Das Matterhorn
Vom Bahnhof Zermatt gehe ich durch die langgestreckte Dorfstrasse mit ihren Läden und zahllosen Restaurants, auf der Suche nach dem berühmten Emblem des Walliser Touristenortes. Aber die Sicht wird verdeckt von zahlreichen Beton-Neubauten, und erst gegen Ende des Dorfes werde ich für meine geduldige Neugier belohnt:
Endlich steht er vor mir, der Berg schlechthin, Matterhorn oder Le Cervin genannt. Ein eleganter Koloss, 4478 m hoch, dessen Spitze leicht vornüber gebeugt ist, als wäre er etwas vergrämt wegen der Unverschämtheit der Menschen, die ihm seit 150 Jahren immer wieder zu Leibe rücken. Wenn jetzt die Sonne untergeht, wird die steinerne Pyramide von einem überirdischen Lichtschein umflossen. Von einem Lichtschein, der tröstlich wirkt angesichts der tragischen Ereignisse, die das Matterhorn in der Vergangenheit und bis in die Gegenwart hinein geprägt haben.
Am Fuss des Riesen von Zermatt, im Bergsteiger-Friedhof des Dorfes, sind sie begraben, die oft jungen, glücklosen Helden, denen das alpine Abenteuer zum tödlichen Verhängnis wurde. Wie die Grabsteine bezeugen, ereignete sich zwischen 1859 und 2001 der Tod am Berg 96-mal. Zu den Opfern das jüngste war 17, das älteste 80 Jahre alt gehörten Engländer, Deutsche, Franzosen und Schweizer, darunter auch Bergführer, die den Ehrgeiz ihrer Auftraggeber, den legendären Gipfel zu bezwingen, mit dem Leben bezahlen mussten.
4 englische Alpinisten erreichten mit den Bergführern Peter Taugwalder (Vater und Sohn gleichen Namens) aus Zermatt und Michel Croz aus Chamonix am 14. Juli 1865 als Erste den höchsten Punkt des Matterhorns. Jedoch beim Abstieg ereignete sich das Drama, das den Bergführer Croz und 3 der Engländer in den Abgrund und damit in den Tod riss. Seither gilt der als sehr ehrgeizig bekannte Edward Whymper, einziger Überlebender der 4 Engländer, als der erste Bezwinger des Matterhorns. Ein makabrer Ruhm, der mit dem Tod von 4 Menschen bezahlt wurde.
Lislott Pfaff
Quelle: Liste des Bergsteiger-Friedhofs von Zermatt
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