensch aus eigenem Antrieb tun würde, wenn er nicht falsch beeinflusst wäre: Mit Tieren gut sein, mit ihnen sprechen. Franziskus sprach mit den Tieren auf dem bewaldeten Berg La Verna in Umbrien (Italien) und nicht in einem von der lebendigen Aussenwelt durch dicke Wände abgekapselten Kirchenbau, der nur den Blick zum Himmel, nicht aber auf die nahe Natur freigibt.
Weltreligionen und Natur
Die Naturverehrung war vor der Ausbreitung des Christentums üblich gewesen; denn jeder vernünftige Mensch erkennt, dass er ohne die Naturwerte nicht überleben kann. Für die frühen Griechen war der Himmel der Gott Uranos, der Mond Selene, die Erde Gaia, das Meer Poseidon, und überall in den Wäldern atmete Pan. Für die alten Germanen ihrerseits war der jungfräuliche Wald mit Elfen, Riesen, Zwergen und Feen bevölkert. Diese Waldgeschöpfe leben in der Musik Richard Wagners und in den Dramen Henrik Ibsens weiter. Das nennt man Animismus: Naturbeseeltheit. Da sind Berge, Felsen, Flüsse, Seen, Pflanzen, Tiere, Sterne und der Himmel heilige Dinge, sichtbare Zeichen einer unsichtbaren Seele. Die Welt war voller Götter und wurde auch entsprechend ehrfurchtsvoll behandelt. Die Folge der Naturverehrung oder -wertschätzung ist der Naturschutz; denn niemand zerstört etwas, das er achtet und liebt.
Welches sind die Naturbeziehungen der übrigen Weltreligionen? Im Islam kann die Haltung zur Natur ausschliesslich aus der Beziehung zu Gott abgeleitet werden. Wie im Christentum, so besitzt die Natur auch dort keinen spirituellen Eigenwert. Die Vorstellung vom Sündenfall gibt es im islamischen Glauben nicht; aber auch die Muslime fühlen sich als Stellvertreter Gottes auf der Erde. Allerdings ist der islamische Herrschaftsauftrag an göttliche Naturschutz-Richtlinien gebunden: „Richtet auf der Erde kein Unheil an, nachdem sie in Ordnung gebracht wurde“, verkündete der Islam-Stifter Mohammed (570−632). Der Koran stellt das Verschmutzen von Wasser und das Abholzen von Früchte tragenden Bäumen auf die gleiche Stufe wie eine Reihe von Verbrechen an Menschen: Blutvergiessen und Raub. Im Unterschied zum westlichen Christentum erstrebt das islamische Glaubenssystem eher Stabilität und Ruhe als Veränderung.
Im Bahaismus, der sich ebenfalls als Offenbarungsreligion versteht (Zentrum in Haifa, Israel) und der weltweit etwa 5 Millionen Mitglieder hat, ist der Mensch ebenfalls höher und edler als die Natur und Herrscher über die Ebene und das Reich der Natur. Allerdings müssen menschliche Einflussnahmen auf die Natur von Mässigung geprägt sein, weil der Mensch organisch mit der Welt verbunden ist, eine Haltung, die intellektuell doch deutlich über das hinaus geht, was die Bibelautoren zu erkennen im Stande waren.
Im Sanskrit (Altindisch) gibt es den Ausdruck Ahimsa, der soviel wie Nichtverletzen bedeutet. Der Erlass des Gebotes des Nicht-Tötens und Nicht-Schädigens ist von Albert Schweitzer als „eines der grössten Geschehnisse in der Geistesgeschichte der Menschheit“ erkannt worden. Mahatma Gandhi hat dieses Gebot zur Grundlage seines Lebens und politischen Wirkens gemacht.
Die Grundregel der altindischen Ethik wurde von gewissen Richtungen des Buddhismus und Hinduismus weitgehend übernommen. Sie bedeutet, dass keine Tiere getötet werden dürfen. Die markanteste Ausprägung hat diese Regel im Jainismus gefunden, für den alles beseelt ist. Die Jainas, die vor allem in Westindien (Rajasthan, Gujarat und Bombay) und in grossen Städten Südindiens (Madras, Banglaore, Mysore und Hyderabad) leben, sind strikte Vegetarier und tun keiner Mücke etwas zuleide. Sie benützen einen Mundschutz, um keine Insekten zu verschlucken, und einen Federwisch, damit sie während des Gehens keine Kleintiere zertreten. Sie unterhalten Heime und Spitäler für alte oder kranke Tiere. Sie sind überdies erfolgreiche Geschäftsleute, die einen erheblichen wirtschaftlichen Einfluss besitzen; aber Bio-Kill-Verkäufer gingen dort bald einmal Konkurs... Die asketischen Lehren sind im Jainismus deutlich rigoroser als jene im Buddhismus.
Im Buddhismus, der wesentlich älter ist als die jüdisch-christlichen Bibel-Religionen(Buddha wurde vermutlich im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung geboren), und im Hinduismus ist das eigentliche Ziel des Menschen, von dieser Welt erlöst zu werden. Nach den Vorstellungen dieser beiden Religionen ist die empirische Welt keine Wirklichkeit, sondern nur ein in der Einbildung ablaufender Prozess von sich wiederholenden Erscheinungen, so dass die Geschichte eigentlich keine Bedeutung hat.
Unsere abendländische Neigung, die wahrgenommene Welt in einzelne Bestandteile zu zergliedern und uns selbst als isolierte Individuen in dieser Welt zu erfahren, wird ebenfalls als Illusion verstanden, die von einem messenden und katalogisierenden Intellekt herrührt. Beide Religionen kennen mehrere irdische Leben, in denen sich die Seele immer wieder reinigen und vervollkommnen muss, bis dann die absolute Ruhe im Nirwana gefunden wird − im Nichts, aus dem die Welt hervorgegangen ist.
Im Buddhismus gilt der Kampf nicht den Sünden, sondern dem Leiden; dort sind also psychotherapeutische Komponenten vorhanden. Wenn die Wirklichkeit verneint wird und die Welt sinnlos ist, hat auch logischerweise ethisches Wirken an sich selbst keinen Zweck mehr. Gleichwohl hat sich eine Mitleids-Ethik erhalten können.
Es gibt keine Religion, die sich so vollständig von der Natur und vom Irdischen abgewandt hat wie der Buddhismus. Er ist vielleicht eher eine Lebensphilosophie. Dennoch hat die Natur darin in einem rein geistigen Sinne wieder an Bedeutung gewonnen. In dieser Philosophie ist ein feines Naturgefühl vorhanden, wie es auch den alten Indern vertraut war.
