Wir haben in unserem Garten am Jurasüdfuss einen bezaubernden Lavendelstrauch. Wir freuen uns daran. Was kann man mit ihm sonst noch anfangen?
E.H., CH-5023 Biberstein
Antwort: Der erfrischende, etwas herbe Lavendelduft, der aromatherapeutisch verwendet wird, hat beruhigende Eigenschaften. Er reinigt die Luft und bietet einen Schutz vor Mücken und anderen Insekten wie Motten. Der in Calayrac-Saint-Cirq in der Gascogne F geborene Kräuterfachmann Maurice Mességué schrieb in seinem "Heilkräuter-Lexikon": "Ich kenne keinen lieblicheren Duft als das Aroma dieser Pflanze."
Es gibt 3 Lavendelarten (Lavendula officinale L. CHAIX), die einander äusserlich sehr ähnlich sind und sich auch in ihren Wirkungen kaum unterscheiden. Der Echte (Gemeine) Lavendel oder Schmalblättrige Lavendel (Spitznarde) hat seine Heimat im Mittelmeerraum und prägt mit seiner Farbe in Südfrankreich [1] ganze Kulturlandschaften. Im Gebirge wächst die Abart Kleiner oder Feiner Lavendel, die wertvoller als der in der Ebene wachsende Grosse Lavendel sein soll. Dieser Grosse Lavendel ist für den Garten am besten geeignet. Der Schopflavendel als 2. Art kennt viele Namen: Welscher Kümmel, Arabischer Stöchas, Stöchaskraut oder Römischer Thymian. Die 3. Art, der Spiklavendel (Österreich: Speik), auch Ästerlavendel genannt, wird bis 1 m hoch und besitzt auffallend breite Blätter. Er wächst auch in den Alpenländern, nördlich davon aber nicht mehr.
Der Lavendel ist ein Mitglied der Lippenblütler-Familie (Lamiaceae). Die Pflanze präsentiert sich als zum Teil verholzte Halbsträucher, die bis 1 m hoch werden können. Der Lavendel liebt einen kalkreichen Boden und viel Sonne.
Für naturheilkundliche Anwendungen eignen sich vor allem die Blüten, röhrenförmig bis ovale gerippte, blaugraue fünfzählige Kelche, die im Juni, Juli und August in Hochform sind. Man kann daraus Extrakte herstellen und sie z.B. zu Hautpflegeölen und Duftlampen verarbeiten, daraus Tee zubereiten oder sie als beruhigenden, harmonisierenden und entspannenden Badezusatz verwenden. So eignen sie sich zur Wundbehandlung wie auch gegen Durchblutungsstörungen. In Beruhigungskissen entfalten sie ihren wohltuenden Duftzauber. In Kleiderschränken ist Lavendel eine Selbstverständlichkeit. Die Lavendelsträusse lässt man zuvor im Schatten trocknen.
Essenzen kann man in Drogerien kaufen. Das ätherische Lavendelöl enthält u.a. Linalylacetat, Linalool, Campher, ß-Ocimen und 1,8-Cineol. Weiterhin sind darin rund 12% Lamiaceen-Gerbstoffe enthalten. Die Wirkungen: Entzündungshemmung, Beruhigung (Schlaftee). Mességué bezeichnet den Lavendel als "Magenfreund, als harntreibend, schweisstreibend, entwurmend und anregend"; gegen Gicht und Rheumatismus wirke er Wunder, auch bei Hautkrankheiten wie Ekzeme, Akne usf. Lavendelspiritus kam früher als Einreibemittel gegen Neuralgien zum Einsatz. Für die Herstellung einer Lavendeltinktur versetzt man etwa 20 g Lavendelblüten mit 1 dl 30%igem Alkohol und lässt dies etwa 1 Woche in einem verschlossenen Gefäss stehen und dann hat man etwas südlichen Duft eingefangen. Aufgüsse können auch zu Vaginalspülungen verwendet werden.
Nach der Ernte schneidet man die Sträucher zu Kuppeln; im kommenden Jahr wachsen sie dann wieder besonders schön und erfreuen uns aufs Neue mit ihren Wohltaten.
W.H.
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[1] Köche nutzen den Lavendel als Bestandteil der Kräutermischungen Herbes de Provençe und Fines Herbes, zu denen Petersilie, Kerbel, Estragon, Schnittlauch sowie weitere Kräuter wie Salbei, Basilikum, Bohnenkraut, Thymian, Origano, Rosmarin, Majoran und Ysop gehören können, je nach Verwendungszweck (für Suppen, Saucen, Omeletts, Innereien, Schweinebraten, Wild usf.). In der Provençe gibt es spezielle Herboristerien (Kräuterhandlungen).
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