Weiss jemand Bescheid über Wasserentkalkungsanlagen mit Salz? Mich interessiert vor allem die ökologische Seite, ebenso der Einsatzbereich. Falls Ihnen jemand, vielleicht aus der Baubranche, bekannt ist, der sich in dieser Sache auskennt, bin ich Ihnen sehr dankbar für einen Hinweis.
M. Sch., CH-5001 Aarau
Antwort: Da das harte (kalkhaltige) Wasser nur bei technischen Anwendungen (wie Waschen und Abwaschen) sowie wegen der Kalkablagerungen in Wasserleitungen und Geräten aller Art Probleme bereitet, nehme ich an, dass Sie das Wasser zu eben diesem Zweck enthärten wollen. Als Trinkwasser hat mineralstoffreiches Wasser durchaus positive Eigenschaften; Kalzium und Magnesium sind wertvolle Mineralstoffe[1]. Zudem gehe ich davon aus, dass Sie mit "Salz" das Natriumchlorid meinen (das auch als Kochsalz verwendet wird).
Wenn das Wasser durch Salz enthärtet (weich gemacht) werden soll, kann man dieses Salz nicht einfach dem Wasser zufügen, ansonsten man einfach Salzwasser erhielte, wie man es etwa zum Teigwarenkochen oder zur Zubereitung von Salzkartoffeln braucht. Man muss dafür einen Umweg über den Ionenaustauscher machen. Bei diesem Vorgang handelt es sich um eine chemische Enthärtung: Die Kalziumionen werden durch Natriumionen ersetzt, d.h. dem harten Wasser wird ein Teil der Kalziumionen entzogen und gegen Natriumionen (aus dem Natriumchlorid, NaCl) ausgetauscht. Dabei können vereinzelt auch Metallionen aus den Leitungen mobilisiert werden, besonders wenn das Wasser während längerer Zeit in den Leitungen ruht. Solche Anlagen, die eine grosse Verbreitung gefunden haben, müssen sorgfältig gewartet werden. Wenn die Aufnahmekapazität des Austauscher-Materials erschöpft ist, muss es mit einer schwachen Kochsalzlösung durchgespült und so wieder mit den notwendigen Natriumionen angereichert werden.
In grosstechnologischen Anlagen ist die Entcarbonisierung das gängigste Verfahren zur Wasserenthärtung. Dabei wird dem Wasser das stark basische Kalziumhydroxid (gelöschter Kalk) zugesetzt. Dadurch erhöht sich der pH-Wert (das Wasser wird entsäuert), und das im Wasser gelöste Kalzium fällt zusammen mit dem beigefügten Kalziumhydroxid als Kalziumkarbonat (Kalk) im Verhältnis 1:1 aus. Der als Schlamm oder der als feste Kügelchen anfallende Feststoff stammt also je zur Hälfte aus dem zugesetzten und dem natürlichen Kalziumgehalt des Wassers.
Zu Ihren Fragen: Vom ökologischen Standpunkt aus ist der Ionenaustausch unbedenklich; Natrium- und Kalziumionen gibt es ohnehin in beliebiger Menge. Und der Anwendungsbereich betrifft vor allem technische Zwecke, haushalttechnische inbegriffen.
Es besteht auch die Möglichkeit, das Wasser mit starken Magneten zu behandeln. Der Kalk bleibt dem Wasser erhalten; er kann sich aber nicht mehr absetzen. Er ist jetzt wie in einer Emulsion frei schwebend und fällt gegebenenfalls nicht als Stein, sondern wie bei der Entcarbonisierung als Schlamm aus. Man spricht hier von der physikalischen Enthärtung. Wird die Temperatur des Warmwassers unter 60 °C gehalten, bildet sich auch ohne diese Massnahme kaum "Kesselstein" (Kalkablagerungen).
Die modernen Abwaschmaschinen haben eine Wasserenthärtungsanlage eingebaut, die mit so genanntem Spezialsalz gefüttert werden muss, das mit Natriumchlorid allerdings nicht mehr viel zu tun hat und manchmal gerade auch noch mit einem Geschirrspülmittel und Klarspüler (setzt die Oberflächenspannung herab und beschleunigt das Trocknen) versetzt ist. Daraus ergeben sich Mischungen, die bereits eine leichte Übelkeit hervorrufen, wenn man deren Packungstext (Kapitel "Zusammensetzung") studiert. Empfindliche Menschen sollten hier nicht weiterlesen: Waschalkalien (Karbonate und Silikate), Wasserenthärter (Phosphate); Neutralsalze (Sulfate), Fleckentferner (Percarbonat), und dann kommen noch waschaktive Stoffe wie nichtionische Tenside, mit gentechnischen Methoden hergestellte Enzyme (Proteasen, Amylasen) und weitere Hilfsstoffe wie Silberschutzmittel und Parfüme dazu. Selbst wertvolle Gläser werden von diesem Chemikalienmix zerfressen.
Gut, man sagt, das alles gehe den Ablauf hinunter. Dennoch ist mir ein Kalkfleck auf einem Suppenteller lieber als ein Hochglanzfilmchen von undefinierter Zusammensetzung, das ich mir beim nächsten Essen als Beilage einverleibe.
Tx.
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[1] Die Gesamthärte setzt sich aus der Karbonathärte und der Nichtkarbonathärte zusammen. Die Karbonathärte wird auch vorübergehende oder temporäre Härte genannt und umfasst alle an die Kohlensäure gebundenen Kalzium- und Magnesium-lonen. Sie ist für die Wassersteinbildung verantwortlich. Die Nichtkarbonathärte wird auch bleibende oder permanente Härte genannt. Die Verbindung von Kalzium und Magnesium mit Salz-, Salpeter- oder Schwefelsäure ergeben Chloride, Nitrate und Sulfate. In höheren Konzentrationen können sie zu Korrosionen führen. Chloride, Nitrate und Sulfate scheiden erst beim Verdampfen oder Verdunsten des Wassers aus.
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