Pflanzenschutz mit Jauchen, Brühen und Tees
Biologischer Pflanzenschutz Rezept gegen Wühlmausplagen und Schneckenfrass Pflanzenstärkung mit Jauchen, Brühen und Tees Jauchen, Brühen und Tees gegen Echten Mehltau, Bodenpilze, Blattläuse, Schildläuse, Kräuselkrankheit, Möhrenfliege, Spinnmilben, Spitzendürre, Zwiebelfliege, Lauchmotte, Kohlweissling und Erdraupen.
Anlässlich eines Besuches im Heilpflanzengarten von Alfred Vogel in Aesch (bei Basel) erfuhr ich eine wirksame Massnahme gegen Schnecken und Wühlmäuse. Alfred Vogel schützte seine Echinacea-Pflanzen (Sonnenhut) vor Schneckenfrass mit einer Einzäunung aus Blech, die nach aussen umgebogen war. Regelmässig rieb er das Blech von aussen mit Schmierseife ab. Die hungrigen Schnecken konnten dieses Hindernis nicht überwinden, sie plumpsten vielmehr ins Gras und suchten das Weite. Die Schmierseife war übrigens schon bei unseren Altvorderen zur Bekämpfung von Blattläusen, Schildläusen und Spinnmilben in Gebrauch.
Wühlmäuse vertrieb Vogel übrigens mit Knoblauch-Gewächsen, die er zwischen den Sonnenhut-Pflanzen spriessen liess. Wiederum andere vertreiben Wühlmäuse, indem sie Kaiserkronen zwischen den für diese Nagetiere schmackhaften Gemüsesorten wachsen lassen. Weitere Pflanzen, die eine abwehrende Funktion haben, sind Wolfsmilch, Hundszunge und Schwarze Johannisbeere. "Absolut zuverlässig wirkt dieser pflanzliche Wühlmausschreck aber nicht. Am besten kombinieren Sie solche Abwehrpflanzen mit anderen Mitteln, um mehr zu erreichen", so die Gartenspezialistin Marie-Luise Kreuter.
Eine Hobbygärtnerin berichtete dem Autor, dass sie gegen Bodenälchen und Drahtwürmer, die oft Radieschen oder Möhren befallen, ein wirksames Mittel habe. Sie lässt zwischen den Gewächsen Tagetes (Studentenblumen) wachsen.
Für viele Gärtner sind die Schnecken eine wahre Plage. Obschon es eine Menge Massnahmen gibt, diese auf natürliche Weise zu vertreiben, erweisen sich die Kriechtiere oft als hartnäckig. Wie Marie-Luise Kreuter in Erinnerung ruft, gibt es natürliche Schneckenvertilger. Es sind dies Igel, Kröten, Spitzmäuse, Laufkäfer, Zauneidechsen, Blindschleichen und teilweise auch Amseln und Stare. Die Weinbergschnecke reduziert übrigens Eigelege von anderen Schnecken. Die Eigelege – eine einzige Schnecke kann 200 bis 400 Eier legen kommen oft auch mit dem Kompost auf die Beete. Es gibt auch schneckenabwehrende Gewächse wie Senf, Kapuzinerkresse, Salbei, Ysop und Thymian, die zwischen gefährdete Kulturen gepflanzt werden. Der Erfolg hängt hier von den ätherischen Ölen, Bodenverhältnissen, Licht und Wärme ab.
Aber nicht nur diese Massnahmen helfen, Pflanzen zu stärken oder deren Schädlinge zu vertreiben. So gibt es wirksame Pflanzenjauchen, Pflanzenbrühen oder Pflanzentees. Die folgenden Rezepte stammen von Friedrich Schmidtke, Schiltach. Er war früher Gärtnermeister und Leiter des Heilkräutergartens der Firma Kytta-Siegfried in Alpirsbach. Hier einige Vorbemerkungen zu den Jauchen und Brühen:
Pflanzenjauchen
Die Kräuter werden mit Regenwasser in einem 10-Liter-Eimer kalt angesetzt und täglich umgerührt. Nach 5 oder 7 Tagen beginnt die Gärung. Man sieht dies daran, dass kleine Bläschen aufsteigen. Unangenehme Gerüche werden durch Einrühren von Steinmehl in den ersten Tagen gemildert. Die Jauchen sollte man nur anwenden, wenn die Bläschen steigen, danach nicht mehr! Restliche Mengen können nach 4 bis 6 Wochen dann ist die Gärung abgeschlossen unverdünnt als flüssiger Dünger nach Bedarf im Garten verwendet werden. Der Dünger, der direkt in den Wurzelbereich eingebracht wird, wirkt auf das Pflanzenwachstum anregend und stärkend.
