Vorfrühling im Februar: Erfreuliche Blütenpracht
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

  
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
   Durch des Frühlings holden, belebenden Blick.
   Im Tale grünet Hoffnungs-Glück; 
   der alte Winter, in seiner Schwäche, 
   Zog sich in rauhe Berge zurück.
   Johann Wolfgang von Goethe  („Faust“)
„Im Frühling kehrt die Wärme in die Knochen  zurück.“
   Vergil
„Wenn der Frühling grüsst, dann hüpft das  Herz vor Freude.“
   Aus  Irland
In  vielen Gärten macht sich der Vorfrühling durch eine Blütenpracht bemerkbar. Das  erfreut nicht nur Gartenbesitzer, sondern alle Menschen, die den Frühling  herbeisehnen. Nicht nur in Irland, sondern auch bei uns wird so manchem sein  Herz vor Freude hüpfen. 
   Die  Wärme um diese Jahreszeit hat mit dem Klimawandel zu tun, wie Klaus Böttger, Vorsitzender der  BUND-Ortsgruppe Schopfheim betonte. Es gäbe immer wieder Ausreisser beim  Wetter. Er hofft, dass in diesem Jahr kein Frost die Obstblüten in  Mitleidenschaft zieht. 
   Sollte es doch wieder, trist und kalt werden, rufe  ich mir immer wieder einen Vierzeiler  aus dem Werk „Die Sehnsucht nach dem Frühling“ von Hoffmann von  Fallersleben (1798−1874) in Erinnerung:
„Schöner Frühling, komm doch wieder,/ Lieber Frühling, komm doch bald! Bring uns Blumen, Laub und Lieder,/ Schmücke wieder Feld und Wald!“
Laut Wettervorhersagen soll der Frühling in diesem Jahr schön und trocken werden.
Auf meiner Pirsch durch unsren Wohnort und auch auf dem Land beschreibe ich jetzt die Pflanzen, die ihre Blütenpracht schon entfalteten.
Hustenmittel Huflattich 
   Auf einer Wanderung im Röttler Wald (Landkreis  Lörrach) Mitte Februar sah ich an Wegrändern einen der ersten Frühblüher, den  Huflattich. Der Huflattich ist mit seinen wollig behaarten Stängeln und den  strahlend-gelben Blüten leicht zu erkennen. Die Strahlenblüten zeigen sich  schon, bevor die langstieligen, rundlich-herzförmigen Laubblätter  hervorsprießen. Es sind herrlich anzusehende Farbtupfer auf einem kargen Boden.  Die Pflanze streckt ihr Köpfchen immer der Sonne entgegen. Bei Nacht und  schlechtem Wetter schliessen sich die Blüten und neigen sich dem Boden  zu. Der Huflattich, auch Eselschrut genannt, ist eines der ältesten und  besten Hustenmittel. Die Huflattichblätter dienten in Notzeiten als  Tabakersatz.
Die Zaubernuss 
   Im Garten  von Alice Kneusslin in Schopfheim-Fahrnau  und auch in einigen Gärten im Stadtgebiet blüht derzeit auch die Hamamelis  (Zaubernuss).   Die grünlich und gelben Blütenkronblätter sind schöne Farbtupfer in  einer oft noch schneebedeckten tristen Gartenlandschaft. Etwas Schnee macht dem  Strauch nichts aus. Beim näheren Betrachten sieht man in jeder Blüte 4  Staubblätter. Die Blüten duften je nach Art minder oder stärker und sehr  angenehm. 
 Arzneizubereitungen (Creme,  Salbe, Tinktur, Tee) haben eine entzündungshemmende, blutstillende,  zusammenziehende und Juckreiz stillende Wirkung.  Laut Kommission E ist  eine Anwendung bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und  Schleimhäuten, Hämorrhoiden und Varikose (Krampfadern) empfehlenswert. Die  Kommission E ist eine selbständige und wissenschaftliche Sachverständigenkommission  für pflanzliche Arzneimittel des heutigen Bundesinstituts für Arzneimittel und  Medizinprodukte.

  
Violetter  Krokus (violetter Safran)
   Schöne Exemplare vom violett blühendem Krokus und  Schneeglöckchen sind im Garten von Alice Kneusslin unter einem alten Nussbaum  zu sehen. Wie Frau Kneusslin betonte, kommen diese Pflanzen ohne ihr Zutun  jedes Jahr. Es ist für Vorübergehende ein Augenschmaus, solch eine Ansammlung  von Blüten zu sehen. Wie der Weiße Krokus besitzt die violette Art Knollen, die  beim Anpflanzen durch Zugwurzeln in die richtige Tiefe gezogen werden.
   In den Gärten entdeckte ich auch gelb- und weißblühende  Krokusse. 
Schneeglöckchen  und Märzenbecher
 Das Amaryllisgewächs (zu diesen gehören auch der  Märzenbecher und die Osterglocke) kommt in Laubmischwälder und verwildert in  Gärten vor. Wer eine Blüte genau in Augenschein nimmt, bemerkt grüne Flecken an  den inneren Blütenblättern, die Saftmale darstellen. Die besonders in den  Zwiebeln vorkommenden Alkaloide haben eine giftige Wirkung. Die Märzenbecher,  die ich im Garten von Klaus Böttger entdeckte, duften und zeigen an der Spitze  der Blütenblätter einen gelbgrünen Fleck. Die Pflanze wird auch Sommertürchen  und Frühling-Knotenblume genannt.

  
Nahrungsquelle  für Bienen und Hummeln
   Schöne Exemplare von Winterlingen sind im Garten von Alice  Kneusslin zu sehen. Die Pflanze mit den 6 gelben Blütenhüllblättern hat 17 bis  38 Staubblätter. Der Pollen der Winterlinge ist eine wichtige frühe  Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln. Als Bestäuber fungieren Fliegen, Bienen  und Hummeln. Dabei haben die Hummel den größten Anteil, weil ein 2 Millimeter  langer Rüssel erforderlich ist. Auch Selbstbestäubung ist möglich. Der  Winterling ist bei Verzehr giftig. 
Jedes Jahr im Vorfrühling ist in einem Buchenmischwald im Rautal bei Closewitz (Thüringen) ein gelbes Blütenmeer mit Winterlingen zu sehen. Für 3 Wochen zeigen sich die Winterlinge auf einer Fläche von 5 ha (https://botanikguide.de).
Weitere  Blogs über den Frühling
   18.04.2006: Zaghaftes Blühen: Die Suche nach  dem verlorenen Frühling 
   09.04.2008: Frühjahrsmüdigkeit: Strategien  gegen das grosse Gähnen
   06.02.2018: Frühlingsboten im Januar: Erste Blümchen spriessen 
   08.04.2018: Gedanken zum Frühling
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