Wohltuend sind die Worte des bekannten chinesischen Philosophen und Gründers des Taoismus, Laotse, der im 6. Jahrhundert v. u. Z. in seinem weltberühmten Werk „Tao-te-King“ (Der Weg zu Gott) schrieb: „Seid gut zu den Menschen, zu den Tieren und zu den Pflanzen. Hetzt weder Mensch noch Tiere, noch fügt ihnen Leid zu!“Laotse ging es um die Harmonie zwischen Mensch und Kosmos. Das Tao ist die Natur, der Anfang aller Dinge.
Indoktrination
Das Verhalten jedes Menschen ist massgebend von nachwirkenden geschichtlichen Erfahrungen und von seiner Religion, in die er hineingeboren worden ist, gesteuert. Religiöse Bilder imprägnieren das Denken, Fühlen und Handeln des Kindes, lange bevor es zu eigenen kritischen Beurteilungen fähig ist. Das Kind nimmt affektiv auf, und das über Gemütsbewegungen Erfahrene bleibt haften. Der im christlichen Kulturraum Heranwachsende erfährt z.B. schon in der Sonntagsschule, wie Gott Adams und Evas Ungehorsam grausam bestraft, wie er Feindschaft zwischen dem Menschen und der Natur setzt, auch zwischen dem Menschen und dem Erdboden, zwischen Mann und Weib.
Solche Indoktrinationen bleiben auf Lebzeiten verankert; sie wirken nachhaltig. Kann man im Nachgang zu solch starken Bildern aus der frühen Jugendzeit, die auf eine Geringschätzung der Natur hinauslaufen, von Jugendlichen und Erwachsenen noch einen anständigen, rücksichtsvollen Umgang mit Lebensräumen, mit Pflanzen und Tieren erwarten? Es braucht starke Persönlichkeiten, um imprägnierte Bilder aufgrund eigener Einsichten zu überwinden. Es ist, als ob man tief eingebrannte Tätowierungen beseitigen müsste.
Der allmächtige Mensch
Die Bibel, das Wort Gottes der Christenheit, tut kund, dass der Mensch, den Gott ausdrücklich zu seinem Ebenbild geschaffen hat, zu Veränderungen und Umwandlungen berufen ist, womit die griechische Philosophie noch überboten wird. Der Mensch hat im Christentum einen einzigartigen Sonderstatus, den die nicht auf der Bibel fussenden Weltreligionen Gott sei Dank nicht kennen. Er erhält einige Merkmale des Schöpfers, der auf dem Thron sitzt und herrschen darf, auch in grausamer Art, wenn es seinen Zwecken dienlich ist.
„Und der auf dem Thron sass, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“ In Jesaja 65, 17 war bereits zu lesen gewesen: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ Das hat ja wirklich hervorragend funktioniert. Und auch in der Offenbarung (21, 5) steht: „Siehe, ich mache alles neu!“
Was haben wir doch in der Natur nicht alles neu gemacht: Bäche begradigt und einzementiert, Naturgebiete zerstört und Landschaften verwüstet, Lebensräume vernichtet sowie Tiere und Pflanzen ausgerottet, die Atmosphäre verändert usw. Innovationen! Und die Gentechnologie, für die sich folgerichtig auch Repräsentanten katholischer Observanz an vorderster Front engagieren, erlaubt nun erstmals nicht nur die bisher übliche Natur-Destruktion, sondern eine vermeintliche Weiterführung des Schöpfergedankens, nach menschlichem Gutdünken beliebig gesteuert, bei ungeahnten Risiken allerdings. Man kann nur darüber staunen, was den Lebenstechnokraten heutzutage alles so einfällt – bis hin zur Abänderung des tatsächlich korrekturbedürftigen Menschen.
Die Untertanmachung
Die Bibel zeichnet ein menschenbezogenes (anthropozentrisches) Weltbild. Sie hat deshalb einen wesentlichen Anteil an der Naturzerstörung und -umwandlung sowie am schändlichen Umgang mit wehrlosen Lebewesen, weil sie für diese (mit Ausnahme einiger Psalmen) nicht nur nirgends Sympathie bekundet, sondern sie darüber hinaus mit Verachtung straft, abgesehen von den folgsamen Lämmern. Wäre von den Kanzeln herab auch zu Tier- und Pflanzenschutz aufgerufen worden, wäre es diesbezüglich besser bestellt. Heute haben die etablierten Kirchen kaum noch Macht; die Chancen zu einem segensreichen Wirken haben sie längst vertan.
Ich mache es mir nicht so einfach und verweise diesbezüglich nicht bloss auf den verhängnisvollen alttestamentlichen Imperativ: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan, und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ Den Umgang mit der Natur allein auf diesen folgenschweren Text, der am Anfang der Bibel steht, zurückzuführen, wäre zu billig, zu abgedroschen, obschon mit dieser himmelschreienden Überheblichkeit der Natur jeder Eigenwert abgesprochen wird und unbegrenzte Eingriffe legitimiert werden. Der Mensch wurde vom Treuhänder zum Herrscher über die Natur, was sich verhängnisvoll auswirken sollte.
Die Verhaltensstörung greift noch tiefer: Aus der Kombination von Gottesebenbildlichkeit und Herrschaftsauftrag musste zwangsläufig eine überbordende menschliche Arroganz herauswachsen, die jede Lösung unserer zunehmenden ökologischen Krise im Keime erstickt. In der „religiösesten“ Nation der Erde, den Vereinigten Staaten von Amerika, in der Gottes Segen auch im politischen Tages- und Dreckgeschäft bei jeder Gelegenheit angefordert wird, ist folglich der Naturschutz am wenigsten fortgeschritten; erst im Herbst 2004, als Taifune in Serie übers Land hinwegfegten, wurde von der Bush-Regierung erstmals ein möglicher Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen und Abgasen zaghaft als Möglichkeit überhaupt eingeräumt.
Im christlichen Kulturraum ist nur noch die Nutzbarkeit für den Menschen, der im Kosmos eine Sonderstellung hat, von Belang; die Schöpfung ist ein Rohstofflager, ein Selbstbedienungsladen, ein Objekt zur Bereicherung im weitesten Sinn, auch weit abseits des eigenen Besitzes, der eigenen Landesgrenzen, und das impliziert auch die Möglichkeit zur Verschmutzung. Wer würde sich um den Nahen Osten kümmern , wenn dort nicht grosse Erdöllager wären und das Gebiet nicht auch attraktive Verkehrsverbindungen ermöglichen würde?
