Fataler Fall im Fell
Kürzlich wandelte eine weibliche Krone der Schöpfung die Freie Strasse in Basel hinab – in die Krönung ihrer Garderobe, einen superflauschigen Kristallfuchsmantel mit schwarzen Haarspitzen, gehüllt. Ein Haute-Couture-Modell von Victor Goldfarb. Die genannte Krone der Schöpfung stolzierte auf hohen Absätzen über das Strassenpflaster und drückte eine tote Schlange in Form einer Handtasche an die tote Pelzhülle, in die sie geschlüpft war, weil sie glaubte, damit lebende Männer des Atems berauben zu können.
Die letzten Atemzüge tat inzwischen ein Polarfuchs, dem je eine Metallelektrode ins Maul und in den After gesteckt worden war, damit der tödliche Strom durch seinen Körper geleitet werden konnte. Zuvor hatte der Fuchs – einer unter Tausenden – monatelang in einer Fuchsfarm dahinvegetiert. Neben ihm waren seine Kollegen in Panik am Drahtgitter ihrer winzigen Gitterkäfige hochgesprungen, während er vor Angst erstarrt in einer Ecke seines Kerkers kauerte. Seine Pfoten waren wund vom Gitterrostboden, durch den Kot und Urin hinab fielen und sich bis zum Käfigboden hinauf türmten – atemberaubender Gestank. Sein Fell wurde zusammen mit etwa 10 anderen zu einem der schwindelerregend luxuriösen Pelzmäntel verarbeitet, die zur Einkleidung einer weiblichen Krone der Schöpfung bestimmt waren.
Indessen war die erstgenannte Krone der Schöpfung in der Freien Strasse über ihre eigenen Stöckelschuhe gestolpert und samt ihrem superflauschigen Kristallfuchspelz in den Schneematsch gestürzt. Sie öffnete ihre hinreissend bemalten Lippen und flötete mit baslerischer Präzision: „Gopferdammi, grad dä Mantel, won y nonig zahlt ha!“ [1]
Lislott Pfaff
[1]Das Zitat in Basler Mundart beginnt mit einem währschaften Fluch und lautet dann: „…ausgerechnet dieser Mantel, den ich noch nicht einmal bezahlt habe.“
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