Ich möchte fragen, ob es eine natürliche Art gibt, Baumtropfen im Garten zu bekämpfen?
Franziska H., CH 3600 Thun
Antwort: Mit dem Wort Baumtropfen sprechen sie zweifellos den Geissfuss an, dem mehrere Namen zuteil geworden sind: Neben Baumtropfen sind es Podagrakraut, Zipperleinkraut, Gichtkraut, Bodenholunder, St. Gerhardtkraut, Strenzel und Dreiblatt, englisch Bishop's Weed und Ground Elder.
Die Pflanze liebt Halbschatten und ein feuchtes Klima. Da für Sie offensichtlich ein Gifteinsatz (Herbizide) erfreulicherweise nicht in Frage kommt, gibt es keine andere Lösung als die unbeliebten Baumtropfen Stück für Stück auszugraben, die Erde umzudrehen und alle Wurzelteile zu entfernen; denn die Wurzeln dieser Heilpflanze ("Gichtkraut"), die sich in manchen Gärten über Gebühr ausdehnen, treiben unterirdisch immer neue Ausläufer hervor.
Bitte rotten Sie aber nicht alle Baumtropfen aus; denn sie sind eine ausgezeichnete Medizin gegen alle Arten von Rheumatismus, Ischias, Gicht und Podagra. Falls Sie an der feuchten, schattigen Stelle lange graben, kann es Ihnen ja passieren, dass Sie dabei Rheuma einfangen - genau dann, wenn sie mit den Baumtropfen abgefahren sind... das wäre ein doppeltes Unglück...
Die heilwirksamen Bestandteile finden Sie in den Wurzeln des Geissfusses, die am Besten im Frühjahr oder Herbst eingesammelt werden. Sie können die wertvollen Wurzeln trocknen und dann als Tee (etwa 1 Teelöffel voll in einer Tasse mit kochend heissem Wasser anbrühen und 5 Minuten ziehen lassen) genüsslich schlürfen, wenn es Ihnen gefällt, mit etwas Honig versüsst. Das sollten sie dann jeden Tag nach allen Mahlzeiten tun, bis Sie sich gesund fühlen.
Die Wurzeln können Sie auch für Kräuterbäder einsetzen (wie Tee zubereiten und dem Badewasser zufügen).
Am Schluss haben Sie zu wenig Baumtropfen im Garten... Ganz junge, zarte Blätter können Sie zudem den Salaten, dem Gemüse oder den Suppen beifügen. Sie enthalten viel Vitamin C, Karotin, Eisen, Kupfer und Mangan. Sie schmecken ähnlich wie Petersilie. Selbst junge Stängeltriebe sind essbar (Beigabe zu Spinat und Kartoffelgerichten).
Wie Sie sehen, können Sie also Ihre Ausrottungsaktion in einen Gesundbrunnen umwandeln und für kulinarische Höhenflüge gebrauchen. Am Schluss finden Sie Spass an Ihren Baumtropfen, die vom verachtenswerten "Unkraut" plötzlich zur gesundheitsfördernden Delikatesse geworden sind.
Man sagt, die Menschen würden durch die richtigen Pflanzen begleitet. Falls Sie nicht Rheumatikerin sind, muss es einen anderen Grund dafür geben, dass sich diese Pflanzen in Ihrer Nähe wohlfühlen.
Ich wünsche Ihnen viel Erbauung beim Wurzelgraben und grüsse Sie recht freundlich
wh.
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