Mengen für die Zubereitung: 1 kg frisches oder 150 bis 200 g trockenes Kraut/10 Liter Regenwasser. Für den Pflanzenschutz wird meistens eine Verdünnung von 1:4 gebraucht.
Pflanzenbrühen
Frische oder getrocknete Kräuter werden 24 Stunden eingeweicht, dann kurz aufgekocht und noch weitere 30 Minuten bei geringer Hitze weitererwärmt. Nach dem Abseihen und Abkühlen erfolgt eine Verdünnung.
Mengen für die Zubereitung: wie unter Jauchen beschrieben.
Pflanzentees
Die Kräutertees für den Garten werden genau so zubereitet wie der Tee für Menschen. In der Regel wird die vorgeschriebene Pflanzenmenge mit kochendem Wasser übergossen, nach 10 bis 15 Minuten abgesiebt und nach Abkühlung auf die Pflanzenteile gesprüht. Wie Schmidtke betont, ist dies die schnellste Art der Zubereitung, um einer Pflanze sofort zu helfen.
Mengen für die Zubereitung: wie unter Jauchen beschrieben.
Wartezeit, Spritzplan
Nach Anwendung sollte der Hobbygärtner 8 bis 14 Tage bis zur Ernte warten; dann ist der Geruch verflogen. Wann sollte die Anwendung erfolgen und in welchem Abstand? Dazu Friedrich Schmidtke: "Man kann keinen festgesetzten Spritzplan aufzeichnen. Das nötige Fingerspitzengefühl erwirbt man sich in jahrelanger Anwendung und guter Beobachtung. Natürlich kann man nicht erwarten, dass völlig verlauste Gewächse nach dem einmaligen Spritzen mit einer Pflanzenjauche oder einer Brühe sofort wieder schädlingsfrei sind. Vielmehr muss man mit einer Behandlung schon früher beginnen. In einem naturgemäss bewirtschafteten Hausgarten wird es sowieso nicht zu übermässigem Krankheitsbefall kommen. Mischkultur, Nützlinge und ein guter Boden schaffen ein natürliches Gleichgewicht."
Weitere Tips: Bohnen und Zwiebeln werden nur über den Boden behandelt, nicht übers Blatt. Auch darf man Brennnessel-Zubereitungen nicht an Kohlpflanzen aufbringen, da der Geruch Kohlweisslinge anlockt.
Pflanzenstärkung
Pflanzen können auch vorbeugend gegen Schädlinge und Krankheiten behandelt werden. Dazu eignen sich besonders Brühen und Tees aus Quecke, Ackerschachtelhalm, Echter Kamille und Grosse und Kleine Brennnessel.
