LESERPOST
Zeitzeugnisse aufbewahren?
Zum Mittagskafi habe ich den Rundbrief Nummer 9 ausgedruckt, gelesen und Dir zugehört, was Du über das Sammeln von Dokumenten und Gegenständen gesagt hast. Ich musste an meine Zeit in der Buchhandlung denken, als ein gewisses Feng-Shui-Buch aktuell war, das anleitete, sich von Altlasten zu befreien: „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags. Richtig ausmisten. Gerümpelfrei bleiben“ von Karen Kingston. Es war ein Renner. Die Frauen rissen sich darum, kamen uns berichten, wie befreit sie nach der Aktion seien. Ich wunderte mich wieder einmal, wie diese nicht selbst auf die Idee kommen konnten, Ordnung in ihr Leben zu bringen. Aufräumen hat doch auch etwas zu tun, mit Ordnung machen in sich selbst.
Aus Deinen Überlegungen entnehmen wir, wie wichtig es ist, Zeitzeugen aufzubewahren. Ja, wenn es wesentliche oder wertvolle Dinge sind. So denke ich.
Das richtige Verhalten liegt wohl in der Mitte. Mit etwas Übersicht können wir Nötiges von Unnötigem trennen. Meine Mutter unterzog die aufbewahrten Dinge im Abstand von etwa 2 Jahren immer wieder einer Prüfung. Nicht jeder Gegenstand überlebte sie jahrelang. Für uns, die aufräumen mussten, waren die Schätze, die wir nach ihrem Tod fanden, wirklich geprüft und für wertvoll befunden.
So halte ich es auch, möchte es meinen Töchtern ersparen, dass sie sich mit vielen Altlasten beschäftigen müssen. Vieles ist doch auch nur für mich selbst wichtig und rührt nur an die eigene Geschichte, von der sie wenig Ahnung haben.
So, das waren ein paar Gedanken, ganz frisch nach der Lektüre Deines Rundbriefes. Ich schicke noch ein paar Grüsse dazu, fein gezuckert mit frischem, vergänglichem Schnee.
Rita Lorenzetti, Hardturmstrasse 238, 8005 Zürich