Textatelier
BLOG vom: 23.08.2016

Die Tierliebe in England

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Der Engländer liebt und umhegt seine Haustiere, besonders Hunde und Katzen. Ihr Unterhalt ist kostspielig: Die Rechnungen der Veterinäre, die Ausgaben für die Pflege der Haustiere und ihr Futter verschlingen viel Geld. Die Tierpflege-Produkte sind ein lukrativer Zweig für die Hersteller geworden.

Bei allem Wetter müssen die Hunde ihren Spaziergang haben. Ihr Kot muss heute von den Strassen entsorgt werden. Ich stelle fest, dass nicht die Hunde, sondern ihre Besitzer von ihnen an der Leine geführt werden. Katzen und Hunde lungern und dösen mit Vorliebe auf den weich gepolsterten Sesseln. Sie lassen sich gern von Kindern kraulen.

Ich bevorzuge bei weitem die unabhängigen Katzen. Vier von ihnen besuchen und verweilen tagsüber in unserem weitgehend naturbelassenen Garten. Sie finden ihr Sonnenbad im Gebüsch und lecken und striegeln ihre Felle mit der Zunge und den Pfoten. Die Vögel zetern, wenn sie eine Katze auf ihrem Pirschgang sichten. Die Katzen haben sich inzwischen längst an mich gewöhnt und beachten mich nicht mehr.

Auch meine Frau ist den Katzen zugeneigt und füllt an heissen Tagen vor der Haustüre ihre Blechschale mit Wasser nach, das ihnen lieber als die Milch ist. Dank den Katzen haben die Mäuse unseren Garten verlassen. Eines Tages hatte sich eine neugierige Katze in die Küche eingeschlichen. Lily miaute laut, was die kluge Katze bewog, das Haus zu verlassen.

Katzen und Hunde sind auch Statussymbole, worunter die Siamesen- und Perserkatzen und reinrassige Hunde. Sie sind zum Diebesgut geworden. Mit elektronischer Markierung können hin und wieder Hunde- und Katzendiebe erwischt werden. An verschiedenen Garteneingängen in unserer Strasse sind Schildchen angebracht, die vor bissigen Hunden warnen. Wieweit das wirkt, weiss ich nicht.

Lassen sie sich mit einem Knochen ablenken? Es scheint mir zweckmässiger, sich auf eine Alarmanlage zu verlassen.

Immer wieder lese ich in der Presse, dass Kinder grässlich missbraucht und vernachlässigt werden. Folglich verdient Kinderliebe den Vorrang vor übertriebener Tierliebe.

 


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