Studie von FIBL: Bio könnte alle Menschen satt machen
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Eine Studie, die von einer Gruppe Wissenschaftlern der Welternährungsorganisation FAO, der University of Aberdeen, der Alpen-Adria Universität Klagenfurt und der ETH Zürich unter Federführung des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FIBL) in Frick, lässt aufhorchen. Die Studie wurde kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ publiziert. Die Ergebnisse sind beachtenswert und sollte einem breiten Publikum bekannt gemacht werden. In der neuen Ausgabe von „Schrot&Korn“ (01/2018) wurde schon ein kleiner Artikel abgedruckt. Die Studie wurde mir dadurch erst bekannt. Unter www.fibl.org kann ein längerer Bericht unter Medienmitteilung („Neue Studie belegt: Bio kann einen wichtigen Beitrag zur Welternährung leisten“), nachgelesen werden.
Bis zum Jahr 2050 werden die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt weiter zunehmen. Die Bevölkerung wird auf über 9 Milliarden Menschen anwachsen, dazu kommt ein Ernährungsverhalten, das eine ganze Menge Ressourcen wie Wasser, Energie und Land verbrauchen. Sehr fatal wirkt sich ein hoher Konsum tierischer Produkte aus.
FIBL und die Wissenschaftler plädieren für ein nachhaltiges Ernährungssystem, die mit weiteren Massnahmen kombiniert werden. Hier die wichtigsten Massnahmen:
- Abkehr von dem hohen Konsum tierischer Produkte,
 - Reduzierung von Kraftfutter in der Tierhaltung,
 - Vermeidung von Nahrungsmittelabfällen.
 
Die  Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. So würden Treibhausgasemissionen  vermindert, die Überdüngung und der Pestizidverbrauch und Stickstoffüberschüsse  reduziert. Diese Änderungen sind gut für die Böden, Luft, Klimaschutz, Wasser  und Artenvielfalt.
 Trotz  biologischer Bewirtschaftung führt diese nicht zu einem höheren Landverbrauch.  „Die Umstellung auf Biolandbau bei sonst gleichbleibenden Konsummustern würde  hingegen zu einem erhöhten Flächenverbrauch führen.“ Diese Fakten wurden in der  neuen Studie von FIBL jetzt ermittelt.
Laut  FIBL spielt der Bio-Landbau eine wichtige Rolle in einem nachhaltigen  Ernährungssystem. Damit wäre die Ernährung von über 9 Milliarden Menschen im  Jahre 2050 gesichert. 
   FIBL  betonte, dass eine optimale Kombination verschiedener Strategien von Bedeutung  ist. Dies wurde in der Studie eindeutig ermittelt.
   Hier  ein kleiner Auszug: „Selbst wenn man die Landwirtschaft zu 60% auf Bio  umstellen würde, und die Kraftfuttergaben und den Abfall um die Hälfte  reduzierte, dann würde dies schon ein Ernährungssystem mit signifikant  geringeren Umweltwirkungen und kaum erhöhtem Landverbrauch bedeuten. Ein  solches Ernährungssystem wäre auch klimafreundlich, da insbesondere die totalen  Treibhausgasemissionen verringert würden.“
   Wie  FIBL betont ist eine nachhaltige Landwirtschaft nur möglich, wenn sie in  Kombination mit dem Konsum gedacht wird. Der biologische Landbau kann dabei  eine wichtige Rolle spielen.
Der Verbraucher kann viel erreichen
   Der  Verbraucher kann eine grosse Rolle spielen. Er kann weniger Fleisch verzehren  und weniger Nahrungsmittel in den Abfall werfen.
   Aktuell  liegt der jährliche Fleischverzehr in Deutschland bei etwa 60 Kilogramm pro  Kopf (in der Schweiz bei 50 kg, den grössten Fleischverzehr haben die  US-Amerikaner mit 120 kg). Die Gesellschaften für Ernährung in A, D und CH  empfehlen nur halb so viel. 
Das Wegwerfen vermeiden
   WWF-Experten  haben für eine Studie auch das Wegwerfen von Lebensmitteln in anderen Industrieländern  ausgewertet. Ob in den USA, in der Schweiz, in Skandinavien oder  Grossbritannien zeigte sich das gleiche Bild: Die Endverbraucher werfen 20 %  ihrer Lebensmittel ungenutzt in den Müll. So landen beispielsweise in  Deutschland 18,4 Millionen Tonnen pro Jahr im Müll. 10 Millionen wären heute  schon vermeidbar.
   Laut  WWF ist leider eine Trendwende nicht zu beobachten.
   Was  können wir tun? Fernsehkoch Christian  Rach empfiehlt in einem Vorwort zur WWF-Studie: „Bewusst einkaufen, frisch  kochen und richtig lagern – so wirft man weniger weg.“ Hier sind Infos  nachzulesen:
Eine  Witwe in unserer Nachbarschaft hat kaum Müll. Sie kocht grössere Portionen und  macht daraus kleinere, die sie einfriert. Bei Bedarf wird jeweils eine Portion  aufgetaut und zubereitet. 
   Auch  sollte man nicht zu grosse Mengen kochen. Wenn doch, dann kann man die Reste in  den Kühlschrank stellen und am nächsten Tag verzehren oder für den späteren  Gebrauch einfrieren.
Wichtig ist auch, dass man die Vorräte auf Haltbarkeiten überprüft. Die gelagerten Lebensmittel sollte man rechtzeitig verzehren. Die Lebensmittel, deren Haltbarkeit gering überschritten ist, kann man noch konsumieren.
In  Deutschland sind seit 2015 Biotonnen Pflicht. In diese Tonnen kann dann organischer  Abfall hineingeworfen werden. Hinein kommen Grünabfälle, Obstreste,  Nahrungsmittel (Käse, Wurst, Fleisch, Reste von Brot u.a.). Von den  Nahrungsmitteln sind haushaltsübliche Mengen (diese sollten in Zeitungspapier  eingewickelt werden) erlaubt.
   Aber  das ist auch keine Lösung. Ziel sollte sein, so wenig oder kein Verwertbares  einzufüllen. Die Biotonnen wurden eingeführt, weil man dadurch besser Biogas  und Dünger herstellen kann.
In  Frankreich dürfen Supermärkte keine unverkauften Lebensmittel mehr wegwerfen. Sie  sollen diese spenden. Der Grosshandel war mit dieser Verordnung nicht  einverstanden. 
   In  unseren Supermärkten werden solche Lebensmittel der „Tafel“ gespendet (www.tafel.de). Die noch  verzehrsfähigen Lebensmittel werden dann an wirtschaftlich Benachteiligte  abgegeben.
Internet
   www.fibl.org 
   info.suisse@fibl.org 
   www.fibl.org/de/medien.html 
   www.schrotundkorn.de 
   www.tafel.de
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