Ungewöhnliches Frühstück
Während unseres London-Aufenthalts im Jahre 2000 verbrachten wir (ein Wanderfreund und meine Wenigkeit) 4 Tage im Hotel „The International“. Als unser Busfahrer erfuhr, dass das Frühstück in diesem Hotel auf das Zimmer gebracht wird, musste er nochmals nachfragen. Er konnte das Gehörte nicht glauben.
Als die Reisenden dies erfuhren, malte sich schon jeder aus, wie das Frühstück serviert wird: Ein Ober fährt mit einem chromblitzenden Wagen ins Zimmer und serviert frischen Kaffee, frische Brötchen, herrliche englische Marmelade, Eier, Schinken, Müesli und Orangensaft. Alles, was das Herz des Urlaubers höher schlagen lässt. Wir freuten uns schon auf ein richtiges englisches oder kontinentales Frühstück.
Die Enttäuschung am nächsten Tag war riesengross. Kein Ober klopfte an die Tür, keine Duftwolke von köstlich frischem Kaffee drang in unsere Nasen. Als wir schon reklamieren wollten, meinte mein Zimmergenosse, man müsse doch einmal auf dem Flur nachsehen. Vielleicht stehe dort der Wagen zur Selbstbedienung. Er öffnete die Tür. Und was sah er? Das Frühstück lag verpackt in 2 Plastiktüten vor der Tür. Er hob diese auf und brachte sie ins Zimmer. In der Tüte befanden sich eine Plastikschale mit einem altbackenen Brötchen, ein matschiges Rosinenbrötchen und ein Croissant, dazu ein Becher „künstlicher“ Orangensaft (mit Zucker, Aromen, Wasser und Konservierungsstoffen), ein kleines Stück Butter und eine kleine Dose Marmelade. Den Instantkaffee und den Tee mussten wir mit einer auf dem Schreibtisch befindlichen beheizbaren Kanne selbst zubereiten. Welch eine Enttäuschung! Nichts mit feudalem Frühstück.
Als wir reklamierten, wurde gesagt, dieses kontinentale Frühstück wäre überall in England üblich. Nur gegen Aufpreis von umgerechnet 20 Euro bekomme man ein englisches Frühstück. Die Reisenden reklamierten heftig beim Busfahrer. Dieser war völlig am Boden zerstört. Aber er brachte es fertig, dass wir an einem Tag doch noch zu einem englischen Frühstück kamen. Endlich konnten wir uns satt essen mit all den Herrlichkeiten, das so ein Frühstück auszeichnet.
Badener in London
Mac Donald, unser Führer in London, war ein sehr witziger Mensch. Er erzählte die tollsten Geschichten. Einige „Kostproben“ sollen erwähnt werden:
„Hier oben sehen Sie nackte, standfeste und stabile Frauen aus Stein“, rief er aus und deutete auf ein mit vielen Statuen geschmücktes grosses Gebäude. „Das sind Engländerinnen. Deshalb habe ich eine Deutsche geheiratet.“
Als wir bei „Harrods“ vorbeifuhren, bemerkte der altgewordene Lausbub: „Männer gehen mit ihren Kindern in die Spielzeugabteilung, Frauen in die Modewelt. Aber bitte gebt den Frauen keine Kreditkarte mit.“
„Wenn Sie zu Hause Ihren Freunden imponieren wollen, dann kauft bei ‚Harrods' eine Kleinigkeit ein. Ihre Ware wird nämlich immer in eine Tüte mit der Aufschrift `Harrods“ eingepackt. Zuhause gehen Sie dann mit der Tüte bei Aldi einkaufen.“
„Neulich brachte ich meiner Frau Klopapier von Harrods mit. Aber die goldene Schrift, so sagte meine Frau, kratzt so fürchterlich.“
„Wir haben mehr Schafe als Menschen in England. Diese sind leicht von den Menschen zu unterscheiden: Sie haben überall Haare.“
„Ich bin zwar Rentner, aber immer noch knusprig. Aber nur solange, bis man im Badezimmer ist. Dort sind die Spiegel so unfreundlich.“
Als wir an einer Seitenstrasse vorbeifuhren, rief der Schotte aus: „Hier, meine lieben Damen, sind viele Geschäfte für Männer, hier können Sie etwas für ihren Gatten einkaufen.“ Dann erzählte er eine lustige Geschichte von einer Hausfrauengruppe aus Österreich. Als er auf die Geschäfte für Männer hinwies, meinte eine 83-Jährige: „Äh, das grösste Geschenk für meinen Mann ist, wenn ich von ihm einige Tage weg bin.“
„Was ist der Unterschied zwischen einer Schweizerin und einer Kuh“, fragte er die Reiseguppe aus Baden. Als keine Antwort kam, fuhr er fort: „Nun, die Kuh macht ein freundlicheres Gesicht!“ Wahrscheinlich hat dieser Schlingel denselben Witz über Deutsche oder andere Volksstämme erzählt. Zuzutrauen ist ihm das ohne weiteres.
Manchmal brachte ihm sein loses Mundwerk auch Ärger ein. Als er eine Schweizer Gruppe durch London führte, machte er einen politischen Witz. Als keiner lachte, fragte er später eine Dame. Diese meinte: „Unter den Gästen sind einige Gemeindepolitiker und die vertragen keine Scherze.“
Heinz Scholz
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