Schreiben heisst Schwimmen
Wenn ich eine Geschichte zu schreiben beginne, ist das ein Sprung ins kalte Wasser. Ich schaudere davor zurück, und doch zieht es mich hinein ins kühle Nass, als hätte mich von dort eine Sirene gerufen. Aber ich zögere, schrecke zurück, denn ich weiss, wenn ich mich einmal in den Strudel der Worte gestürzt habe, werde ich nicht mehr so leicht daraus hervortauchen. Dann wird es mich mitreissen, unaufhaltsam, immer neue Wortwellen werden über mich hinwegwogen, und ich werde schwimmen im Strom der Gedanken und Sätze, schwimmen, schwimmen...
...bis ich, halb betäubt, den Kopf herausstrecken werde, um Luft zu holen, um festzustellen, dass die Welt ohne Wasser um mich herum noch existiert. Erstaunt und erschöpft werde ich mich ans trockene Ufer begeben und die blühenden Bäume anstaunen und dann, beruhigt über die wiedererstandene Wirklichkeit, in tiefen Schlaf fallen.
Lislott Pfaff
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