Die Auffassung des evangelischen Theologen Hans-Jürgen Baden, wonach die Gleichgültigkeit gegenüber der Natur ein trauriges Kapitel der christlichen Geschichte bleibt, ist eine zu verharmlosende Feststellung. Es ging und geht noch heute um die Herrschaft, um Ausbeutung, die bald einmal zu Übernutzung und Zerstörung wurde.
Die Angst vor dem Wilden
Die von orientalischem Gedankengut durchzogene Bibel ist von einem merkwürdigen Natur-Unverständnis durchzogen, was sich unter anderem in einer krankhaften Angst vor den vielen wilden Tieren äussert, wie es sie in dieser ausgeprägten Weise vorher in keiner Kultur gegeben hat. Mit der Natur verwachsene Menschen, die das Zusammenleben mit Tieren gewohnt sind und deren Verhalten kennen, haben niemals Angst vor diesen Geschöpfen, im Gegenteil: Tiere werden normalerweise geschätzt und gehegt, weil man auf sie angewiesen ist und sich ein enges partner-, ja kameradschaftliches Verhältnis ausbildet, über die Beziehungen zu den Haustieren hinaus.
In Indien leben heute noch Menschen in Gebieten, wo es Tiger, Leoparden und Nashörner gibt, ohne Ängste. Berichte von menschenfressenden Tigern sind in der Regel Journalismus-Enten. Die unmotivierte, oft geradezu neurotische Angst der Bibelautoren vor Tieren wird z.B. im Buch Hiob überdeutlich, wo sogar noch die alle Böden belebenden Würmer zu Menschenfressern werden. Der Nutzen von Würmern blieb unerkannt; das Interesse am Leben der niederen Tiere fehlte ohnehin, damals wie heute. Der Naturkundeunterricht war eine unbekannte Erscheinung, und entsprechende Überlieferungen scheint es auch nicht gegeben zu haben.
Die wilden Tiere ihrerseits werden dem Menschen höchstens gefährlich, wenn er sie bedrängt, angreift, misshandelt. Die meisten Tiere ertragen solche Misshandlungen schicksalsergeben; noch nie hat es in einem fensterlosen Maststall mit Spaltenböden einen Aufstand von Rindern und Schweinen gegeben. Es ist der Mensch, der die Tiere in ihrer Existenz bedroht, in die Enge treibt, sie quält, tötet, vernichtet. Das Christentum, das den Tieren bis heute keine Seele zugestanden hat, leistet da Vorschub.
Auch diesbezüglich setzte sich das Christentum in seiner Verblendung über alle längst vorhandenen Erkenntnisse hinweg. Schon 1864 schrieb der deutsche Wissenschaftler W.J.K. Zimmermann: „Die Gelehrten sind allgemach darin vollkommen mit einander einverstanden, dass die Thiere der Seelenthätigkeit nicht entbehren, und Bischof, einer unserer berühmtesten Naturforscher, sagt ganz unbedenklich, dass er es für unmöglich halte, den Thieren Seelenthätigkeit abzusprechen. Er glaubt und mit ihm glaubt es gewiss ein jeder, der zu beobachten versteht, dass Thiere sich ihrer Existenz, ihres körperlichen Daseins und Empfindens so gut bewusst sind wie die Menschen, sie fühlen und empfinden, sie denken, urtheilen und schliessen.“
Verschwommene Leerformeln
Der erwähnte Befehl zum Unterjochen ist eine der wenigen einigermassen klaren biblischen Stellen neben der Ansammlung von widersprüchlichen Leerformeln, die beliebig übersetzt und interpretiert werden können. Der Bedeutungsinhalt des im Hebräischen gebrauchten Verbes kabasch(kbš) in der Genesis (1. Buch Mose) 1, 28 ist klar: treten, trampeln, niedertreten, Gewalt antun; es ist ein besonders starker Ausdruck. B. Jacob, ein bekannter jüdischer Exeget, stellte fest: „Mit diesem einen Wort (...) ist dem Menschen die uneingeschränkte Herrschaft über den Weltkörper Erde verliehen.“
Nach der Sintflut werden die Privilegien des Menschen in der Bibel erneuert. Er empfängt Gottes Segen und den Auftrag, sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern (9,b1), woran er sich in einer geradezu übertriebenen Gefügigkeit gehalten hat. Die Herrschaft über die Tiere wird an jener Stelle mit erschreckenden Worten verschärft (9,b2): „Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer; in eure Hände seien sie gegeben.“ Fische gibt es auch bald einmal nicht mehr.
Der Priestertrick „Offenbarung“
In Gen. 1, 29 f. wird dem Menschen auch das Tier zur Nahrung übergeben: Der Schalom (Friede) der Urzeit ist zerbrochen, eine neue Ordnung der Welt hat Raum gewonnen. Selbstverständlich wird auch darüber widersprüchlich diskutiert. Die Bibel-Autoren konnten oder wollten sicher eines nicht: sich klar ausdrücken. Mit einer göttlichen Offenbarung hat ihr verwirrendes Werk offensichtlich nichts zu tun.
Der Hinweis auf eine Offenbarung ist ein uralter, bewährter Priestertrick, wie er zu allen Zeiten zur Geltendmachung eines Religionstestamentes angewandt worden ist, ein verhängnisvoller Fundamentalismus. Die Bibel-Autoren, die keinerlei historisches Interesse hatten, lieferten unbewusst knifflige Denksportaufgaben, an denen sich Theologen seit Jahrhunderten die Zähne ausbeissen, ohne dass dabei etwas klar geworden wäre. Es wurde häufiger noch zusätzlich verschleiert als verdeutlicht.
Das grundsätzliche Missverständnis liegt darin, dass viele kirchliche Autoritätspersonen einen poetischen, gleichnishaften Text als historisches Faktum betrachteten und ihn wortwörtlich zur exklusiven Wahrheit erklärten. Den Verfassern der Sammlung von 66 Büchern aber, die während mehr als 1000 Jahren entstanden sind, ging es um Erbauung, Verherrlichung, Drohung, Propaganda und Machtsicherung.
Laut dem bekannten Religionskritiker Karlheinz Deschner, dem Verfasser der „Kriminalgeschichte des Christentums“, und dem Historiker Horst Herrmann sind mehr als die Hälfte der Schriften des so genannten Neuen Testamentes unecht, das heisst entweder ganz gefälscht, oder sie stehen unter einem falschen Verfassernamen, was anscheinend ihrem Charakter als „Gotteswort“ keinen Abbruch tut: Ein weiteres Anhäufen von Exegesen lohnt sich somit nicht. Wir halten uns an dieser Stelle deshalb an das, was die heute von den Kanzeln herab, innerhalb kirchlicher (Unterhaltungs-)Gemeinschaften und in Buchform vermarktete Bibeltexte nach unserem Verständnis ausdrücken könnten, welches auch immer ihre Herkunft sein möge. Zu allen unseren Feststellungen lassen sich in den widerspruchsvollen bis chaotischen Bibeltexten selbstredend Gegenbeweise auftreiben. Wir müssen uns hier auf den Versuch beschränken, den Grundgehalt herauszuspüren.
