Die perfekte Truthenne
Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
Die englischen Zeitungen sind voller Rezepte für die Zubereitung der Weihnachtspute. Damit wird die Hausfrau überfordert. Ich beschränke mich hier auf ein Rezept: “Wrap the stuffing in muslin, get it really hot in the microwave, and jam it in the turkey just before roasting” (Verpacke die Zutaten in Musselin, erhitze den Sack im Microwave, und stopfe ihn, kurz vor dem Braten, in den “Turkey”.)
Das Rezept mitsamt allen Zutaten dieses Festtagschmauses,  inklusive Rosenkohl, ist noch viel komplizierter als IT-Gebrauchsanweisungen.  In vier Spalten sind die notwendigen Kochetappen geschildert. 
   Die Amerikaner tischen den “turkey” auch am Thanksgiving  auf. Wer diesen Nationalen Festtag ohne Truthenne feiert, wird als Türke  geächtet. 
Werden diese Puten noch immer mit Gewalt gefüttert? frage ich mich, bis sie ihr Gewicht von rund 13kg erreicht haben, damit die ganze Verwandtschaft mithalten kann.
Ein einziges Mal nur hat meine Mutter uns diesen Braten vorgesetzt. Ein einziges Mal nur. Mit Heisshunger verschlang ich als Achtjähriger, ich weiss nicht mehr wie viele Scheiben dieses fetttriefenden Riesenpoulets, mit absehbaren Folgen. Das ist mir leibhaftig in Erinnerung geblieben. Es war zum Kotzen! Der griechische Philosoph Heraklid hat diesen Prozess elegant mit “panta rhei” umschrieben: “Alles ist im Werden, in unaufhörlicher Bewegung.”
Folglich lasse ich mich während der Weihnachtswoche nicht zum Essen einladen, es sei denn von persischen Bekannten. Ihre Kost ist mir bekömmlich.
Selbst wer einen abgehärteten Magen sein Eigen nennt, muss  der Pute mit Schnaps beikommen. 
   Was geschieht mit den Überresten der Truthenne? Sie enden im  Kühlschrank und werden bis zum Neujahr als kalte Tranchen serviert. 
Eine perfekte Truthenne überlebt das festliche Gemetzel.
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