Ich leide oft unter heftigen Schmerzen in den Kniegelenken. Eine Bekannte hat mir empfohlen, dick Voltaren aufzutragen. Der freundliche Apotheker hat mir ein günstigeres Nachahmerpräparat empfohlen, das gut gewirkt hat. Kann ich das bedenkenlos anwenden?
L.F., CH-5023 Biberstein
Antwort: Das Voltaren® (Markenname), ein vor allem als Antirheumatikum bekanntes Medikament, gehört zur Gruppe der Arylessigsäurederivate (wie auch Magluphen, Tolectin, Irritren, Rengasil usf.). Es sind Antiphlogistica, das heisst entzündungshemmende Pharmazeutika, welche die Durchblutung steigern. Auch zahlreiche pflanzliche Heilmittel wie Perubalsam, Myrrhe und ätherische Öle haben diese Fähigkeit.
Arzneimittel auf der Grundlage von Diclofenacum (Voltaren und Magluphen) werden (allzu) häufig z.B. bei Schmerzen nach Operationen, Verletzungen und zur Behandlung von Koliken eingesetzt. Als entzündungshemmendes und schmerzstillendes Medikament (Dragées, Zäpfchen, Salbe) war Voltaren während Jahren die Milchkuh (Cashcow) des heutigen Basler Pharmaunternehmens Novartis. Insbesondere hat dazu der Umstand kräftig beigetragen, dass mit Voltaren häufig übertherapiert worden ist. Wo immer etwas schmerzte, war Voltaren zur Stelle. Inzwischen hat es den Patentschutz verloren und wird durch billigere Nachahmerprodukte bedrängt und verdrängt (diclo-basan, Cophar, Ecofenac, Iflamac, Olfen, Rheufenac, Rhumalgan, Agofenac, Flector, Grofenac usw.). Der Pharmamarkt ist gnadenlos. Voltaren ist kein so genannter Blockbuster (marktbeherrschendes Medikament) mehr.
Ob Voltaren, ein billigeres Nachahmerpräparat (Generikum) oder ein anderes Konkurrenzprodukt mit gleichem Wirkstoff Vorsicht ist auf jeden Fall geboten. Der hohe Bekanntheitsgrad und die allzu häufige Anwendung sind kein Indiz für Nebenwirkungs-Armut. Vielmehr können diese Arzneimittel die Magen- und Darmfunktion stören, Kopfschmerzen verursachen und zu Hautausschlägen und peripheren Ödemen führen. Auch kann es zu zentralnervösen Störungen wie Schwindel und Sehstörungen kommen. Deshalb würde ich eher versuchen, mit naturheilkundlichen Mitteln eine Linderung herbeizuführen, zum Beispiel mit rohem, grobem Meersalz, das in einer Bratpfanne (ohne Fett und ohne Öl) geröstet und anschliessend in ein Leinensäcklein gefüllt und warm aufgelegt wird. Das kann angenehme Wirkungen haben, kostet fast nichts und richtet zweifellos keinen Schaden an. Das Nicht-Schaden ist ein wichtiges, während des Vormarsches der Schulmedizin aber fast in Vergessenheit geratenes heilkundliches Prinzip.
Eine bekannte entzündungshemmende einheimische Pflanze ist die Schafgarbe (Achilleskraut, Achillea millefolium) aus der Familie der Korbblütler, die äusserlich in Form von Umschlägen und Bädern (auch gegen schlecht heilende Wunden) eingesetzt werden kann, falls keine Überempfindlichkeit gegen Korbblütler besteht. Man findet sie auf den selten gewordenen Magerwiesen. Auch kampfer- oder mentholhaltige Salben wirken kühlend.
Den Schmerzen aber muss ursächlich zu Leibe gerückt werden, auch wenn sie rheumatischen Ursprungs sind (die Gicht gehört dazu). Am wirkungsvollsten geschieht dies durch eine Ernährungsumstellung (mehr Früchte und Gemüse, vor allem weniger oder überhaupt kein Fleisch).
W. H.
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