Ich habe Clementinen aus Spanien gekauft. Auf der Etikette sind neben dem Konservierungsmittel E 231 die Überzugsmittel E 904 und 914 deklariert. Sind diese unbedenklich?
E.H., CH-5023 Biberstein
Antwort: Die schweizerische Gesetzgebung lässt Überzugsmittel wie Schellack (E 904), Paraffin (E 905) und Polyethylenwachsoxidate (E 914) zu, wobei keine Höchstkonzentrationen vorgeschrieben sind. Wenn diese auf Zitrusfrüchten klar deklariert sind, muss das immerhin begrüsst werden. Denn das signalisiert, dass die Schale nicht mehr zum Verzehr geeignet ist. Das Gift könnte Nieren- und Blasenschäden, Wachstumsstörungen und allergische Erkrankungen herbeiführen.
Von Schellack[1], dem harzigen Exsudat der Lackschildlaus (Carteria lacca bzw. Tachardia lacca aus der Familie der Cocidae), sind keine schädlichen Nebenwirkungen bekannt. Allerdings ist er ja auch kein Nahrungsmittel.
Polyethylenwachsoxidate erzeugt man aus Polyethylenwachsen (Hochdruck-, Niederdruck-Polyolefinwachse), indem man die Schmelze mit Luft in Berührung bringt. In Bezug auf ihre chemische Zusammensetzung sind oxidierte Polyethylenwachse den Naturwachsen ähnlich. Sie bestehen aus langkettigen Mono- und Dicarbonsäuren mit Hydroxyl-, Carbonyl- und Esterfunktionen.
Auch Paraffin ist ein künstlicher Wachs, der aus Rückständen der Erdöl-Destillation hergestellt und nicht zum Verzehr geeignet ist. Salben und Crèmes, die Paraffin enthalten, würde ich eher zurückhaltend bis überhaupt nicht verwenden.
Hinter der E-Nummer 231 verbirgt sich das Orthophenylphenol, ein Konservierungsstoff. Dieses Oberflächenbehandlungsmittel (EU-Richtlinie Zusatzstoffe, Anhang III, Teil C) hat die Aufgabe, Grün- und Blauschimmel zu verhindern, die häufigsten Verderbniserreger bei Zitrusfrüchten. Es hemmt unter anderem die Carotin-Synthese. E 231 ist nur für Zitrusfrüchte zugelassen. Nach der Ernte werden die Früchte in eine 0,5- bis 2-prozentige Lösung von Orthophenylphenol getaucht. Man spült dann mit Wasser nach, so dass nur noch kleine Mengen an der Schale verbleiben aber immerhin noch etwas.
Meines Erachtens müssten diese mehr oder weniger unsympathischen Stoffe bei Zitrusfrüchten nicht sein. Ich würde unbehandelte Früchte aus kontrollierter Produktion erstehen, auch um die Schalen verwerten zu können. Falls es die Platzverhältnisse erlauben, kann man Zitrusfrüchtebäumchen kaufen, die wunderschön blühen und herrliche Früchte liefern; im Winter müssen sie ins Haus genommen werden. Der kleine Aufwand lohnt sich schon wegen des Anblicks. Und wenn noch die eine oder andere Frucht heranreift, kann man sie mit allerbestem Gewissen inklusive Schale geniessen.
Textatelier
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[1] Schellack wird auch zum Lackieren von gefärbten und bemalten Eiern, zum Stempeln von Eierschalen und Käseüberzügen usf. verwendet.
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