Keine Neuorientierung im Neuen Testament
Das Neue Testament verwahrt sich noch rigoroser gegen eine Teilhabe der Natur an der Wirksamkeit Gottes. Selbst Jesus dient die Natur nur als Paradigma für seine Verkündigung. Sie ist die unbeteiligte Kulisse, vor der sich das Christusgeschehen vollzieht. Der Götzendienst bzw. die Anbetung der Natur, die selber Sünde ist, wurde zur Sünde erklärt. Es ist, als ob man Massnahmen im Interesse des Naturschutzes unter Strafe stellen würde.
Der ehrgeizige Paulus, der als grimmiger Christenverfolger über Leichen ging und sein Wohlgefallen am Tode des durch Steinigung ermordeten Stephanus fand (siehe Textauszug am Schluss dieser Arbeit), wurde nach seiner Bekehrung, auf der Reise nach Damaskus, zum Gründer des Christentums. Er erfand einen Teil von dessen Geschichte und ist mit Bezug auf seine Charaktereigenschaften ein besonders fragwürdiges Beispiel in der Galerie der Heiliggesprochenen.
Nachdem er seinen Tag von Damaskus erlebt hatte, zerstörte er die kosmologische Einheitsidee, die in Jesus-Zitaten, so wie sie überliefert sind, gelegentlich herauszuspüren ist. An die Stelle der ewigen Einheit von allem trat nun der unaufhebbare Gegensatz von Geist und Materie, wie dieser später in der neuplatonischen Philosophie anzutreffen sein sollte. Die Natur verkam zu einem Objekt: Der einzelne kann dem Gegensatz nur entkommen, indem er sich ganz und gar auf die Seite des Geistes und des Geistigen schlägt, sich abkehrt vom Natürlichen, Irdischen, Fleischlichen.
Neues Naturgefühl verboten
Klostermoral und Weltflucht waren die Produkte dieses Denkens. Es versteht sich von selbst, dass die Schriften Jean-Jacques Rousseaus, in denen ein neues Naturgefühl, ein idyllisches Landleben und die Rückkehr zu einem einfachen und natürlichen Leben intensiv dargestellt wurden, mit dem kirchlichen Bann belegt worden sind. Sie kamen auf den Index Romanus, ins Verzeichnis der verbotenen Bücher also.
Dieser Index, der die Lektüre gegängelter Katholiken einseitig kanalisierte und das kritisch-vergleichende Denken zu unterbinden suchte, ist als Folge des 2. Vatikanischen Konzils (1962−1965) abgeschafft worden, eigentlich schade; denn der Index hatte laut Eugen Drewermann „alles umfasst, was sich überhaupt zu lesen lohnte“, eine Orientierungshilfe also! Kleriker und Ordensleute, welche sich in Medien über Fragen des Glaubens und der Sitten äussern wollen, müssen noch heute eine Approbation (Erlaubnis) beim zuständigen Bischof einholen. Das bedeutet im Klartext Zensur, und diese ist das Kennzeichen jeder totalitären Macht.
Noch 1985 verhängte der Vatikan ein elfmonatiges Buss-Schweigen gegen den brasilianischen Theologen und Franziskanerpater Leonardo Boff wegen der Veröffentlichung eines kritischen Buches („Kirche, Charisma und Macht“). Boff trat dann aus der Kirche aus, wollte aber das Priesteramt vorerst noch weiterhin ausüben.
Naturentrücktes Weltbild
Aus christlicher Sicht war das Gute nicht mehr von dieser Welt: Die Natur wurde im Christentum zum Urgrund des Bösen, das man am besten negiert oder verändert, disqualifiziert, und als das ist sie denn auch bisher behandelt worden, wie die rücksichtslosen, mutwilligen und nachhaltigen Zerstörungen von Lebensräumen beweisen. Die Folgen dieses fehlgeleiteten Denkens waren und sind verheerend.
Das naturverachtende Denken schwappte zu all dem Elend auch noch auf die Philosophie über: René Descartes (1596−1650) degradierte alles Nicht-Menschliche zu toten Dingen. Für ihn existierte nur, wer in seinem Sinne dachte („Ich denke, also bin ich“). Und weil er nicht in der Lage war, in der Natur ein solches Denken festzustellen, hielt er alle ausser-menschlichen Wesen und die Natur insgesamt für seelenlos. Tiere waren für ihn (wie für viele Christen noch heute) kreatürliche Maschinen ohne Seele.
Die Kirchengeschichte steuerte Schritt für Schritt auf diesen Zustand hin, der allmählich die gesamte Menschheit bedroht. So hatten die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon (451) die Distanz zur Natur dramatisch vergrössert. Gott wurde der geschaffene Kosmos gegenübergestellt: Zuoberst sind geistige Wesenheiten wie Engel und himmlische Gewalten, dann die Zwischenwesen wie die Geister der Heiligen und „Vollendeten“. Es folgen in absteigender Reihenfolge der Mensch und unter ihm die Tiere, Pflanzen, Gestirne und zuunterst die Materie, das rein Stoffliche.
Dieses Weltbild zwischen Himmel und Hölle ist bereits eine Aufforderung, sich aus dem Stofflichen zum Geistigen emporzuheben. Die materielle Welt, inklusive Gestirne, Pflanzen und Tiere, wurden als minderwertig, zweitrangig eingestuft, eine geradlinige Fortführung der in der Bibel aufgezeichneten Ansichten. Die Notwendigkeit, die Schöpfung möglichst unversehrt zu erhalten, wurde weder erkannt noch hinreichend propagiert; erst neuerdings wagen es einige progressive Theologen, sich für die Schöpfung einzusetzen.
