Textatelier
BLOG vom: 07.02.2006

Besuche bei Nachbarn: Immer etwas ganz anderes

Autorin: Rita Lorenzetti
 
Auf einer der Neujahrskarten, die in meinem Briefkasten gelandet sind, hiess es: „Nicht der Fluss fliesst, sondern das Wasser. Nicht die Zeit vergeht, sondern wir.“
 
Dieses Wort hat sich dieser Tage wieder einmal bestätigt. Unser Nachbar N. ist gestorben. Trotzdem fliesst die Limmat hinter unseren Reihenhäusern unbekümmert weiter, und unsere Zeit mit all ihren Einflüssen gibt es auch immer noch.
 
Für die direkt Betroffenen ist ein Tod oft Schicksalsschlag, manchmal auch Erlösung. Auf jeden Fall verändert er vieles. Manche Angehörigen bekommen durch ihn augenblicklich einen neuen Platz im Leben. Für Aussenstehende ist das anders. Aber sogar sie werden – wenn auch nur kurz – von seinem Geheimnis berührt.
 
In unserer Reihenhaus-Siedlung ist es üblich, dass für verstorbene Nachbarn gesammelt wird. Früher stand das Abschiedsgeschenk als Kranz mit Schleife als letzter Gruss am Grab. Heute wird gemeinnütziger Institutionen gedacht.
 
So bin ich jetzt wieder unterwegs, klopfe an manche Tür, werde willkommen geheissen, finde Einlass, höre Geschichten. Ein Tod beschliesst Lebensgeschichten, lässt aber zuerst noch manche Episoden neu aufflackern. Aber eines bleibt sich eigentlich immer gleich. Es fällt plötzlich leicht, bei Menschen, die im Miteinander knorrig und eigenwillig erschienen, die guten Seiten zu sehen und vorher vorhandene Abneigungen aufzulösen.
 
Solche Gänge sind für mich immer noch etwas ganz anderes. Wer mich einlässt, öffnet auch eine Tür zu sich selbst. Wenn ich von Haus zu Haus ziehe und die verschiedenen Einrichtungen sehe, zeigt sich mir auch das Bild des inneren Menschen, seiner Werte, seiner Vorlieben, seiner Art von Kultur. Da möchte ich dann den Erbauer Hans Bernoulli auf diese Gänge einladen und ihm zeigen, was Menschen von heute aus seinen Häusern aus den Jahren 1920–1930 machen. Zusammen würden wir sicher von Welten reden, die sich uns da offenbaren. Von Lichtdurchlässigkeit und Heiterkeit, von Kuriosem, aber auch von Düsternis und Angst. Es gibt hier Häuser, die dunkel und wie Burgen abgeschlossen, mit vielen Warnschildern versehen sind. Als Bernoulli sie baute, wurden die Mauern einheitlich weiss getüncht, Türen und Läden grün gestrichen. Und heute? Das Kunterbunte ist zum Massstab geworden. Im Innern wurden und werden an vielen Orten Wände herausgetrennt und grössere Räume geschaffen. Wintergärten wurden angebaut usw. Und immer noch sind diese Häuser Vorzeige-Objekte für Architekturstudenten.
 
Wenn ich nun nochmals das Eingangs-Zitat lese, wird mir klar, wie die Zeit zwar nicht vergeht, aber der Zeitgeist sich ändert.
 
Hinweis auf ein weiteres Blog zu den Bernoulli-Häusern
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