Schachbrettfalter: Zarte Schönheit in schwarz-weiss
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

  
Die BUND NRW Naturschutzstiftung und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen (Schmetterlingsforscher) haben den Schachbrettfalter (Melanargia galathea) zum Schmetterling des Jahres 2019 gewählt. Er ist zwar noch relativ häufig, aber die intensive Landwirtschaft setzt ihn immer mehr zu. Der BUND will durch die Wahl auf die Bedrohung der Schmetterlingsart hinweisen. Der Organisation zufolge sind in Deutschland noch ein Drittel der Tag- und die Hälfte der Nachtfalterarten ungefährdet. In meinem Blog vom 08.09.2016 „Schmetterlinge kämpfen um ihr Leben“ wies ich auf die Ursachen der Gefährdung und Dezimierung hin.
Kaum blütenreiche Wiesen
   Der  liebenswerte Schachbrettfalter ist ein echter Wiesenbewohner. Er ist immer auf  der Suche nach blütenreichen Wiesen, die er oft nicht mehr findet. Auf kleinen  Exkursionen in der näheren Umgebung von Schopfheim entdecke ich immer wieder  Wiesen in Einheitsgrün. Das ist vielleicht für die Wiederkäuer eine Leckerei,  aber nicht für Schmetterlinge. Fand ich zum Beispiel auf einem kleinen Areal mehrere  Blütenpflanzen oder vereinzelt Flockenblumen, Skabiosen, Ringdisteln und Kratzdisteln,  die an Wegrändern wuchsen, konnte ich einige Exemplare des Schachbrettfalters entdecken  und fotografieren. Auch auf ungedüngten Magerwiesen an sonnigen Hängen konnte  ich den Tagfalter aufstöbern. Beim Fotografieren musste ich fix sein, da fast  jede Schmetterlingsart immer schnell wegfliegt, immer auf der Suche nach Nektar  oder nach einer Partnerin.

  
Der Schachbrettfalter wird auch Damenbrett oder  Brettspiel genannt, er ist eine Tagfalterart aus der Unterfamilie der  Augenfalter. Er ist vom Laien sehr gut erkennbar. Er hat ein schwarz-weisses Flügelmuster  auf der Oberseite der Flügel, das an ein Schachbrett erinnert (s. Foto 1). Die  Flügelunterseite, die sehr schön bei zusammengeklappten Flügeln zu sehen ist,  zeigt mehrere schwarzbraune und weisse Augenflecken (s. Foto 2). 
 Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) weist  darauf hin, dass die Wiesen nicht vor Ende Juli gemäht werden sollen. In dieser  Zeit lassen die Weibchen ihre Eier einzeln zu Boden fallen. Im Sommer ist es so  weit, aus den Eiern schlüpfen rosa gefärbte Raupen heraus (ältere Raupen sind  dicht behaart). Sie überwintern in der Streu am Erdboden. Erst im März des  Folgejahres erwachen sie aus der Winterstarre und beginnen zu fressen. Sie  bevorzugen verschiedene Gräser wie Trespe, Rispengras, Knäuelgras, Honiggras, Pfeifengras,  flaumiger Wiesenhafer und Zwenke. Die Verpuppung folgt an der Basis eines  Grasbüschels in einem Gespinst aus zusammengewachsenen Graspartikeln. Die  Raupen verstecken sich oft im Gras und im Wurzelbereich. Sie schützen sich vor  Singvögeln, die gerne diese Raupen fressen.
Optimale Lebensräume schaffen
   Laut  NABU und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) müssen wir  einiges tun, um den Schachbrettfalter nicht weiter zu dezimieren (dies gilt  natürlich auch für andere Falter). Hier die wichtigsten Massnahmen: „Für  optimale Schachbrett-Lebensräume hilft es, Wiesen mosaikartig zu mähen und  Randstreifen von Bahndämmen, Feldwegen oder Gräben auch mal ungemäht stehen zu  lassen. Im Garten kann man für das Schachbrett nährstoffarme und trockenarme  Wiesen anlegen. Da Schachbrettfalter schon auf kleinen Flächen in grösserer  Anzahl leben können, helfen bereits solche kleinen Inseln, die Art zu  schützen.“
Anmerkung: Alle Auszeichnungen von Tieren und Pflanzen des Jahres 2019 sind hier  aufgeführt:
 www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/natur-des-jahres/25193.html
Internet
   www.nabu.de 
   www.bund.net 
   www.bund-bawue.de 
   www.bund.net/mitgliedwerden 
   www.schmetterling-raupe.de (hier finden Sie Fotos von fast jedem Tagfalter und vielen anderen  Schmetterlingen).
Literatur
   BUND: „Schmetterlingsland Baden-Württemberg“ (Lebensräume für Schmetterlinge fördern und bewahren), Stuttgart 2009.
   BUND: „Schmetterlinge beobachten“, Berlin,  März 2015.
   Dierl,  Wolfgang: „Schmetterlinge“ (BLV  Naturführer), BLV Verlagsgesellschaft, München 1981.
   Fischer,  Heinrich: „Lebensbilder aus der Inektenwelt“,   Kosmos Verlag, Stuttgart 1954.
   Reichholf-Riehm,  Helgard: „Schmetterlinge“ (Steinbachs  Naturführer), Mosaik Verlag, München 1983
Weitere Blogs über  Schmetterlinge
   08.09.2016: Schmetterlinge kämpfen um ihr  Überleben 
   19.07.2008: Wenn alte Esel  Schmetterlingen Pflanzen vorenthalten
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