Zu dieser Thematik schrieb Martin Koestler beschwichtigend: „Man hat damals noch nicht an den modernen Konsumenten gedacht, dieses gefrässige Ungeheuer, dem alles auf Erden zum Konsumgut wird und einzig dazu dient, seine Gelüste zu befriedigen. Es ist in keiner Weise Zufall, dass das Konsumdenken gerade unter der Christenheit so hohe Blüten treibt. Unter allen Weltreligionen hat es einzig das Christentum unternommen, die gesamte lebendige und materielle Welt seinen egoistischen Bedürfnissen gefügig zu machen. Nur weil der Mensch die Welt lediglich als Stoff, Materie, gottfernes Ding betrachtet, kann er einen derart skrupellosen Verschleiss alles Kreatürlichen betreiben und dabei die Gefährdung der Natur übersehen. Sollte jemand warnend darauf hinweisen, dass solches Verhalten zur Weltkatastrophe führen könnte, so ist es nur dem Christen möglich, auch eine solche gleichsam ‚gläubig’ in Rechnung zu stellen, denn es stehe doch in der Bibel, dass auf alle Fälle am Schluss der Entwicklung die totale Katastrophe stehen müsse: ‚Der Himmel und die Erde werden vergehen...’ (Matth. 24, 35)! Als stünde Gott selbst der Katastrophe Pate!“
Das wurde auch vom kritischen Theologen Eugen Drewermann erkannt, der von der offiziellen katholischen Kirche, dem neben der heutigen USA letzten grossen totalitären System auf dieser Erde, mit einem Predigt- und Lehrverbot belegt worden ist: „Wenn die hier vorgetragene Diagnose zutrifft, dass die Krise der ‚Umwelt’ in Wahrheit eine Krise des abendländischen Menschenbildes darstellt, dann kommt man an der Erkenntnis nicht vorbei, dass die eigentlich anstehenden Probleme letztlich religiöser Natur sind.“
Erst Mitte 1992 wurde im neuen Universalen Katechismus der katholischen Kirche sanft Gegensteuer gegeben: Der Mensch von heute darf das Leben zukünftiger Generationen nicht durch die ungebremste Ausbeutung der Ressourcen kompromittieren. Solange aber das ungebremste Bevölkerungswachstum gefördert wird, spürt man, wie ernst solche Plattheiten gemeint sind.
Die Seele der Pflanzen
Dass die in der Hierarchie tiefer platzierten Pflanzen unter solchen geistigen Verwirrungen überhaupt kein Ansehen mehr haben konnten, ist einleuchtend. Dieses entgleiste Denken und Verhalten ebnete den Weg zur totalen Naturzerstörung im Maschinenzeitalter.
Im schulwissenschaftlichen Denken hat sich das Ansehen der Pflanzen bis heute nicht verändert, obschon spätestens seit 1970 bekannt ist, „dass Pflanzen elektrische Impulse besitzen, die den wohlbekannten Nervenimpulsen beim Menschen ähneln“, wie an der Moskauer Timirjasew-Hochschule für Agrikultur von Iwan Isidorowitsch festgestellt worden ist. Ein einfaches Experiment kann jedermann mit der Mimose anstellen. Sie zeigt ein ähnliches Reflexverhalten, wie es auch uns veranlasst, die Finger von einem heissen Gegenstand zurückzuziehen. Die Botaniker kümmerten sich wenig um solche Erscheinungen. Sie wurden bisher vor allem darin ausgebildet, die vertrockneten, zusammengeschrumpften, verwelkten Pflanzenmumien zu studieren und zu klassieren, Pflanzenleichen, deren Seelen entflohen waren.
Die Verbreitung der Ehrfurcht vor den Pflanzen blieb einigen empfindsamen Schriftstellern vorbehalten, so etwa Karl Heinrich Waggerl (im „Heiteren Herbarium“) und dem Amerikaner Ralph Waldo Emerson (1803−1882): „Die grösste Wohltat, die uns Felder und Wälder gewähren, ist die Idee einer geheimen Verwandtschaft zwischen dem Menschen und der Pflanzenwelt. Ich bin nicht allein und unerkannt. Sie neigen sich mir zu. Das Schwingen der Zweige im Sturm kommt mir neuartig und doch wieder altbekannt vor. Es überrascht mich, und doch ist es mir nicht unbekannt. Seine Wirkung ist wie die eines höheren Gedankens oder einer edleren Gemütsbewegung, die über mich kommt, wenn ich meinte, ich dächte richtig und handelte recht.“
Umgang mit den „Wilden“
Für europäische Eroberer mit christlichem Bewusstsein waren friedliche Menschen in anderen Kontinenten (seelenlose) Wesen, die man missionieren, zähmen und ausbeuten musste. Nur auf diese Weise konnte man sie auf den richtigen Weg bringen. Der Gold- und Machtrausch war kirchlich abgesegnet und somit erlaubt. Im Kolumbus-Gedenkjahr 1992 ist das alles wieder einmal schmerzlich in Erinnerung gerufen worden. „Gott wird obsiegen... und Er wird alle die Abgötter der Erdenvölker hinwegfegen, und die Völker werden Ihn anbeten, ein jedes an seinem eigenen Ort.“ Mit diesem Wort des heilig gesprochenen Augustinus hatte Kolumbus seine Pläne untermauert.
Den Christen fehlte deshalb bei ihrem Export von Religion und Kultur, bei der Entwurzelung und Ausrottung von friedlichen Völkern, die ihnen eine leichte Beute wurden, jedes Unrechtsgefühl. Man muss kein Romantiker sein, um das zutiefst zu bedauern. Denn mit ihnen ging viel Wissen um Zusammenhänge und Ethisch-Vorbildliches verloren. Die Naturvölker werden bald nur noch als Puppen in den Glasschränken völkerkundlicher Museen herumstehen. Dieser systematische mehrfache Völkermord wagt kaum jemand als solchen zu benennen. Er wird als verjährt betrachtet und zu den Akten gelegt.
Zur Behandlung der Wilden durch die Europäer schrieb Gerhard Liedke treffend: „Die Geschichte des Sklavenhandels − Westafrika hat zwischen 1441 und 1860 gegen 20 Millionen Menschen verloren − und die Geschichte der Ausrottung der Indianer in den beiden Amerika ist nur unter der Voraussetzung irgendwie erklärbar, dass die Weissen Schwarze und Indianer nicht als Menschen, sondern als Tiere betrachteten. Die Spanier hätten die Indianer darum unterjocht und bedrückt, schreibt ein Chronist, weil sie der Meinung gewesen seien, es handle sich bei ihnen nicht um Menschen und sie besässen über die Dinge nicht mehr Herrschaft als die Tiere über Grund und Boden. In manchen Regionen glaubten die Siedler eine gute Tat zu vollbringen, wenn sie einen Indianer umbrachten.“ Schliesslich duldet der eifersüchtige Bibelgott keinen heidnischen Kult neben sich. Die universale, absolut gesetzte Wahrheit teilt die Welt in Gut und Böse (wie auch US-Präsident George W. Bush dies tut), in göttlich und teuflisch, und daraus ergibt sich die Legitimität zur Ausrottung des und der Bösen. Das frühzeitliche und mittelalterliche Denken mit seinen betont infantilen Zügen ist noch nicht überwunden.
