Das Wort Blog ist unersetzlich
Das Wort Blog ist die Kurzform von Weblog. Und dieses wiederum ist das zusammengesetzte Kürzel von World Wide Web (WWW), dem weltweiten Spinnennetz aus Informationen, die auf vielen verschiedenen Computern in Form von Hypertext- und Hypermedia-Links gespeichert sind, und dem aus der Seeschifffahrt bekannten Logbuch, in das alle wichtigen Beobachtungen und Ereignisse eingetragen werden. Ein Blog ist also schlicht und einfach ein Tagebuchblatt.
Auf Anregung der Schriftstellerin Lislott Pfaff aus Liestal haben wir uns im Blogatelier kürzlich überlegt, ob man das Wort Blog vielleicht verdeutschen sollte und könnte. Aus einem Blogger (Tagebuchschreiber) würde dann zum Beispiel ein Kolumnist oder ein Glossist.
Aber bei genauerem Hinsehen wollte auch diese Idee nicht so richtig aufgehen: Das Wort Kolumne kommt von Druckspalte (Kolonne) und bedeutet laut Duden: „Von stets demselben Journalisten verfasster, regelmässig an bestimmter Stelle einer Zeitung oder Zeitschrift veröffentlichter Meinungsbeitrag.“
Wir erfreuen uns mehrerer Schreiberinnen und Schreiber von Format und publizieren im Internet und nicht in einem Druckmedium. Die Übernahme des Worts Kolumne wäre leicht daneben, würde an die Zeitungen erinnern.
Glossist: Eine Glosse ist eine spöttische Randbemerkung zu einem aktuellen Ereignis. Nun bieten wir aber auch ganze persönlich gefärbte Reiseberichte (Wachau) oder wissenschaftliche Darstellungen (Glokalisierung) in Form von aktuellen Blogs an – und wie könnte man eine Beschreibung von Zuständen in Tierversuchslabors, etwa aus der exzellenten Feder einer Lislott Pfaff, die unter die Haut gehen und Literatur sind, als Glosse bezeichnen?
Mir gefällt der Begriff Blog: Ein neues Wort, kurz und einprägsam, geeignet für eine neue Institution. Mir kommt es nicht einmal sehr englisch vor. Logbücher sind auch im Deutschen bekannt. Das Weben auch. Den URL www.blogatelier.com haben wir übrigens in weiser Voraussicht weltweit fürs Textatelier (als Filiale) reserviert.
Dieses Wort Blog macht zurzeit eine ungeheure Karriere, was mir kürzlich auch der Autor Heinz Scholz bestätigt hat: „Blog wird international gebraucht, und jeder versteht inzwischen, worum es sich dabei handelt. Meiner Ansicht nach sollten wir nicht verzweifelt nach einer deutschen Bezeichnung suchen und die Bezeichnung Blog belassen.“ Und auch der Schriftsteller Emil Baschnonga hat sich mit diesem Begriff abgefunden.
Wir haben uns in der Blogosphäre frühzeitig etabliert, wenigstens sprachlich. Digitaltechnisch sind wir aber nicht in diese eingebunden, weil wir keine Standardanbindung an einen der speziellen Blog-Provider haben, sondern alles über den eigenen Server abwickeln und somit alles im Griff (unter eigener auch technologischer Kontrolle) haben, gerade auch die Reaktionen aus dem Nutzerkreis. Unsere Blogs sind ein Teil des normalen Internet-Angebots.
Wir sind für Reaktionen immer offen, bestimmen aber (in grosszügiger, toleranter Art) selber, was von unserer Institution weiterverbreitet wird – sonst könnte jedermann seinen Mist bei uns abladen –, und wir sind keine Sondermülldeponie, sondern wollen Delikatessen verbreiten. Deshalb gibts bei uns kein (offenes) Forum, und wir haben auch nicht im Sinn, ein solches einzurichten.
Diese klare Haltung hat sich bewährt. Wir haben eine enorme Resonanz (siehe Blog-Reaktionen), bis 170 648 Seitenzugriffe pro Monat (August 2005). Jede Reaktion auf ein bestimmtes Blog wird dem betreffenden Autor konsequent zur Kenntnis gebracht und im Zusammenhang publiziert, wenn immer ein Nutzerinteresse vorausgesetzt werden kann.
Unsere qualifizierte Nutzerschaft spiegelt sich in der Qualität der Zuschriften: Das Logbuch wird zu einer Quelle der Erbauung und der Inspirationen.
Walter Hess