Frage: Mein Arzt hat bei mir die Kleienpilzflechte (Pityarsis versicolor) diagnostiziert. Ich bin etwas beunruhigt. Wie kann es zu solchen bräunlichen, unregelmässig geformten Flecken in der hinteren Schulterpartie und mitten auf der Brust kommen?
L.S., 4665 Oftringen
Antwort: Die Kleienpilzflechte mit ihren mehlstaubartigen Schuppen gehört zu den lästigen und nicht etwa zu den gefährlichen Haut-Unregelmässigkeiten. Der Erreger, der Pilz Malassezia furfur, ist Bewohner der Haut wahrscheinlich jedes Menschen; denn unsere Haut ist ein grossartiges und vielfältiges Biotop, auf dem sich die mannigfaltigsten Kleinstorganismen tummeln und wohlfühlen; das ist vollkommen normal, ganz im "Sinne des Erfinders". Verschiedene von ihnen erfüllen sogar lebenswichtige Funktionen für den menschlichen und tierischen Organismus; sie können beispielsweise die Bildung von Hautenzymen und Vitaminen unterstützen. Auch das Fell vieler Haustiere bietet gute und beliebte Unterkunftsmöglichkeiten für Pilze.
Die Kleienpilzflechte zieht die Schweissfächen (die so genannte vordere und hintere Schweissrinne) sowie andere Brust- und Schulterzonen und manchmal auch den behaarten Kopf als Standortregionen vor. Offenbar hat die individuelle Zusammensetzung des Schweisses eine fördernde oder bremsende Wirkung auf das Wachstum des ungefährlichen Hefepilzes (Pityrosporum ovale).
Wenn Menschen kunststoffhaltige Kleider tragen, kann dies die Haut-Biotope verändern und diese für das Gedeihen von Pilzen attraktiver machen. Denn die Feuchtigkeit kann sich nicht oder nicht rasch genug verflüchtigen. Meines Erachtens kann dies ein Grund dafür sein, dass Pilzinfektionen (Mykosen) zu eigentlichen Zivilisationsleiden geworden sind. Eine weitere begünstigende Voraussetzung ist ein schwach gewordenes Immunsystem, das z.B. wegen einer Fehlernährung seine Funktion nur noch teilweise erfüllen kann. In diesem Fall haben Erreger aller Art ein leichtes Spiel. Umgekehrt können gesunde Menschen auch mit krankmachenden Pilzen zusammenleben, ohne dass irgendwelche Beschwerden auftreten es kommt alles aufs Terrain an, eine naturheilkundliche Grunderkenntnis.
Ein übermässiger Zuckerkonsum (zu süsse Ernährung) kann Hefepilze aller Art mobilisieren. Zudem ist eine weitere begünstigende Voraussetzung für deren übermässige Vermehrung zu nennen: Antibiotika können die symbiotischen Verhältnisse gravierend stören und das Pilzwachstum fördern. Demgegenüber sind Gemüse, Salate, das heisst Rohkost überhaupt, als eigentliche Anti-Pilz-Diät zu werten.
Jede Pilzbehandlung muss also mit einer gesundheitsfördernden Lebensweise beginnen (Stärkung des Immunsystems). Zudem sollte auch die Giftausleitung durch eine Aktivierung von Leber, Nieren und Darm gefördert werden (Kräutertees aus Löwenzahnwurzeln, Erdrauchkraut, Birken- und Brennesselblättern usf.).
Oft wird auch ein desinfizierender abschilfernder Spiritus auf der Basis von Salicylsäure empfohlen, der auf den Pilz aufgetragen wird, ebenso Waschungen mit einer Selen-Sulfid-Lotion oder Ketoconazol-Shampoo.
Walter Hess
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