Textatelier
BLOG vom: 06.01.2007

Behindertes Kind misshandelt: Ashley, der Kissenengel

Autor: Emil Baschnonga, London
 
Ashley, das körperlich und geistig schwer behinderte Kind einer Familie in Seattle (USA), wurde als erstes mit dem neu entwickelten „Ashley Treatment“ behandelt; diese spezielle Behandlung sollte ihr eine bessere Lebensqualität sichern. Ihr Zustand wurde als „static encephalopathy (SE)“ mit dem Zusatz „of unknown etiology“ (von unbekannten Ursachen) bezeichnet – ein Hirnschaden, der sich weder verschlimmert noch verbessert, also statisch bleibt. Ashley wird künstlich ernährt und kann weder gehen noch sprechen.
 
Im Juli 2004 wurden ihr Uterus, ihr Blinddarm und erst noch ihre Brustansätze wegoperiert. Anschliessend wurde das Kind mit hohen Östrogen-Dosen, die das Grössenwachstum unterbinden, weiterbehandelt. Ashley ist jetzt 9 Jahre alt und wird nicht mehr weiterwachsen. Auch das Körpergewicht wird sich kaum merklich verändern.
 
Von dieser kontroversen Behandlung erfuhr ich erst am 4. Januar 2007 aus der englischen Presse. Am Morgen des 5. Januar 2007 berichteten die „BBC News“ darüber. Gegner und Befürworter dieser Behandlungsmethode werden sich jetzt auch in England melden.
 
Vorausschickend verweise ich auf die kürzlich von Ashleys Eltern eingerichtete Website www.ashleytreatment.live.com/blog, worin sie unter dem Titel „The ‚Ashley Treatment’ – Towards a Better Quality of Life for ,Pillow Angels’” am 3. Januar 2007 ihren Entscheid für diese Behandlung begründeten. Ich zitiere und übersetze daraus, so getreulich wie möglich, auszugsweise:
 
„Der Entscheid für diese Behandlung fiel uns, im Gegensatz zu den meisten anderen Leuten, leicht.”
 
„Ashleys kürzerer und leichterer Körper erlaubt es uns, sie weiterhin in unserer Familie zu pflegen und am Familienleben teilnehmen zu lassen, ihr Wärme, Geborgenheit und Liebe zu geben ...“.
 
„Ashley wird sich körperlich wesentlich komfortabler fühlen, befreit von Monatsbeschwerden und grossen voll entwickelten Brüsten. Ihr kleiner Körper lässt sich unbeschwerter herumtragen und betten.“
 
„Der Einwand, dass diese Behandlung wider die Natur sei, ist die lächerlichste von allen; in der Medizin geht es durchwegs um Eingriffe gegen die Natur.“
 
„Sie wird ihre Würde in einem Körper bewahren, der gesünder und besser an ihren Zustand der Entwicklung angepasst ist.“
 
„Gott, wie wir ihn kennen, will, dass Ashley eine gute Lebensqualität geniesse und hat verfügt, dass ihre Eltern alle Mittel dazu einsetzen.“
*
Das herbeigezogene Ethik-Komitee in Seattle hat diese Eingriffe gebilligt. Die Sterilisation eines Menschen, ob behindert oder nicht, ist in der zivilisierten Welt nicht erlaubt und gegen das Menschenrecht. Ich bin noch etwas tiefer ins Google eingestiegen und stelle fest, dass diese Misshandlung eines Menschen in Amerika viel Empörung entfacht hat. Die Debatte dauert an und weitet sich jetzt geographisch aus.
 
Ashleys Eltern wird nachgesagt, dass sie gebildet seien. Merkwürdig, wie leicht es ihnen fiel, ihren Entscheid zu treffen. Ich finde es äusserst bedenklich, dass sich Ärzte zu solchen drastischen Eingriffen an einem behinderten Kind hinreissen liessen.
 
Masse ich mir als Aussenstehender ein Urteil an, das mir nicht zukommt? „Keineswegs“, gebe ich meine Stimme ab und hoffe inständig, dass Ashley der einzige „Kissenengel“ bleibt.
 
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