Textatelier
BLOG vom: 13.04.2008

Frühlingsboten: Nicht allein die Bäume fahren aus der Haut

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Betrachtet das Erwachen des Frühlings und das Erscheinen der Morgenröte.
Die Schönheit offenbart sich denjenigen, die betrachten.“
(Khalil Gibran, 1883‒1931; libanesisch-amerikanischer Maler, Philosoph und Dichter)
 
„Alles freuet sich und hoffet, wenn der Frühling sich erneut.“
(Friedrich Schiller, Jüngling im Bache)
 
„Was der Frühling nicht säte, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht geniessen.“
(Johann Gottfried von Herder)
 
Als im Frühling Geborener (ein „Frühlingskind“) sehne ich ungeduldig den Frühling herbei, bringt doch der Frühling nicht nur Frühlingsgefühle oder die Frühjahrsmüdigkeit, sondern ein Erwachen der Natur. Überall zwitschern die Vögel, und es zeigen sich die ersten Blümchen im Garten und auf den Wiesen und Blüten und Blätter an Bäumen und Sträuchern. Ganz langsam ergrünt die Natur. Es ist immer wieder ein herrlicher Anblick.
 
Ganz lustig fand ich den Ausspruch von Wilhelm Busch, der einmal dies zum Besten gab: „Die Bäume fahren im Frühling aus der Haut.“ Nun, wenn es nur die Bäume und nicht die Menschen sind, die aus der Haut fahren, ist dies in Ordnung.
 
Seit David Frost wissen wir, was ein Snob im Frühjahr macht. Er meinte sehr treffend: „Ein Snob ist einer, der im Sommer Ski fährt, im Winter Badeurlaub macht, im Frühjahr die Gräber besucht und sich im Herbst Frischzellen einpflanzen lässt.“
 
Nun, es gibt heute nicht nur Snobs, die mit den Jahreszeiten durcheinander kommen und zu jeder Zeit ihren Vergnügungen nachgehen. Ähnliches beobachtet man ja auch bei der Ernährung. Da möchten viele das ganze Jahr über immer die ganze Fülle von Nahrungsmitteln auf den Tisch bringen. Der arme Organismus wird überstrapaziert, und man braucht sich nicht zu wundern, wenn er rebelliert (Allergien lassen grüssen!).
 
„Ein jeder Frühling ist neues Feuer der grossen Vereinigung der männlichen und weiblichen Natur“, bemerkte einst Joseph Görres in seiner „Mythengeschichte“. Pflanzen, Tiere und Menschen bekommen Frühlingsgefühle, und dann wird etwas getan für den Fortbestand aller Lebewesen. Im Frühjahr soll ja auch die Sehnsucht nach einem Partner steigen.
 
Carlo Manzoni hatte eine ganz andere Vorstellung vom Frühling. Er schrieb dies: „Frühling ist jene herrliche Zeit, in der wir alle ins Freie eilen, um endlich etwas frischen Benzindunst zu atmen.“ Sobald nämlich ein schöner warmer Frühlingstag ins Land zieht, sind viele Menschen nicht mehr zu halten. Sie schwingen sich in ihre Autositze und fahren mit dem Vehikel in der Gegend herum. Autostaus sind vorprogrammiert.
 
Auch wir Wanderer benützen oft unseren fahrbaren Untersatz, da in abgelegenen Gebieten oft keine oder nur wenige Busse fahren. Wir bilden jedoch immer eine Fahrgemeinschaft.
 
„Wenn der Frühling ins Land zieht, wäre es eine Beleidigung der Natur, nicht einzustimmen in ihr Jauchzen.“ Dieses Zitat stammt von John Milton. Recht hat der Mann. Ich verstehe manche Leute nicht, die laufend über das Wetter und die Jahreszeiten herummäkeln. Es sind die ewigen Nörgler, die überall ein Haar in der Suppe finden. Wir sollten dankbar sein, wieder einen Frühling (Lenz), den die meisten als die schönste Jahreszeit empfinden, zu erleben und so manchen Jauchzer von uns geben. Bei unseren Wanderungen stimmen immer wieder 2 Wanderfreunde, die als Sänger in einem Verein jubilieren, Lieder an. Dann können sich die Ungeübten nicht mehr zurückhalten, und es wird aus Leibeskräften mitgesungen.
 
Aber wir brauchen nicht unbedingt den Frühling, um zu frohlocken. Auch die anderen Jahreszeiten haben ihre Reize. Dazu eine treffende Bemerkung von Walter Hess:
 
„Für mich ist der Frühling gleichwertig wie jede andere Jahreszeit – denn jede hat ihre eigenen Reize. Ich schätze den Novembernebel nicht weniger als das Auftauchen der Frühblüher im Februar oder März. Ein Gewitter ist mindestens so schön wie ein strahlender Sonnenschein. Bei Winterspaziergängen in Wäldern offenbaren sich mehr Details als während der vollen Vegetationsphase, obschon auch diese ihre Reize hat.
 