Der Umgang mit den „Heiden“
Mit der Entdeckung der „übrigen“ Welt durch die seefahrenden Nationen breitete sich die Missionstätigkeit der allein seligmachenden Bibel-Religionen Christentum und Islam in alle Länder aus. Eine Kulturzerstörung ohnegleichen begann, die noch heute fortgeführt wird.
„Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ Diesen von Paulus übernommenen Ausruf stellte Papst Johannes Paul II. im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts an die Spitze seiner Enzyklika „Über die fortdauernde Gültigkeit des missionarischen Auftrages“. Da wurde das Sendungsbewusstsein, das in der Welt so unendlich, unendlich viel Unheil angerichtet hat, wiedererweckt, ein markantes Zeichen von Einsichtslosigkeit. Gleichzeitig vernichteten die Vereinigte Evangelische Mission und die Basler Mission mit dem Gewehr gerade die herkömmlichen Kulturäusserungen auf Papua Neuguinea. Die Eingeborenen hatten sich erlaubt, sich gegen die Eindringlinge zur Wehr zu setzen; sie wollten nicht zwangsbekehrt werden. Ich empfinde alle Sympathie für sie.
Solche rücksichtslosen Eroberungen sind Schritte zur monokulturellen, globalisierten Weltgesellschaft, zur Abschaffung der kulturellen Vielfalt, zum trostlosen kulturellen Einheitsbrei. Manche Naturvölker, von denen wir vieles hätten lernen können, wurden unter geistigem Antrieb von Religionsdünkel und Absolutheitsanspruch erfolgreich ausgerottet − direkte und indirekte Folgen einer fanatischen, skrupellosen Missionsstrategie, die sich heute auf den Gebieten von Handel und Politik fortsetzt. Das Verhängnis begann damit, dass in zahlreichen Passagen des Alten und Neuen Testaments betont wird, das Evangelium gelte für alle Menschen, eine unerhörte Arroganz.
In der Regel blieb es nicht beim Evangelium, mit dem Naturvölker beglückt wurden, sondern die Missionare öffneten oft genug das Feld für die wirtschaftliche Erschliessung. Religiöser Bekehrungswahn und Profit gingen bei der Knechtung der Naturvölker und der Inbesitznahme ihrer Siedlungsgebiete eine unheilige Allianz ein, selbstverständlich eine unlösbare.
Als z.B. die Huaorani in Ecuador dem Bau einer Erdöl-Pipeline durch ihr eigenes Gebiet im Wege standen, statteten die Ölfirmen Missionare mit Helikoptern und Treibstoff aus, damit sie die widerspenstigen Indianer umstimmen konnten: Die Zusammenarbeit mit den Ölmultis führte zu einer technischen Aufrüstung der Missionsarbeit. Den technischen Clou der Kampagne bildete der „Radiokorb“, ein mit Geschenken gefüllter indianischer Bastkorb, in dessen Boden ein Radioempfänger eingebaut war. Er wurde an einem Fallschirm über dem Grosshaus einer Huaorani-Familie abgeworfen und vom zirkulierenden Flugzeug aus beschallt. Meistens verfehlte die Magie dieser Stimme aus dem Himmel ihre Wirkung nicht.
Die „NZZ“ fügte dem Bericht darüber bei, einzig bei einer kleinen Huaorani-Gruppe namens Tagaeri sei der Erfolg ausgeblieben… diese seien wahrscheinlich von einem ecuadorianischen Dschungelbataillon liquidiert worden. Es war der herkömmliche Stil, den man klar als Völkermord bezeichnen muss und für den bisher niemand zur Rechenschaft gezogen worden ist. Im Gegenteil: Die Kultur- und Menschenvernichtungen werden als Erfolge gefeiert; die gut bewaffneten Eroberer wurden zu Helden emporstilisiert. Die Historiker müssten endlich beginnen, die Tatsachen mit dem Namen zu benennen.
Der Fortschritts-Glaube
Während Jahrhunderten war die eschatologische Frage ein Hauptproblem des theologischen Denkens: Die Frage nach den letzten Dingen, nach der Vollendung, die im Extremfall noch bei den alten Ägyptern das ganze Leben bestimmte. Die Verheissungen erfüllten sich nicht. Der unbedingte Fortschritts-Glaube wurde in den vergangenen Jahrhunderten vielerorts zur Ersatzreligion. Infolgedessen gab es auch eine zivilisatorische Mission. Der englische Philosoph Francis Bacon (1561−1626) und andere Denker waren der Meinung, dass durch Wissenschaft und Technik die als unerschöpflich betrachtete Natur so unter Kontrolle gebracht werden könnte, dass auf diesem Weg das verlorene Paradies neu zu schaffen wäre: ein regnum hominis, ein Reich des Menschen, ein technisch vollendetes Werk. Folgerichtig entwickelte sich auch eine primitive Form der Wirtschaftsweise, die auf ökologische Schäden und Verluste keine Rücksicht nahm.
Erst nach langer Zeit wurde allmählich erkannt, dass man damit Zerstörung der Lebensgrundlagen und damit der Katastrophe zusteuert und sich entsprechend vom Paradies entfernt. Daraus erklärt sich die heutige Sinnkrise, die auch prominente Persönlichkeiten erfasst hat.
Bemerkenswerterweise hat die Religion des blinden Fortschrittsglaubens die bestehenden religiösen Infrastrukturen nicht etwa ersetzt, sondern beide funktionierten parallel nebeneinanderher. An sich ist gegen eine Weiterentwicklung, die ohnehin unaufhaltsam ist, nichts einzuwenden. Aber Veränderungen müssten Verbesserungen sein; bei der heutigen kopflosen Innovationsmanie kommt in der Regel ist das Gegenteil davon heraus.
Die herkömmliche Religion, die über zementierte Macht- und Propagandastrukturen sowie über jahrtausendelange Erfahrungen in zweckgerichteten Beeinflussungen und Machtausübung verfügt, wurde nur vorübergehend entmythologisiert und gewann nach einer Phase der Schwächung während der Innovationsverwirrungen mit deren Zerstörungspotenzial wieder die Oberhand; in ihrer Verzweiflung suchten die Menschen einen Halt, so unvollkommen er auch sein mag. Die katholische Kirche bietet ihn. Sie ist starr, unnachgiebig, konservativ, ohne Reue und Einsicht und verhindert tatkräftig jene therapeutischen Neuorientierungen, die angesichts der Konsequenzen einer entgleisten Entwicklung unabdingbar wären, gerade auch im Schutz der Lebensräume.