Heinz Scholz
Wirkung von Jauchen, Brühen und Tees auf Schädlinge (A = Anwendungsort)
Ackerschachtelhalm Jauche: 1 kg frisches oder 150 g trockenes Kraut/10 l Wasser; kurz anbrühen und stehen lassen, Verdünnung 1:4 | Echter Mehltau, Bodenpilzkrankheiten und Blattfleckenkrankheit bei Tomaten; A.: Blatt |
Ackerschachtelhalm Brühe: Zubereitung u. Verdünnung s. oben | Echter und Falscher Mehltau, Rost, Schorf, Kräuselkrankheit am Pfirsich und Monilia (Spitzendürre); A.: Blatt |
Adlerfarn Jauche: 1 kg frisches oder 100 g trockenes Kraut /10 l Wasser; Verdünnung 1:10 | Blattläuse (A.: Blatt) Schnecken (A.: ganze Pflanze, Boden) |
Brennnessel Jauche, Brühe, Tee: Zubereitung und Verdünnung (Tee unverdünnt) siehe unter Ackerschachtelhalm | Blattläuse (A.: Blatt) |
Echter Dost Tee: 1 kg frisches Kraut/10 l, Verd. 1:3 | Schildläuse (A.: Kolonien an den Pflanzen) |
Beinwell Jauche, Brühe, Tee: 1 kg frisches Kraut/10 l; Jauche 1:10, Tee und Brühe 1:4 verdünnen | Blattläuse (A.: Blatt) |
Gemeiner Wurmfarn Jauche: 0,5 kg frisches oder 50 g getrocknetes Kraut in 10 l Wasser geben; unverdünnt anrwenden | Blattläuse, Schildläuse (A.: ganze Pflanze) |
Schafgarbe Tee: 1 kg frisches, blühendes oder 100 g trockenes Kraut/10 l; Verdünnung 1:10 | Echter Mehltau, Monilia und Kräuselkrank- heit beim Pfirsich (A.: ganze Pflanze) |
Knoblauch Jauche: 100 g zerdrückte Zehen pro 10 l Wasser; 1:10 verdünnen; unverdünnt anwenden | Alle Pilzkrankheiten (A.: ganze Pflanze, Boden) |
Knoblauch Tee: 50 g zerdrückte Zehen pro10 l Wasser | Alle Pilzkrankheiten, Möhrenfliege und Spinnmilben (A.: ganze Pflanze, Boden) |
Majoran Tee: 1 kg frisches Kraut und 10 l warmes Wasser; 1:3 verdünnen | Ameisenstrassen, Ameisennester (A.: Boden) |
Rainfarn Tee: 300 g frisches oder 100 g trockenes Kraut pro 10 l Wasser; 1:2 verdünnen | Zwiebelfliege, Lauchmotte, Blattläuse, Gespinstmotte, Rostkrankheiten, Wurzelläuse, Kohlweissling und Apfelwickler (A.: ganze Pflanze, Boden) |
Speise-Rhabarber Tee: 500 g frische Blätter auf 10 Liter Wasser; unverdünnt anwednen | Zwiebelfliege, Lauchmotte (A.: ganze Pflanze) |
Schwarzer Holunder Kaltansatz: (1 Tag), 1 kg frische Blätter und Blüten/10 l; Verdünnung: 1:5 | Erdraupen, Kohlweissling (A.: ganze Pflanze, Boden) |
Thymian Tee: 1kg frisches Kraut/10 l, Verdünnung 1:3 | Erdraupen, Ameisen (A.: ganze Pflanze, Boden) |
Tomate Tee: 50 g frische Blätter/3 l kaltes Wasser; unverdünnt | Kartoffelkäfer, Kohlweissling (A.: ganze Pflanze, Anwendungszeitpunkt: Juni bis Juli, während der Flugzeit) |
Wermut Jauche, Brühe: 300 g frisches Kraut/10 l Wasser; unverdünnt | Blattläuse, Ameisen und Raupen, Erdflöhe und Brombeermilbe (A.: ganze Pflanze |
Zwiebel Brühe: 50 g braune Zwiebelschalen mit 10 Liter heissem Wasser übergiessen, unverdünnt | Pilzkrankheiten, Braunfäule an Tomaten, Blattläuse, Milben, Echter Mehltau, Stachelbeermehltau, Rosenrost, Braunfäule an Tomaten, im Mai/Juni gegen Möhrenfliege (A.: ganze Pflanze oder Strauch) |
Quellen: Persönliche Mitteilungen von Friedrich Schmidtke und sein Buch "Gesunde Pflanzen durch Jauche und Brühen", Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 1990.
Bitte des Autors: Teilen Sie uns doch Ihre Erfahrungen mit dem biologischen Pflanzenschutz, insbesondere mit der naturgemässen Abwehr von Schädlingen und Krankheiten unter heischolz@nexgo.de mit. Vielen Dank im voraus.
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