Mit zunehmendem Alter habe ich begonnen, weniger zu werten als vielmehr unterschiedliche Erscheinungen zu beobachten und zu geniessen. Das hat meine Lebensqualität enorm verbessert.“
 
Frühblüher in Wald und Flur
Nach diesem milden Winter wunderte ich mich nicht mehr: Obschon er noch nicht ganz vorbei war, entdeckte ich am 24.02.2008 anlässlich einer Fahrradtour von Schopfheim D nach Hausen im Wiesental einige Frühblüher. So sah ich schon Gänseblümchen, Krokusse und Schneeglöckchen in Parks und Gartenanlagen. An einem Bachlauf lugte ein einsam blühendes Buschwindröschen (Hahnenfussgewächs) hervor, und auf einem Feld entdeckte ich den Persischen Ehrenpreis (den Grossen Ehrenpreis), ein Braunwurzgewächs. Dieser blüht in der Regel von März bis Dezember.
 
Zum Ehrenpreis eine Geschichte: Ursprünglich war dieser in Kleinasien beheimatet. In Europa wurde er in Botanischen Gärten gehalten. 1805 verwilderte er aus dem Botanischen Garten Karlsruhe. Dies war ein Glück für Naturfreunde, denn von da an erfreuen sich diese an den schönen himmelblauen Blüten mit gelblich-weissem Schlund.
 
Das Gänseblümchen wird auch Tausendschön und Massliebchen genannt und gehört zu den Korbblütengewächsen. Das Körbchen schliesst sich bei Regenwetter und in der Nacht. Es dreht sich oft nach der Sonne.
 
Zur Namensdeutung des Buschwindröschens (Weisse Osterblume) eine Bemerkung: Man weiss nicht, woher die Bezeichnung kommt. Aber eine mögliche Erklärung hätte ich anzubieten: Die weissen Blüten werden leicht durch den Wind entblättert. Übrigens enthält die Pflanze die Gifte Anemonin und Protoanemonin.
 
Damit noch nicht genug: Bei meiner Fahrradtour entdeckte ich in dem Bach die ersten Pflänzchen der Echten Brunnenkresse (Kreuzblütengewächs). Kein Wunder; denn es war nämlich ein schöner Sonntag mit angenehmen Temperaturen um 16 °C im Schatten und in der Sonne so um 20 °C.
 
Mitte März sahen wir bei einer Wanderung auf dem Planetenweg bei Kandern das Lungenkraut und die ersten Schlüsselblumen und auf einer Wanderung im Markgräflerland die ersten Bärlauchblätter in einem Wäldchen.
 
Am 02.04.2008 wanderten wir von Binzen nach Feuerbach D und wieder zurück. Hier sahen wir an besonders geschützten Stellen die ersten blühenden Kirschbäume und Löwenzahnblüten der Saison. Nur die Apfelblüten hielten sich noch zurück. Die rötlichen Knospen waren kurz vor dem Aufplatzen. In Gebüschen und Waldrändern sahen wir einen weiteren Frühblüher, nämlich den Schwarzdorn (Schlehe). Bei dieser Pflanze zeigen sich die Blüten vor den Blättern. In der Volksheilkunde werden die Blüten für einen „Blutreinigungstee“ genutzt.
 
Einige Wetterregeln zum Frühjahr
Unsere Vorfahren beobachteten sehr genau die Natur. Und so entstanden Wetterregeln, Witterungsregeln, Bauernregeln, Bauernweisheiten, Ernteregeln, Lostage, Pflanzenregeln und Jahresregeln. Hier einige Wetterregeln zum Frühjahr:
 
„Gibts im Frühjahr viel Frösche, so geraten die Erbsen.“
„Im Frühjahr Spinnweben auf dem Feld gibt einen schwülen Sommer.“
„Wie das Wetter im Frühlingsanfang bis Mitte April, wird es im Sommer sein, so Gott will.“
„Grasmücken, die fleissig singen, wollen uns das Frühjahr bringen.“
„Wenn die Drossel schreit, ist der Lenz nicht mehr weit.“
„Donner über dem kahlen Baum bedeutet kein gut Frühjahr.“
„Steigt der Saft in die Bäume, erwachen die Frühlingsträume.“
„Viel Nebel im Frühjahr, viel Gewitter im Sommer.“
„Hasen, die springen, Lerchen, die singen, werden sicher den Frühling bringen.“
 
Es gibt auch eine Unzahl von Bauernregeln für den Winzer. Einige davon möchte ich nennen:
 
„St. Eulalia (12.2.) Sonnenschein, bringt viel Obst und guten Wein.“
„Gibt´s an Markus (25.4.) Sonnenschein, so bekommt man guten Wein.“
„Aprilensturm und Regenwucht, kündet Wein und goldne Frucht.“
„Abendtau und kühl im Mai, bringt Wein und vieles Heu.“
„Hat Urban (21.5.) Sonnenschein, gibt es viel und guten Wein.“
„O heiliger St. Veit (15.6.), regne nicht, dass es uns nicht an Obst und Wein gebricht.“
 
Und zum Schluss ein Vierzeiler, den ich in einem alten Pflanzenbuch von 1894 entdeckt habe („Die Pflanzenwelt“ von Rudolf Bommeli): 
„Blau ist der Himmel, klar ist die Luft,
Süss uns umhauchet Aether und Duft,
Blume an Blume blinkend erspriesst:
Perle des Jahres, Lenz sei gegrüsst!
(Julius Altmann) 
Weitere Frühlingsgedichte und Frühlingszitate sind unter der folgenden Internetadresse nachzulesen:
 
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