In einem Prospekt über "Schüsslers Biochemie" lese ich u.a. Folgendes über Schüssler: "Wichtig war ihm die Herstellung seiner Heilmittel nach dem homöopathischen Potenzierungsverfahren."
Aber: "(Dr. Wilhelm Heinrich Schüssler [1821-1898] aus Oldenburg) stellte fest: 'Wer von kleinen Gaben reden hört, denkt gewöhnlich sofort an Homöopathie; mein Heilverfahren ist aber kein homöopathisches; denn es gründet sich nicht auf das Ähnlichkeitsprinzip, sondern auf die physiologisch-chemischen Vorgänge, die sich im menschlichen Organismus vollziehen.
Durch mein Heilverfahren werden Störungen, welche in der Bewegung der Moleküle, der unorganischen Stoffe des menschlichen Organismus, entstanden sind, mittels homogener Stoffe direkt ausgeglichen, während die Homöopathie ihre Heilzwecke mittels heterogener Stoffe indirekt erreicht.' "
L.B.P., CH-8152 Glattbrugg
Antwort: Herr Doktor Schüssler war ursprünglich Homöopath. In der Homöopathie werden zirka 3500 verschiedene Einzelsubstanzen verwendet. Herr Schüssler war der Meinung, mit so vielen Substanzen zu arbeiten sei auf Dauer zu umständlich und suchte nach einer vereinfachten Möglichkeit. Er untersuchte die Asche toter Körper und stellte fest, dass jeweils dieselben "Salze" in niedrigen Mengen oder gar nicht vorhanden waren bei Personen, die zu Lebzeiten an den gleichen Erkrankrungen gelitten haben. Die Therapieform von Dr. Schüssler richtet sich darauf, dass durch die Einnahme der im Körper fehlenden Salze die Körperzellen aufnahmebereiter werden für entsprechende Mineralsalze. Das heisst, aus der täglichen "normalen" Nahrung können Mineralsalze besser aufgenommen und verwertet werden. Es ist aber nicht so, dass mit den Schüssler-Tabletten direkt der Salzmangel gedeckt wird. Gearbeitet wird üblicherweise mit 12 Mineralsalzen.
In der Homöopathie wird gemäss dem Ähnlichkeitsprinzip gearbeitet. Homöopathische Substanzen werden vorgängig an gesunden Menschen geprüft, d.h. ein gesunder Mensch nimmt ein homöopathisches Mittel ein und entwickelt daraufhin bestimmte, für das homöopathische Mittel typische Symptome. Diese Symptome werden schriftlich festgehalten im so genannten Arzneimittelbild. Man weiss nun also, wie das homöopathische Mittel wirkt. Wenn jemand nun erkrankt ist, sucht man bei den Arzneimittelbildern das Mittel, das bei einem Gesunden die ähnlichsten Symptome ausgelöst hat = Ähnlichkeitsprinzip (heilt Krankheiten oder Symptome, die beim "Gesunden" mit diesem Mittel erzeugt werden können).
Wie erwähnt, wird in der Homöopathie mit zirka 3500 Arzneimitteln gearbeitet. Es ist zum Teil sehr aufwendig, bei dieser Auswahl das richtige Mittel zu finden. Dafür braucht man sehr viele individuelle und detaillierte Angaben zum Patienten. In der Homöopathie geht es darum, die körpereigene Kraft (Lebenskraft) zu aktivieren und zu stärken, so dass der Körper fähig ist, sich selbst zu "verteidigen", zu heilen.
Sie sehen, es sind 2 verschiedene Ideologien, die hier zum Einsatz kommen. Ihre Nutzerin hat aber richtig erkannt, dass die Herstellverfahren von biochemischen Mineralsalzen und homöopathischen Mitteln identisch sind. Im Prinzip ist auch die Wirkungsweise im Organismus die gleiche Selbstheilungskräfte werden angeregt. Nur werden die verschiedenen Darreichungsformen anders angepriesen bzw. erklärt. Sie können also die Schüssler-Salze nach homöopathischem Prinzip und die homöopathischen Mittel nach "schüsslerischem" Prinzip einsetzen.
Um noch auf das von der Nutzerin genannte Beispiel einzugehen: meines Wissens stellt die Weleda anthroposophische Arzneimittel her. Dabei wird bei der Gewinnung der Ausgangssubstanzen auch auf Sonnen- und Mondstellungen geachtet. Die ganze Philosophie, die dahinter steckt, ist also nochmals etwas anders. Für genauere Informationen dazu wenden Sie sich bitte direkt an die Weleda.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen weitergeholfen zu haben. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne wieder zur Verfügung.
Fabienne Gigandet
Homöopathin
CH-6314 Unterägeri
*
* *