...und mehret euch nicht mehr
Die wichtigste Massnahme, um die Naturzerstörungen zu beenden, wären Bremsaktionen gegen das übermässige Bevölkerungswachstum vorab in den notleidenden Ländern. Der Vatikan, der weltweit noch heute gerade bei einfachen, weniger gebildeten und unselbstständig denkenden Leuten eine geistige Weltmacht ohnegleichen ist (keine Religion hat mehr Anhänger als das Christentum), weiss das zu verhindern: „Seid fruchtbar und mehret euch“ gilt auch unter geänderten Verhältnissen und beim Elend, das sich parallel zum Bevölkerungswachstum ausbreitet, unentwegt.
Das altersschwache Kirchenschiff ist dogmatisch längst auf Grund gelaufen. Aber mit dem biblischen Gebot zur schrankenlosen Vermehrung ist es der katholischen Kirche möglich, ihr Menschen- und Machtpotenzial ständig zu vergrössern, gegenüber anderen Weltreligionen quantitativ konkurrenzfähig zu sein, auch wenn sie vorgibt, ihre Haltung erwachse ausschliesslich aus Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben. Gegen diese Ehrfurcht in einem Teilbereich wäre ja wahrhaftig nichts einzuwenden; aber da müssten auch ökologische Komponenten und Aspekte der Lebensqualität berücksichtigt werden, um die Folgen dieser Haltung für alle erträglich zu machen.
Die Zahl der Menschen, die in tiefster Armut leben, nimmt wegen des Bevölkerungswachstums weiterhin dramatisch zu, ebenso Hungersnöte, Völkerwanderungen (Flüchtlinge), Kriege, Seuchen, obschon alle die Mechanismen wie die Verflechtung von Bevölkerungswachstum mit Elend und Naturzerstörung ausreichend bekannt sind. Es gibt kaum etwas, das uns seit Jahrzehnten dramatischer vor Augen geführt worden wäre.
Elend, Zerstörungen sowie die Bedrohung des Planeten Erde insgesamt sind die erschreckenden Folgen: Der christliche Anthropozentrismus wurde zur unerträglichen Zumutung. Er ist nichtsdestoweniger eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit, die wie ein unverrückbares Naturgesetz hingenommen und kaum oder nur zaghaft kritisch hinterfragt wird, wahrscheinlich aus Angst vor Höllenstrafen… Und „...in den Augen von jemandem, der einmal vom Elend der Menschen ergriffen worden ist, kann das Christentum soziologisch nur unter den Formen einer ungeheuerlichen Täuschung erscheinen“ (Francis Jeanson: „Athéisme et liberté“ in „Lumière et vie“, Nr. XIII, 1954, S. 92).
Die Herrscher im Vatikan haben kurz vor Beginn des Umweltgipfels 1992 in Rio de Janeiro einen „Zusammenhang zwischen Bevölkerungsexplosion und Umweltvernichtung mit Nachdruck bestritten“ (Reuters-Meldung vom 29. 5. 1992), eine geradezu unglaubliche Ignoranz. Sie werden auch für dieses von ihnen mitprovozierte Unheil ebenso wenig zur Rechenschaft gezogen werden wie für alle die nachweislichen Verbrechen der Vergangenheit. Wie die Brahmanen im Hinduismus, die sich im Kastenwesen ganz oben angesiedelt haben, sind auch die Kirchenführer im christlichen Aktionsbereich von der Übernahme von Verantwortung befreit.
Die katholische Kirche und ihre politischen Repräsentanten haben die bevölkerungspolitisch-ökologische Herausforderung, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, noch nicht erkannt. Das schlägt sich auch in der christlich beeinflussten Politik nieder. Es gibt zwar immer mehr aufgeschlossene Pfarrer, denen ökologisches Denken und Handeln kein Fremdbegriff ist; aber solange die Bibel und vatikanische Dogmen ihr Grundgesetz bleiben, kann das nur oberflächlich sein. Die Einsichten sind mit einem Pferdefuss belastet.
Die Frage nach der Ethik
Eine neue Ethik, welche die übermässige Ausbreitung der menschlichen Art einschränkt und eine Entlastung für den Lebensraum bringt, ist wohl eher abseits religiöser Bindungen und Bezüge möglich, jedenfalls was die künstlich geschaffenen, von der Männerwelt beherrschten Bibel- oder Offenbarungsreligionen anbelangt. In eine Neuorientierung sollten vermehrt auch weibliche Prinzipien einbezogen werden; denn Frauen sind mit der Erde in der Regel intensiver verbunden als Männer. Dabei liegt es uns selbstverständlich fern, hier irgendwie in üblicher Manier Geschlechter-Rassismus (Feminismus) mit Frauen-Idealisierung und Männer-Verteufelung zu machen; die Geschlechter-Gegensätze müssen (wie beim Yin-und-Yang-Prinzip) zur Symbiose und nicht zum Kleinkrieg führen.
Zudem müsste das christliche Menschenbild renoviert werden: Der Mensch ist kein Mini-Gott und offensichtlich nicht die Krone der Schöpfung, sondern ein Bestandteil der Natur, wie die anderen Lebewesen auch, offenbar nur mit einem grösseren Zerstörungspotenzial ausgestattet. Er muss sich aus seiner Überheblichkeit und von seinem Machbarkeitswahn lösen, die Natur kennen und achten lernen und sich in sie einfügen. Im Kampf ums Überleben wird sie letztlich Siegerin bleiben.
Naturbewusst sein kann nur, wer einigermassen über die feinnervigen Zusammenhänge, die das Leben ausmachen, Bescheid weiss und aus diesem Wissen in seinem alltäglichen Verhalten Konsequenzen zieht. Es geht also um ein Natur-Wissen und um ein Natur-Gewissen.
*
Aber wo bleibt da Gott, wo die Ehrfurcht vor dem Schöpfer? Wer hat all das, was der Verehrung tatsächlich würdig ist und das wir in seiner Grösse und Bedeutung überhaupt nicht zu erfassen vermögen, geschaffen? Vielleicht darf man sich hier an Goethes Gedankengänge anlehnen. Er hielt Gottesbeweise für unnötig, da das Dasein seiner Auffassung zufolge selber Gott ist. Gottesbeweise galten ihm auch als unmöglich, und so ist es wohl geblieben: „Sollten wir im Blitz, Donner, Sturm nicht die Nähe einer überwältigenden Macht, in Blütenduft und lauem Luftsäuseln nicht ein liebevoll sich annäherndes Wesen empfinden dürfen?“
Zumindest sind wir aufgerufen, das grosse Wort Liebe auch der Natur zuzugestehen. Warum sollen wir stattdessen eine überholte Vorstellung gewissermassen ab Stange übernehmen? Helmut Gross (in „Christlicher Glaube und intellektuelles Gewissen“): „Der Standpunkt des Glaubens stellt, allgemein gesehen, das Jugendalter der Menschheit dar, und dem Nichtglauben wird die Zukunft gehören. Der Gott, der liebt und ruft, hört und erhört, ist eben doch wohl, ohne alle Überheblichkeit, aber auch ohne falsche Scheu gesprochen, ein Kindergott. Gerade weil er (der Nichtglaubende) damit rechnet, dass die Welt in ihrem tiefsten Grund kalt, erbarmungslos ist, erfährt er um so mehr beeindruckt und beglückt, dass Leben und Liebe, Geist und Güte und das Erlebnis des Schönen auch ein Stück Wirklichkeit sind. Er verwundert sich nicht so sehr über das viele Schlechte, Bedauernswerte, Böse, als vielmehr über alles Gute, Schöne, Herrliche, Grossartige, dem er begegnet und das sich ihm bietet. Er nimmt die Welt als das einmalige grosse Rätsel und unerhörte Wunder, das sie in der Tat ist.“
Literaturhinweise
Bei den nachstehenden Literaturhinweisen beschränken wir uns auf die Nennung von Autor und Buchtitel in der Reihenfolge der Erwähnungen innerhalb dieser Arbeit, um ihren Umfang in Grenzen zu halten. Zudem ist darauf hinzuweisen, dass viele der aufgeführten Bücher in verschiedenen Ausgaben aus mehreren Verlagen vorliegen. Die verwendeten Bibel-Zitate basieren auf der Übersetzung von Martin Luther, wie sie unter folgendem Titel vorliegt: „Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments“, Württembergische Bibelanstalt, Stuttgart 1963. Zudem wurde die hervorragend konzipierte „Thompson Studien-Bibel“ (revidierte Fassung von 1984), Hänssler-Verlag, Neuhausen-Stuttgart, beigezogen.
Briemle, Gottfried: „Wie wir überleben könnten (Ökologische Bilanz für die nächsten 30 Jahre)“.
Gerlitz, Peter: „Die Bibel − kein Leitfaden für ökologische Antworten“.
Krolzik, Udo: „Umweltkrise − Folge des Christentums?“.
Fromm, Erich: „Psychoanalyse und Religion“.
Kirchhoff, Hermann: „Sympathie für die Kreatur“.
Zimmermann, W.J.K.: „Der Mensch, die Rätsel und Wunder seiner Natur, Ursprung und Urgeschichte seines Geschlechts“.
King-Hele, Desmond: „Auf Messers Schneide (Prognosen für die nächsten 30 Jahre)“.
Jacob, B.: „Das erste Buch der Tora-Genesis“, Berlin 1934 (ähnlich viele andere Exegeten).
Kirchhoff, Hermann: „Sympathie für die Kreatur“.
Meyer, Karl: „Weltgeschichte im Überblick“.
Deschner, Karlheinz; Herrmann, Horst: „Der Anti-Katechismus (200 Gründe gegen die Kirchen und für die Welt)“.
Staguhn, Gerhard: „Das Lachen Gottes (Der Mensch und sein Kosmos)“.
Schmid, Markus E.: „Die Kirche hat's im Kreuz“, (im „Aargauer Tagblatt“ vom 15.05.1992, Bericht über eine Diskussion mit Eugen Drewermann vom 11.05.1992.
Koestler, Martin: „Stirbt Jesus am Christentum? (Ein Plädoyer für die ursprüngliche Verkündigung Jesu)“.
Drewermann, Eugen: „Der tödliche Fortschritt (Von der Zerstörung der Erde und des Menschen im Erbe des Christentums)“.
Tompkins, Peter; Bird, Christopher: „Das geheimnisvolle Leben der Pflanzen (Pflanzen als Lebewesen mit Charakter und Seele und ihre Reaktion in den physischen und emotionalen Beziehungen zum Menschen)“.
Liedke, Gerhard: „Im Bauch des Fisches (Ökologische Theologie)“.
„'Basler Mission': Unheilige Allianz - Bekehrung mit dem Gewehr“, im „Beobachter“ 3−1992.
Iten, Oswald: „Missionare für die Indianer ohne jedes Unrechtsgefühl. Erdöl für den Export“ in „NZZ“ vom 13./14.7.1991.
Deschner, Karlheinz: „Kriminalgeschichte des Christentums“, der Autor arbeitet 2010 am 10. und letzten Band, unverdrossen, ruhig und entspannt. Es ist ein Gewinn für alle kritisch denkenden Menschen, dass er dieses grossartige Werk der Aufklärung voraussichtlich wird beenden können. Ich wünsche ihm die nötige Kraft und Beharrlichkeit.
Bartsch, Günter: „Weisheit, die die Erde heilt“.
Groos, Helmut: „Christlicher Glaube und intellektuelles Gewissen“.
Zitat und Hinweise
„Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“. 1. Mose 1, 27.
*
Paradigma bedeutet in der antiken Rhetorik „eine als positiver oder negativer Beleg angeführte typische Begebenheit“.
*
Der katholische Priester Josef Holzner (1877−1947) hat in seinem Buch „Paulus“ (Herder-Bücherei, 172) die Steinigung des Stephanus, der sich im Streit über die Fortgeltung des jüdischen Gesetzes als der geistig Überlegene erwiesen hatte, wie folgt beschrieben: „Die Steinigungsstätte war eine Rampe von doppelter Manneshöhe. Saulus (später Paulus genannt) war nachgestürmt und überwachte als einziger Schriftgelehrter das blutige Werk. Der erste Zeuge stiess Stephanus hinab, dass er auf die Hüften fiel. Nun nahm der zweite Zeuge einen Stein und warf ihn mit aller Gewalt auf sein Herz. Der Wurf verfehlte seine Todeswirkung. Jetzt war nach dem Gesetz (5. Mose 17, 7) die Reihe am Volk. Die Männer breiteten ihre weissen Mäntel zu den Füssen des Saulus, um in ihrer blutigen Arbeit nicht behindert zu sein. Stephanus hatte sich mit letzter Kraft aufgerichtet. Mit ausgebreiteten Armen, den Blick nach oben, betete er: ‚Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!’ Die ersten Steine schwirrten durch die Luft. Der junge Held sank in die Knie. Das brechende Auge Saulus zugewandt, rief er durch den zischenden Steinhagel mit erschütternder Stimme: ‚Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde!’“
Das Werk war vollbracht. Die Geschichte des Christentum strotzt vor solchen Grausamkeiten.
*
* *