Von Schurken und Schurkenstaaten
2 wichtige Abschnitte aus dem Buch „Die Macht der Religionen – Glaubenskonflikte in der Weltpolitik“ von Wilfried Röhrich, Verlag C.H. Beck, München 2004.
„Treffend hat Benjamin R. Barber die Vereinigten Staaten und die Bush-Administration mit den Worten charakterisiert: ‚Jemand, der mit Amerika und seiner moralistischen Literatur vertraut ist und den Einfluss der Moral auf die amerikanische Politik erlebt hat, erkennt darin zugleich eine vertraute puritanische exzeptionalistische und moralistische Melodie in neuem Arrangement. Bush mag in seinen Hüftholstern die Revolver des Sheriffs tragen, den Gary Cooper in Zwölf Uhr mittags spielte, doch er hat sich eine Bibel unter den einen Arm geklemmt und ein Exemplar der Unabhängigkeitserklärung unter den anderen. Kein Wunder, dass er davon überzeugt ist – wie mit ihm grosse Teile der amerikanischen Bevölkerung –, Amerika werde die ‚Ungläubigen' zerschmettern und am Ende – nach wie vielen Monaten und Jahren auch immer – als Sieger aus dem Kampf gegen das Böse hervorgehen, einem Kampf, den es notfalls einsam und allein zu Ende führen würde.'
Dass eine solche Zielsetzung ebenso wie die Doktrin des Präventivkrieges ohne Realitätsgehalt ist, braucht nicht erst erwähnt zu werden. Die von Präsident Bush betonte Präventivkriegsdoktrin erhebt den Anspruch auf ein Recht, das – wenn es international anerkannt werden soll – auch allen anderen Staaten zugebilligt werden muss, inklusive den ‚Schurkenstaaten'. Am Ende stünde dann eine Anarchie, in der jede Nation eigenständig darüber befindet, wann sie gegen wen Krieg führt.“
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„ Der in diesem Wort zum Schluss – neben dem religiösen Fundamentalismus – herausgestellte Terrorismus, der bereits in hohem Masse aktiv ist, wird sich rasch vervielfachen, wenn, wie angedeutet, die Bush-Administration ihre Doktrin des Präventivkrieges weiterhin anwendet und damit neue Konfliktpotentiale heraufbeschwört. Diese werden sich vor allem dort herausbilden, wo sich die Staaten weigern, westliche und vor allem amerikanische Wertvorstellungen anzunehmen...“
Mitgeteilt von Heinz Scholz
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