Textatelier
BLOG vom: 04.12.2006

Feuer und Flamme für Zürich und für die Freiwilligenarbeit

Autorin: Rita Lorenzetti, Zürich
 
Heute Montagmorgen hatte ich gerade noch Zeit, den heute erschienenen Beitrag im Blogatelier zu lesen, bevor ich in die Stadt fuhr. Der beschriebene Besuch von Walter Hess in Zürich regte mich zu allerlei Gedanken an. Was hätte ich ihm und seiner Frau gezeigt, wenn wir uns getroffen hätten?
 
In Gedanken begleitete ich dann die (fiktiven) Gäste aus dem Aargau auf den Lindenhof. Ich wollte ihnen Aussicht und Übersicht vermitteln. Also gingen wir am Fraumünster vorbei nach St. Peter und hinauf zum Lindenhof. Gerade dieser Tage hatte mir ein Freund erzählt, dass der berühmte Geomantiker und Landschaftsheiler Marco Pogacnik hier oben auf diesem kleinen Hügel auf ein vital-energetisches Zentrum gestossen sei. Wie gut, das zu wissen.
 
Wir schauten einfach einmal aus. Zum Zürichberg hin, zu all den Gebäuden und Türmen. Zu den Spitalbauten, zur Universität, zur Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH usw. Auch die verwinkelten Hausdächer mit ihrem Charme faszinierten uns. Und natürlich der Lauf der Limmat und der Blick über sie Richtung See. Auf das selbstbewusste Grossmünster musste nicht speziell verwiesen werden. Es steht da und alle wissen: Das ist es.
 
Wir standen hier oben der Predigerkirche, die im Niederdorf angesiedelt ist, direkt gegenüber. Und da konnte ich ausführlich erzählen: In dieser Kirche gehöre ich zum so genannten Präsenzdienst. Das heisst, ich hüte die Kirche. Ich bin die erste Ansprechperson für Frauen und Männer, die hieher kommen, um etwas zu fragen oder zu plaudern oder sich in der Stille zu erholen. Für Menschen in seelischen Nöten stehen Seelsorger zur Verfügung. Ich beantworte Fragen zu Gottesdiensten oder zur Kirche, Fragen auch, die Touristen stellen. Die bewegte Geschichte dieses Orts ist oft ein Gesprächsthema. Auch Fragen zur Bibliathek (so heisst sie), die zur Verfügung steht. Eine Lese-Insel, reich an deutsch- und fremdsprachigen Bibelübersetzungen, modernen Nachschlagewerken sowie wissenschaftlicher Literatur stehen zur Verfügung. Und moderne Polstermöbel dazu. Kinder können auf kleinen Stühlen und an passenden Tischen die schönsten illustrierten Kinderbibeln und auch sonstige Kinderbücher anschauen. Randständigen, die um Almosen betteln, kann ich Gutscheine fürs Essen abgeben. In Notfällen auch für eine Übernachtung.
 
Ich habe eine Wächterfunktion, ähnlich der in einem Museum. Je nach Dienstzeit öffne oder schliesse ich die Kirche. Es sind Lichter und Kerzen anzuzünden oder auszulöschen. Am Abend gilt es Kontrollgänge zu machen, damit niemand eingeschlossen wird.
 
Ich sitze an einem alten, langen Refektoriumstisch, auf dem meist frische Blumen stehen und eine Kerze brennt. Vor mir das Telefon für Notfälle und ein Ordner mit wichtigen Adressen und Hinweisen. Hier fühle ich mich wohl und am rechten Platz. Ich schätze Kontakte, höre zu, was die Mitmenschen beschäftigt. Oft kann ich nicht helfen, kann ihre Probleme nicht lösen. Aber ich spüre immer wieder, was Zuhören bewirken kann. Die Menschen, die ihre Sorgen aussprechen dürfen, hören sich selber zu und ordnen oft ganz von allein verworrene Gedanken und gehen etwas erleichtert weiter.
 
In dieser evangelisch-reformierten Predigerkirche weht ein guter, offener Geist. Es arbeiten hier auch katholische Christen. Wir sind etwa 45 Personen, die diesen Dienst tun. Zum Präsenzdienst gehören auch katholische Nonnen, und die ökumenische Seelsorge für Menschen in Not wird von Pfarrern beiderlei Geschlechts und auch von katholischen Ordensleuten getragen.
 
Es besteht eine Zusammenarbeit unter den Konfessionen. Das gefällt mir speziell. Es weht hier ein offener Geist. Das spüren sogar Touristen.
 
Morgen, am 5. Dezember 2006, dürfen wir Freiwillige feiern. Es wird der internationale UNO-Tag der Freiwilligen begangen. „Feuer und Flamme“ ist sein Thema. Die Freiwilligen aus der Predigerkirche und dem Grossmünster treffen sich mit jenen aus dem Universitätsspital und dem Bewährungsdienst. Es ist eine ökumenische Feier geplant, mit der die Freiwilligenarbeit gewürdigt, aber auch auf sie aufmerksam gemacht werden soll.
 
Das Programm: Beginn der Feier um 17.30 h im Grossmünster, anschliessend Apéro um ein wärmendes Feuer auf dem Zwingliplatz. Es werden mitwirken: Der afrikanische Chor von der Mission catholique de langue française, alt Nationalrätin Angeline Fankhauser, 4 Freiwillige und Pfarrerin Käthi La Roche.
 
Zum Abschluss meines fiktiven Besuches umrundeten wir noch das Areal der Predigerkirche und der Zentralbibliothek. Wir wählten den Weg via Mühlegasse, durch die Predigergasse, dem neuen Zentralbibliothek-Gebäudes entlang und schauten auf den Bibliotheks-Hof mit seinen Zeugen aus allen Bauepochen vom einstigen Dominikanerkloster bis zur heutigen Kirche. Die Rückkehr ins Niederdorf mit Blick zu den niederen Häusern liess uns beinahe vergessen, dass wir uns in der Grossstadt Zürich befinden.
 
Herzlich willkommen ein andermal!
 
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