In der Ratgeber-Kategorie Heilkunde ("Aloe-vera-Produkte und das Vertrauen") haben Sie den Umgang mit Aloe-Topfpflanzen beschrieben. Meine Pflanzen haben im Frühjahr manchmal Verfärbungen von grün ins Bräunliche. Woran kann das liegen? Muss man da gelegentlich umtopfen, und wenn ja in was für ein Substrat?
L.P., CH-9400 St. Gallen
Antwort: Wir stellen selber in jedem Frühjahr fest, dass sich die Aloe-Pflanzen mit dem Standortwechsel vom Wintergarten oder Winterquartier ins Freie schwer tun. Das sollte etwas einfühlsam geschehen, da ja alle Pflanzen standortgebundene Lebewesen sind und unter Dislokationen leiden können. Das Nomadentum ist ihnen fremd, und sie müssen sich zuerst wieder an die neuen Verhältnisse gewöhnen.
Meistens erleiden die Pflanzen, die in einem kältegeschützten Raum überwintert haben, einen Kälteschock, wenn plötzlich kalte Frühjahrstage oder -nächte über sie hereinbrechen; Temperaturen unter 10°C empfinden sie als recht kalt. Auch können im Freien plötzlich intensivere Lichtverhältnisse als im Winterquartier vorhanden sein, die ihnen nicht so gut bekommen und die sich in einer Braunfärbung äussern (es gibt übrigens auch eine braune Varietät: die Curação-Aloe); auch bei anderen Sukkulenten und Kakteen können solche Verfärbungen festgestellt werden. Man muss die zartfühlenden Pflanzen schonend an die veränderten Verhältnisse gewöhnen, anfänglich vor allzu intensiver Sonnenbestrahlung etwas schützen (beschatten), manchmal mehrere Wochen lang.
Bei unseren gemässigten klimatischen Verhältnissen haben Aloen auch in Wintergärten nicht täglich mindestens 4 Stunden Sonnenlicht, wie sie es sich wünschen, oder aber 12 bis 14 Stunden kräftige künstliche Beleuchtung, die ihnen als Notbehelf dienen würde. Deshalb können sie gewissermassen einen Lichtschock erleiden. Mit der Zeit erholen sie sich in der Regel wieder und nehmen die saftig-grüne Färbung wieder an Gewöhnung ist auch bei Pflanzen alles. Es gefällt ihnen besonders, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht allzu hoch ist. Sie sollten nur mit Regenwasser gegossen werden, wenn das Substrat wirklich trocken ist. Im Winter beschränkt man die Wasserzufuhr auf jenes Minimum, das verhindert, dass sie schrumpfen.
In der Natur schätzen alle Aloe-Arten die pralle Sonne; sie stammen schliesslich aus dem afrikanischen Kontinent und den umliegenden Inseln, und ihnen gefällt es an der Küste ebenso wie in der Wüste, im Dschungel und sogar im Gebirge. Sie sind langsam bis mässig schnell wachsende Pflanzen.
Falls man Aloen einfach als Zimmerpflanzen halten will und sie nicht als lebendige Apotheke einsetzen möchte, sind dafür die Aloe aristata, die Aloe brevifolia, die Aloe haworthioides, die Aloe humilis und die Tiger-Aloe am besten geeignet. Nach dem Eintopfen brauchen sie 1 Jahr lang nicht gedüngt zu werden; wenn das Topfvolumen für sie nicht mehr genügt, ist der Beginn einer neuen Wachstumsperiode (Frühjahr) der richtige Zeitpunkt, den Pflanzenwurzeln mehr Platz und Auslauf zu verschaffen. Vor Beginn des neuen Wachstums sollte jeweils etwa 1 Kaffeelöffel Knochenmehl in kleine Töpfe gegeben werden (bis 15 cm Durchmesser), in grössere entsprechend mehr. Eine gute Substratmischung besteht aus einer Mischung aus Blumenerde und grobem Sand, dem auf zirka 3 Liter etwa 1 Esslöffel gemahlener Kalk und ebenso viel Knochenmehl beigefügt wird. Zumindest alle 2 bis 3 Jahre sollte wenigstens die oberste Substratschicht erneuert werden.
Zimmerpflanzen benötigen Zuneigung. Sie gedeihen nur dann, wenn man ihre Ansprüche kennt und sich darauf einstellt. Man braucht sich nur an die Verhältnisse an ihrem natürlichen Standort zu erinnern, muss diese so gut als möglich simulieren und hat dann ein bisschen Exotik im oder ums Haus, das einem in mancherlei Hinsicht gut tun kann.
Walter Hess
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