Textatelier
BLOG vom: 30.11.2016

Schnitzen für Erwachsene - ein neues Hobby

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland

Meine handwerklichen Fähigkeiten halten sich in engen Grenzen. Das soll aber nicht heissen, dass ich sie nicht ab und an einmal wieder ausprobieren sollte. So erinnerte ich mich an meine Pfeil- und Wanderstockverzierungen. Ich glaube, ich war so 10-14 Jahre alt, als ich mit dem Fahrtenmesser um den Stock herum helle, von der Rinde befreite Ringe geschnitzt hatte. Ich kaufte mir also ein Schnitzmesser, suchte nach passendem Holz und legte los. Mein erstes "Produkt" war eine bearbeitete Wurzel, die wie eine sich windende Schlange aussieht. Als nächstes kam ein Brieföffner an die Reihe.

 


 

Aber so ganz befriedigte mich das nicht und ich dachte mir, ich sollte mir professionelle Hilfe holen. So stiess ich im Internet auf eine Schnitzschule, die an einigen Sonntagen Schnupperkurse anbietet, sowohl für Eltern und Kinder, als auch ausschliesslich für Erwachsene.

Die Arbeitsstätte ist zwar ca. 100 km von meinem Wohnort entfernt, aber das hinderte mich nicht daran, mich anzumelden. Einen nachbarlichen Freund konnte ich davon überzeugen, mitzumachen. So machten wir uns auf den Weg.

Die Werkstatt befindet sich in einer zu allerlei Aktivitäten umgebauten alten Fabrik in Bonn-Beuel.
Wir waren nur 4 Teilnehmer, wir zwei und noch 2 junge Damen, wovon die eine schon ein wenig fortgeschrittener war.

Unser Lehrer zeigte uns die Werkstatt, erläuterte uns die verschiedenen Schnitzmesser und zeigte uns eine Reihe verschiedener Schnitzergebnisse.

Das Holz sollte frisch sein, für unsere Zwecke hervorragend geeignet sind Äste vom Haselnussbaum.
Ich hatte mein Messer mitgebracht, allerdings liess die Schärfe der Klinge zu wünschen übrig. So nahm ich mir ein anderes Messer und legte los, während Arne, unser Lehrer, mein Messer auf einem Schleifstein schärfte und uns so auch in diese Technik einwies.

Das erste Produkt sollte ein Buttermesser sein. Die Länge der Klinge wurde mit einem schwarzen Stift angezeigt. Wir lernten, wie die Klinge zu halten ist und wie man damit schnitzt. So legten wir los.
Aus dem vormals runden Holz wurde langsam beidseitig eine glatte Fläche mit abgerundetem Rand.
Man musste darauf achten, wie der innere Kern des Astes verlief, denn dieser sollte nicht herausfallen. Langsam kam beidseitig ein wenig Schärfe zustande und die Spitze. Am anderen Ende sollten wir eine kleine Holzkugel zur Verzierung schnitzen. Ganz langsam und kleinschrittig musste das Holz dabei abgetragen werden, bis sich langsam die Kugelform herausbildete.

Mit meinem Ergebnis war ich nicht so ganz zufrieden, das Holz hatte sich gespalten und die Klinge war recht schma geworden. Das Ergebnis konnte ich so in einen Brieföffner umgestalten. Dann begann ich mit dem Buttermesser aufs Neue.

Meine Mitstreiter entschieden sich, als Nächstes ein kleines Spielzeug zu bauen. Der Ast wurde hintereinander eingekerbt und an die Spitze ein kleiner Propeller angebracht. Wird über die Kerben gerieben, setzt sich der Propeller in Bewegung. Allerdings funktioniert das am besten, wenn das Holz gut getrocknet ist, so dass wir das Resultat noch nicht begutachten konnten.

Ich sah als Vorbild einen geschnitzten Dolch. Als Mitbringsel für meinen achtjährigen Enkelsohn schien mir das ein geeignetes Geschenk zu sein. Der Ast wies auch die richtige Form auf, denn er war an einer Seite etwas gebogen. Die Schnitzweise ähnelt dem des Buttermessers, allerdings in groberer Form und nur die gekrümmte Seite sollte ein wenig scharf werden. Das - wenn auch noch nicht ganz fertig gewordene - Ergebnis sieht recht "angsterregend" aus. Da mein Enkel selbst schon mit dem Holzschnitzen begonnen hat, soll er es nach seinen Wünschen weiter bearbeiten, was ja viel "spannender" ist als ein schon fertiges Produkt.

 


 

Wir haben in diesen 4 Stunden viel gelernt. Es kam nicht darauf an, perfekt zu sein. Dafür waren wir Anfänger, und "Übung macht - bekanntlich - den Meister!" Ich werde mich in den nächsten Wochen auf die Suche nach einem Haselnussbaum begeben und mir ein paar Äste sichern. Anregungen für kleine Schnitzereien konnten wir genügend bewundern. So hatten wir unsere Jacken auf geschnitzten Kleiderhängern abgelegt, die geschickt zwei aus dem Hauptholz gewachsene Äste einbezogen haben und einfach an die Wand gedübelt worden waren. Auch Holzschiffchen, eine Flöte und nach weiterer Übung auch einen Holzlöffel können als Objekte gewählt werden. Im Grunde sind den Ideen dazu keine Grenzen gesetzt!

Hinweis:
www.schnitzschule-bonn.de

 


*
*    *

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst